Salzburg gegen Paris – das Duell zweier Mannschaften, die von großzügigen Investoren profitieren. Ein fernöstlich-österreichisches Aufputschgetränk gegen Geld aus Katar. Die Bullen benötigten einen... Salzburg bezwingt französischen Ligakrösus – zwei Supertore bringen Platz 2 und ein Endspiel in Bratislava!

Salzburg gegen Paris – das Duell zweier Mannschaften, die von großzügigen Investoren profitieren. Ein fernöstlich-österreichisches Aufputschgetränk gegen Geld aus Katar. Die Bullen benötigten einen Sieg mit zwei Toren Vorsprung, um am letzten Spieltag in Bratislava aus eigener Kraft aufsteigen zu können. Ein Sieg musste es auf alle Fälle werden. Eine Taktikanalyse.

Salzburgs Spiel sollte einerseits über Jakob Jantscher, Leonardo und Gonzalo Zarate am Boden stattfinden und dann möglichst schnell. Auf Flanken wartete in der Mitte Stefan Maierhofer. Eine weitere Idee: Weite Diagonalpässe von Martin Hinteregger und Petri Pasanen. Eine Anleihe bei Badstuber, Hummels und Co. Die Bullen legten gleich mit allem los, was das Taktikbüchlein von Moniz vorgab. Hoch, flach, steil, diagonal. Eine Sache zeichnete sich bereits zu Beginn ab: Dusan Svento tat sich auf der Sechserposition sehr schwer. Überhaupt wirkte die Mannschaft in der Rückwärtsbewegung nicht sattelfest. Vor allem Stefan Hierländer war, wie schon des Öfteren, auf der Position des Rechtsverteidigers oftmals überfordert. Auch Jefferson auf der anderen Seite tat sich schwer, ein paar Prädikate des modernen Außenverteidigers zu zeigen. Die Franzosen wollten sich ansehen, wie die Bullen auftreten würden und spielten abwartend. Des Weiteren trat Paris ohne die Stars Lugano, Menez und Pastore an. Immerhin reichte ja ein Punkt!

Leonardo als Freigeist

Der Brasilianer mit den offensichtlich wienerischen Raunzergenen nutzte seine Freiheiten in der Offensivzentrale immer wieder gut. Er verzögerte, setzte Mitspieler ein, beschleunigte durch Sprints. Das 1:0 durch Jantscher (20.) fiel dann aber ohne Leonardo nach einem perfekt gespielten Konter. Balleroberung in der eigenen Hälfte, Leitgeb verschaffte sich auf rechts Platz. Den Schlenzer im dem Außenrist verwertete der Steirer dann trocken. Manchmal kann Fußball sehr einfach sein! Das Tor war bezeichnend für die Auftritte im Europacup. Wenn die Bullen etwas Platz bekamen, konnten individuelle Fähigkeiten ausgespielt werden. Leonardo riss immer wieder Löcher in die Verteidigung, aber Maierhofer konnte nicht im Stile von Alan oder Wallner mitarbeiten. Nichtsdestoweniger zeigten die Salzburger eine gute Leistung in der ersten halben Stunde, zwangen den Gegner durch aggressives Attackieren zu mehr Fehlern, als selbst hinten gemacht wurden.

So ging es

Minute 34. Nachdem Zarate ein paar Minuten davor per Kopf nach schöner Jantscher-Hereingabe vergeben hatte, flog ein langer Pass aus der Innenverteidigung zu Leonardo. Der ließ seine Technik für sich arbeiten und setzte Zarate ein. Dieser vergab von innerhalb des Strafraums wieder knapp. Die Salzburger konnten durch die verunsicherten Franzosen so gut wie jede Variante im Offensivspiel ausprobieren, aber neben den zwei Chancen durch den Argentinier fehlte der Nachdruck. Die Gegenangriffe der Pariser hingegen waren sehr schnell auszurechnen und auch für die ebenfalls nicht sicheren Pasanen, Hierländer und Jefferson gut zu entschärfen.

Nicht gezogene Lehren

Das Spiel der „international“-Bullen war in Durchgang eins sehr gefällig, sie hätten auch höher führen können. Was auffiel war, dass der Brasilianer Jefferson links hinten eine Vorgabe war: Leicht auszuspielen und vorne ausschließlich schwache Flanken. Stefan Maierhofer lief zwar wie aufgezogen, die Mitspieler konnten seine Stärken aber nicht ausnutzen. Bei den technisch hoch versierten Gegenspielern fielen die Mängel des 2,02-Meter-Mannes umso mehr auf. Moniz hätte eines der folgenden zwei Dinge tun müssen: Entweder Simon Cziommer statt Jefferson bringen und Svento nach links hinten beordern oder Georg Teigl beziehungsweise Roman Wallner in das Sturmzentrum stellen. Vorweg: Alle drei Spieler sollten kommen, aber anders, als es für das Spiel sinnvoll gewesen wäre.

