Linz bewirbt sich auf der eigenen Homepage als Sportstadt. Und das stimmt auch so. Sowohl die Eishockey-Cracks, als auch die Handballer, Volleyballer oder auch... Warum Linz (momentan) keine Fußballstadt mehr ist

Oberösterreich LandeswappenLinz bewirbt sich auf der eigenen Homepage als Sportstadt. Und das stimmt auch so. Sowohl die Eishockey-Cracks, als auch die Handballer, Volleyballer oder auch der Tischtennisverein sind österreichweit top. Dazu gibt es schnelle Schwimmer und Ruderer in der Stadt an der Donau. Der Marathon mauserte sich zum dem Laufevent in den Bundesländern, beim Tennisturnier schlägt die Weltelite auf und auch das Teilnehmerfeld beim Guglmeeting oder beim Ebelsberger Reitturnier ist nicht von schlechten Eltern. Aber auch auf Randsportarten wird nicht vergessen: Zuletzt gab es auch eine Swing-Golf-WM und auch Rugby oder American Football wird gespielt. Zusammengefasst, Linz ist wahrlich eine breit gefächerte Sportstadt! Nur fehlt eben eine Sportart in dieser Aufzählung: König Fußball regiert schon länger nicht mehr in der hinter Wien und Graz drittgrößten Stadt Österreichs – wir begeben uns auf Spurensuche quer durch die Stahlstadt!

Nach der als „Fusion“ verkauften Übernahme der VÖEST (bzw. damals FC Stahl) durch den LASK, sollte im Sommer 1997 ein neuer Großklub in der oberösterreichischen Landeshauptstadt entstehen. Natürlich konnte man nicht zwei rivalisierende Fanlager einfach über Nacht zu einem neuen Klub zusammenfassen. Der LASK blieb bzw. wurde zum „LASK Linz“ und die Blauen gründeten in der Folge ihren FC Blau Weiß Linz – im altehrwürdigen Donaupark-Stadion, als Nachfolgeverein des ebenfalls schwer angeschlagenen Werksverein SV Austria Tabak.

Die Vergangenheit – eine Zeit voller Probleme

Da es somit heute nur noch einen echten Profiverein in Linz gibt, konzentrieren wir uns jetzt vorrangig auf den LASK. Die Fehlerkette nahm dort schon länger seinen Anfang. Unter der Regentschaft von Pleitenbankier Wolfgang Rieger wurde der Klub in den Konkurs gewirtschaftet, konnte aber zumindest fortgeführt und saniert werden. Dadurch verlor der LASK im Laufe der Zeit sämtliches Eigentum und ist mittlerweile quasi heimatlos. Zwischendurch verließ man sogar die Stadt und spielte 2013 zeitweise in Schwanenstadt. Am Matchtag kehrt der LASK jetzt natürlich wieder auf die Gugl zurück, doch trainiert wird in Pasching. Im Linzer Speckgürtel wird zwischen den Vorstadtgärten der Verein aus der Hauptstadt eher geduldet, denn als er willkommen ist.

Dazu fehlt dem LASK momentan eine ganze Fangeneration. Die Negativschlagzeilen der letzten Jahre und das dadurch ramponierte Image machte sich auch bei den Fans bemerkbar. Die vorwiegend jugendlichen Stahlstadt-Patrioten peitschen momentan lieber die Blackwings in der Eishalle ein, als den LASK oben auf der Gugl zu unterstützen. Bei den Pubertierenden sind die türkisen Eishockey-Leiberl zurzeit klar hipper, als die schwarz-weißen Fußballshirts.

Dazu wird auch die Legendenbildung selten so ausgiebig zelebriert wie hier. Diese Mentalität färbt auch stark auf das gesamte Umfeld ab. Immer wieder wird auf der Gugl von der guten alten Zeit philosophiert und ihr nachgetrauert. Die einstige „65iger-Meistermannschaft“ – rund um Köglberger und Blutsch – ist noch immer omnipräsent und wird auch heute noch gefühlt jährlich geehrt, während der heutige LASKler grundsätzlich erst einmal kritisch beäugt wird.

Das Stadion

Eine Betonschüssel mit Ostblockcharme, schlechte Voraussetzungen für echte Fußballeuphorie: Das ist das Stadion der Stadt Linz oder auch die „Gugl“. Der Wind zieht durch das offene Rund, eine aufkommende Stimmung wird spätestens von der Laufbahn verblasen. Dazu noch gänzlich suboptimal gelegen, mitten in bester Wohnlage, eingebettet am Froschberg. Dazu bei großen Spielen verkehrstechnisch mit Staugarantie inklusive. Kaum verwunderlich, dass weder Spieler noch Fans mit ihrem Stadion glücklich sind. Die Chance auf ein neues Stadion im Rahmen der Euro 2008 wurde nicht genutzt, das Budget wurde stattdessen für das Kulturjahr „Linz 09“ reserviert. Was ja so auch nachvollziehbar und verständlich ist. Dass stattdessen danach aber kolportierte 32 Millionen Euro in die Renovierung gesteckt wurden, sorgte nicht nur in der Stadt am Fuße des Pöstlingbergs für kollektives Kopfschütteln. Für Länderspiele ist die knapp sechzig Jahre alte Dame noch immer nicht geeignet. Der Besuch der Elfenbeinküste 2012 wurde nur mit Ausnahmegenehmigung durchgesetzt und wird vermutlich der letzte des Nationalteams für längere Zeit bleiben. Zum Vergleich: Mit offiziell „nur“ 25 Millionen Euro wurde in St. Pölten zur gleichen Zeit ein zwar kleines, aber feines Fußballstadion errichtet.

