Salzburg-Trainer Ricardo Moniz ist sicherlich ein ziemlich guter Trainer. Durchschaut hat er eines: Reagieren ist leichter, als zu agieren. Aus diesem Grund verloren die... Überlegen im Feld, zu wenige zwingende Chancen – Red Bull Salzburg braucht gegen Rapid "Opinion Leaders"

Salzburg-Trainer Ricardo Moniz ist sicherlich ein ziemlich guter Trainer. Durchschaut hat er eines: Reagieren ist leichter, als zu agieren. Aus diesem Grund verloren die Bullen auf Zypern das erste Auswärtsspiel nachdem sie neun Mal in Folge unbesiegt geblieben waren. Daheim läuft es bekanntermaßen nicht so gut – weil reagieren eben leichter ist, als agieren.

Gegen die Zyprioten von Omonia Nikosia machte die Elf des Vizemeisters in Durchgang eins so gut wie alles richtig. Einmal über links, einmal über rechts, die Gegenspieler narren, Karten provozieren, rein in den Strafraum, Schüsse von der Strafraumgrenze. Doch Red Bull Salzburg war zu wenig zwingend und das Tor wollte nicht gelingen – nicht zum ersten Mal unter Trainer Moniz. Die Gegner tun sich in der Bullenarena nämlich um einiges leichter. Oftmals riegeln vier bis sechs Mann die Zentrale ab, je zwei an den Außenbahnen, zwei doppeln gegebenenfalls auf und das Konzept heißt Konter. Das machte der Vizemeister aus Zypern so, das machte auch Mattersburg. Das 4-3-3 von Red Bull war zwar prinzipiell sehr offensiv ausgelegt, die Räume zwischen den Spielern waren aber vor allem vorne etwas weit. Leonardo und Svento vergaßen zu oft darauf, die nachrückenden Außenverteidiger einzubinden und suchten Eins-zu-Eins-Situationen. Die Anspiele auf Cziommer und Leitgeb kamen dabei hin und wieder an, zum Ärgernis von Fans und Trainer sind aber beide nicht der Prototyp des torgefährlichen Mittelfeldspielers. Bezeichnend fiel das Tor dann durch eine Einzelaktion von Martin Hinteregger, der den Goalie überraschte.

AUFGABE FÜR RAPID

Für das Spiel am Sonntag werden sich also Schöttel und Moniz einiges überlegen müssen. Moniz kann beispielsweise mit Maierhofer einen echten Brecher bringen, der die Flanken von Leonardo und Svento doch besser verarbeiten wird können, als der kleine Alan. Peter Schöttel wird sich überlegen müssen, wie er das Spiel taktisch anlegt. Fakt ist, dass Rapid derzeit wohl nicht in der Lage ist, den Bullen spielerisch Paroli zu bieten. Eine massive Abwehr wird vonnöten sein, um den Angriffswirbel des Gegners zu unterbinden. Allerdings tun sich die Wiener auch damit eher schwer. Schöttels Vorteil ist aber, dass Fußball eben nicht nur Taktik und Matchplan ist. Wenn die Gefahrenzone gut zugestellt ist, kann über schnelle Außenspieler wie Drazan und Trimmel einiges möglich sein. Wichtig ist, die Rolle des Underdogs wirklich anzunehmen, nicht zu versuchen, mitzuspielen. In dieser Spielzeit ist Rapid eben noch nicht so weit, den spielstarken Mannschaften auf Augenhöhe entgegenzutreten.

AUFGABE FÜR SALZBURG

Das Spiel gegen Rapid hat sicherlich nicht mehr die Wichtigkeit wie noch vor einigen Monaten. Der große Gegner der Bullen kommt zwar auch aus Wien, trägt aber violett. Prestigeträchtig ist ein Sieg gegen Grün-Weiß aber allemal und könnte auch wieder mehr Fans ins Stadion locken, intensivierte sich doch seit dem Red-Bull-Einstieg die Beziehung zwischen den Vereinen noch einmal mehr. Das Image als „Bayern Österreichs“ spiegelt sich aber nicht nur in der Rivalität wider, sondern auch am Feld. Viel Ballbesitz, aber wenig Gefahr im Sechzehnmeterraum prägten in den letzten Wochen auch das Spiel des deutschen Bundesliga-Rekordmeisters. In so einem mit vielen Emotionen geladenen Spiel tun den Bullen, die ja nicht immer mit Opinion Leaders gesegnet waren, die Rückkehr von Fränky Schiemer und die Anwesenheit von Stefan Maierhofer gut. Geht der Matchplan nämlich nicht auf, verpuffen alle taktischen Maßnahmen, wird das Spiel lethargisch und statisch, dann kann ein harter Einstieg oder ein lautes Wort Wunder bewirken.

FÜHRUNGSSPIELERANSCHAUUNGSUNTERRICHT

Hinter der Überschrift versteckt sich eine klare Botschaft, die gestern im europäischen Supercup beobachtet werden konnte. In der Phase, als Porto durch die hoch stehende Verteidigung das Kombinationsspiel der Edeltechniker Xavi, Messi und Iniesta gut unterband, nahm sich Eric Abidal ein Herz und machte das, was früher Gascoigne, Cantona oder Jeremies vorbehalten war: Einfach mal den Gegner wegräumen. Abidal konnte so seine Mannschaft wach rütteln, denn gerade die filigranen Techniker sind oftmals – auf gut wienerisch gesagt – „Häferl“. Sogar der ansonsten phlegmatische Iniesta ließ sich in der zweiten Halbzeit zu einer sinnlosen gelben Karte wegen Ballwegdreschens hinreißen. Wenn das mit Schiemer oder Maierhofer bei den Salzburgern funktioniert, dass Akzente in den richtigen Momenten gesetzt werden, kann der Gegner verunsichert werden und zu Fehlern gezwungen werden. Eine Warnung an die Konkurrenz!

Möglicherweise gelang es Salzburg, die letzten Mosaiksteinchen zu einer Spitzenmannschaft endlich gefunden zu haben. Rapid ist gewarnt, kann in Kleßheim nur überraschen.

Georg Sander, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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