Kombouaré reagiert

Bahebeck ersetzte Jaillet und die Franzosen bewiesen, dass sie es doch können. Sie kamen einige Male gefährlich vor Walkes Kasten. Das Spiel wogte hin und her, ohne dass Salzburgs Konter oder PSGs Angriffe sehr zwingend waren. Es sprachen ein paar Prozentpunkte für die Franzosen. Doch Pasanen erwischte einen guten Tag an der Seite des soliden Hintereggers und gemeinsam mit Walke konnte den Angriffen stand gehalten werden. In Minute 60 kam es zu taktischen Adaptionen. Mit Gameiro kam ein zweiter Stürmer bei den Parisern und Moniz zog Svento auf die linke Flanke, brachte Simon Cziommer statt dem nicht ganz fitten Jantscher. Am Spiel änderte das aber dann auch wieder nicht so viel. Es fehlte den Bullen der Zug zum Tor in den Kontern. Die Mannschaft aus der Mozartstadt setzte den Langen weiterhin komplett falsch ein und Leonardo verließ immer mehr die Lust am Spiel.

Heißer Tanz am Ende wird belohnt

Georg Teigl ersetzte Zarate. Das war eine gute taktishe Variante. Der 20-Jährige ist pfeilschnell und sollte die linke Abwehrseite von PSG in den letzten zehn Minuten vor unlösbare Aufgaben stellen. Dennoch schienen die Franzosen dem Ausgleich weiterhin näher als die Salzburger dem zweiten Tor. In der 94. Minute wurden die Bullen belohnt. Teigl holte einen Eckball raus und Cziommer brachte ihn zur Mitte. Wallner verlängerte und Svento hatte sich in den Strafraum geschlichen. Er wandte seine perfekte Schusstechnik an und hämmerte das Spielgerät unwiderstehlich mit links in die Maschen. Diese Granate traf die Pariser mitten ins Herz. Moniz hatte hoch gepokert und gewonnen.

Kritisierenswertes…

Trotz des Traumresultates muss angemerkt werden, dass das Salzburger Trainerteam Maierhofer nach wie vor komplett falsch einsetzte. Während hinter ihm gleich fünf technisch Beschlagene agierten, wirkte er nie wirklich im Spiel. Alan-Misere hin oder her: Wer solche Techniker hat, fängt mit einem Maierhofer vorne nichts an. Stichwort Außenverteidiger: Diese verhielten sich ungenügend. Hinten war das Duo Hierländer/Jefferson fehleranfällig und zwangen ihre Innenverteidiger des Öfteren zum unnötigen Eingreifen. Als weiteres Minus ist Leonardos Verhalten im zweiten Durchgang anzumerken. Wenig Zielgerichtetes, Eigensinnigkeiten, Verschleppen des Spiels. Eine Vorgabe. Dass Moniz/Kovac die Missstände nicht korrigierten, ist auch als negativ zu bewerten.

Wichtige Pluspunkte

Die gewagte Doppelsechs mit dem Achter Leitgeb und der Allzweckwunderwaffe Svento funktionierte gut. Vor allem in der ersten Halbzeit arbeitete die Zentrale um diese beiden und Leonardo gut nach vorne. Zarate und Jantscher, der allgemein sehr stark spielte, spielten gefällig. Ein dickes Plus verdiente sich auch Martin Hinteregger. Der 20-Jährige spielte abgezockt wie ein alter Hase. Wenig Fouls, ein gutes Stellungsspiel und eine gute Spieleröffnung zeichneten ihn aus. Eine Erwähnung wert ist auch Alexander Walke. Der ehemalige U21-Keeper aus Deutschland war eine solide Nummer eins, die zur Stelle war, wenn es sein musste. Unüblich ist sein Gehabe in einigen Szenen sehr weit vor dem eigenen Tor zu stehen.

Gesamtfazit des fünften Spieltages

Das Pressing in der ersten Halbzeit zog lustlosen Franzosen den Zahn. Die sehr offensive Aufstellung in Verbindung mit umsichtigen Innenverteidigern entschärfte viele Angriffe. Dass der zweite Durchgang mehr von Kampf geprägt war, war auch klar. PSG musste mehr kommen und tat das auch. Doch im Gegensatz zu vielen Ligaspielen nahmen die Bullen die Einladung zum Kampf an, warteten geduldig auf ihre Chance. Ein Selbstläufer wird es in Bratislava aber nicht werden. Neben Douglas und Mendes, die nicht spielberechtigt sind, fehlen Schiemer sowie Schwegler verletzt. Auch Cziommer und Leitgeb müssen wegen Gelbsperren vorgegeben werden.

Letzten Endes ist aber Slovan Bratislava ein ganz anderer Gegner als die Millionentruppe von PSG. Der zweite oder gar dritte Anzug der Bullen muss diese Chance einfach nützen. Ohne Wenn und Aber!

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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