Die Führung des LASK

Die letzten Jahre waren sowohl für den Verein, als auch für die Fans kräftezerrend. Unter der strengen – nicht wenige sagen sturen – Hand des Präsidenten Peter Michael Reichel sollte der Klub wirtschaftlich wieder gesunden. Doch der Tennisexperte wollte oder konnte schwer mit potentiellen Sponsoren zusammenarbeiten – weshalb die finanzielle Unterstützung im großen Wirtschaftsraum nur sehr mager ausfiel. Viel Stunk und Unruhe war die Folge, während die Kassen weiter leer blieben, so folgte gar der Absturz in die Regionalliga. Der Schuldenberg belief sich zuletzt auf kolportierte viereinhalb Millionen. Spielergehälter konnten wieder einmal nicht bezahlt werden, die Lage war trist, die Insolvenz schwebte wie ein Damoklesschwert über dem oberösterreichischen Traditionsklub.

Doch ausgerechnet am Heiligen Abend 2013 gab’s dann das so lang ersehnte Geschenk für viele Schwarz-Weiße. Reichel räumte nach 14 Jahren den Chefsessel. Neben dem Vorstand unter dem neuen Präsidenten Wolf-Dieter Holzhey übernahm ein Konsortium aus (damals noch) 14 Freunden des LASK das Ruder. Motiviert und voller Tatendrang startete man in die Mission, den LASK wieder zu einer fixen Größe in Österreich zu machen. Mittlerweile gibt es keinen echten Präsidenten im klassischen Stil, geführt wird der Verein offiziell von der mittlerweile auf 19 Freunde angewachsenen Betreibergesellschaft. So viele – offiziell mehr oder weniger – gleichberechtige Bosse sind wenn es sportlich und wirtschaftlich gut läuft ein positives Modell. Sobald der Motor aber einmal stottert, wird’s vermutlich kompliziert: Wer übernimmt die Verantwortung oder fällt rasch, unpopuläre Entscheidungen und fungiert als Krisenmanager?

Ähnlich auch die Kaderplanung, frei nach dem Motto: Wenn Geld da ist, werden Spieler geholt. Jedoch vermisst man immer noch eine langfristige Strategie, ein Konzept oder zumindest eine Art Spielphilosophie. Wenn Namen verfügbar und leistbar sind, wird zugeschlagen. Bestes Beispiel: Während der Herbstmeister aus Linz im Winter noch einmal kräftig am Transfermarkt nachlegte, blieb man beim Rivalen Mattersburg gelassen, schenkte der bestehenden Mannschaft und dem Trainer das Vertrauen.

Das sagen die Fans

Lokalaugenschein im Linzer Donaupark: Beim FC Blau Weiß Linz ist man eigentlich ganz zufrieden. Im Spitzenfeld der Regionalliga platziert, viele Derbies, zahlreiche Erfolgserlebnisse und vielleicht sogar noch als Draufgabe ein Relegationsspiel um den Aufstieg in die Erste Liga. Der Blau-Weiße ist also grundsätzlich mit dem Hier und Jetzt ganz zufrieden, holt doch der Halbprofi-Verein sportlich momentan ziemlich das Maximum aus sich heraus.

Hört man sich im Fansektor des LASK um, wird da schon mehr gejammert. Vorrangig aktuell über den jüngsten Trainerwechsel. Wirklich verstehen können vor allem den Zeitpunkt (nach zwei Frühjahrsrunden) nur die Wenigsten. Ein Dauerbrenner ist natürlich auch das nicht mehr zeitgemäße Stadion. Hier würde man sich etwas Bewegung und endlich einmal Konkretes wünschen. Dass der Verein auch noch Miete an die Stadt zahlen muss, um die alte Gugl benutzen zu dürfen, stört einen Fan am Meisten.

Auch, dass oft (neue) Probleme einfach auf die alte Reichel-Ära geschoben werden, nervt bereits. Dazu wird auch die fehlende Einkaufspolitik kritisiert: Oftmals Masse statt Klasse. Dazu würden die Laskler wieder gerne neue, eigene Identifikationsfiguren sehen. Es wird immer weniger auf junge, hungrige Eigenbauspieler gesetzt. Einem sich gut entwickelnden Eigengewächs, wie zum Beispiel Sebastian Schröger, wird wieder einmal ein teurer Spieler vor die Nase gesetzt, kritisiert ein Fan.

Die Aussicht

Immerhin wurden neben den 19 Freunde des LASK gleich 56 neue Sponsoren ins Boot geholt. Die Altlasten wurden übernommen und sollen in einem Dreijahresplan abgebaut werden. Ein schuldenfreier Verein hätte dann auch wieder deutlich mehr Handlungsspielraum. Im Vorjahr erhielt man die Lizenz wieder einmal nach einer gefühlten Ewigkeit auf Anhieb. Auch heuer sollte es keine größeren Probleme geben. Ein spannendes Modell sind die „Freunde des LASK“ auf jeden Fall, zwar nicht unumstritten, aber eine wirkliche Alternative gab es bei den Linzer Schwarzweißen kaum nicht mehr. Ein schlafender Riese bleibt man ohnehin, jetzt liegt es an den Freunden ihn bald wieder zu wecken. Dann werden auch wieder mehr Anhänger auf den Froschberg pilgern und das derzeit noch (für Linzer Verhältnisse) etwas müde Faninteresse wieder zu steigern. Potential steckt auf jedem Fall im Verein – gibt man ihm die nötige Zeit und Geduld wird die Sportstadt Linz in absehbarer Zukunft auch im Fußball wieder erstklassig sein.

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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