Lainer und Martschinko: Zwei junge Außenverteidiger vor wichtigem Entwicklungsschritt
Bundesliga 25.Juni.2015 Alexander Semeliker 0
Das Transferkarussell in der tipico Bundesliga dreht sich weiter und weiter. Dementsprechend setzt abseits.at auch seine Transferanalyse-Serie weiter fort. Dieses Mal betrachten wir die Wechsel von zwei jungen Außenverteidigern, die den Sprung zu zwei Großklubs wagen: Stefan Lainer und Christoph Martschinko.
Neben ihrer Position haben Lainer und Martschinko noch eine Gemeinsamkeit: sie stammen beide aus dem Nachwuchs von Red Bull Salzburg, kickten auch gemeinsam eine Saison lang für die Red Bull Juniors. Während Lainer nun in die Mozartstadt zurückkehrt, wird Martschinko nächste Saison beim erwarteten Titelkonkurrenten Austria Wien verteidigen. Wir sehen uns die Fußstapfen an, in die die beiden treten wollen.
Christian Schwegler: Sachlicher Dauerläufer
Die Position rechts hinten in der Viererkette ist seit Jahren in der Hand von Christian Schwegler. Der routinierte Schweizer wurde – vor allem von Fanseite – immer wieder ins zweite Glied zurückgeschrieben, setzte sich aber stets gegen seine Mitkonkurrenten durch. Schwegler ist kein hochmoderner, dynamischer oder spielmachender Außenverteidiger, der sich viel ins Kombinationsspiel einbringt. Vielmehr besticht der 31-Jährige mit seiner sachlichen Spielweise und seiner Physis, marschiert die Linie unermüdlich rauf und runter, gewinnt vor allem im Zweikampf viele Bälle.
Diese Eigenschaften sieht man auch in der obigen Grafik. Kein Außenverteidiger verzeichnete ligaweit pro 90 Minuten mehr Tackles als Schwegler (4,61), nur drei hatten eine bessere Zweikampfquote (59,5%). Andererseits ist auch seine Beschränktheit in den anderen Bereichen zu erkennen. Peter Ankersen hätte zeigte zwar, dass er die Anlagen dazu hätte, ein breiteres Spektrum abzudecken, konnte sie aber nicht dauerhaft bestätigen. Mit Lainer gibt es nun gewissermaßen ein Hybridtypen zwischen dem Dänen und dem Schweizer.
Stefan Lainer: athletisch und mit guter Balance
Bei Ried brillierte der 22-Jährige als rechter Flügelverteidiger. Auch er ist ein äußerst athletischer und kraftvoller Spieler, hatte in der letzten Saison aber gerade in der Defensive ein weitreichenderes Repertoire an Möglichkeiten. Sowohl bei der Quote an erfolgreichen Zweikämpfen (59,4%) und Anzahl der Tackles pro 90 Minuten (4,19) als auch hinsichtlich der abgefangenen Bälle (3,42) und klärenden Aktionen (3,86) ist er im ligaweiten Spitzenfeld. Darüber hinaus sorgte er mit einer hohen Flankenfrequenz und –genauigkeit offensiv immer wieder für Gefahr.
Ein statistisches Manko von Lainer sind seine Foul- und Passwerte. Gerade die schlechte Genauigkeit von 53,7% wirkt in erster Linie vernichtend, denn kein anderer Außenverteidiger unterbietet dies. Schwegler (66,7%) und Ankersen (62,8%) lagen hier deutlich drüber. Dies könnte jedoch auch mit den Ausrichtungen der jeweiligen Teams zusammenhängen. Im Vergleich zur SV Ried, wo mit Oliver Kragl auch der zweite Außenverteidiger eine sehr schlechte Passquote hatte (57%), agierten die Bullen im Ballbesitz nämlich vorsichtiger.
Markus Suttner: Ballverteiler und Flankenlieferant
Bei der Wiener Austria kommt es gewissermaßen zu einer neuer Zeitrechnung auf der linken Abwehrseite. Dort spielte mit Markus Suttner die letzten Jahre ein FAK-Urgestein, das nach 14 violetten Jahren zum FC Ingolstadt wechselt. Während auf den 28-Jährigen in der deutschen Bundesliga ein harter Kampf ums „Stammleiberl“ wartet, war er bei der Austria in den letzten Jahren aus nachvollziehbaren Gründen eine feste Größe. Der ÖFB-Teamspieler gehörte auch ligaweit zu den besten Außenverteidiger, was sich auch in seinen Statistiken widerspiegelt.
In der Defensive kam Suttner in der abgelaufenen Saison auf 3,66 Tackles und 2,49 abgefangene Bälle pro 90 Minuten. Dass die Anzahl an klärenden Aktionen vergleichsweise gering ist, ist angesichts der Tatsache, dass die Austria oft selbst das Spiel gestaltete, nachvollziehbar. Andererseits erkennt man Suttners große Bedeutung im Offensiv- und Kombinationsspiel. Er ist weniger ein dynamischer, wuchtiger Außenverteidiger, sondern brilliert im Verteilen von Pässen und mit seinen strukturierten Bewegungen im Angriffsdrittel. Gemeinsam mit der Tatsache, dass er viele Standards tritt, führt dies zu beeindruckenden Werten in den Kategorien Pässe, Flanken, Flankengenauigkeit und Torschussbeteiligungen.
Christoph Martschinko: Trotz guter Anlagen ein Fragezeichen
Der Wechsel von Martschinko zur Wiener Austria ist formal gesehen nur eine Leihe, denn die TSG Hoffenheim sicherte sich die Rechte am Linksverteidige, verlieh ihn aber sofort weiter. Obwohl er mit 21 Jahren noch relativ jung ist, verfügt Martschinko bereits über einige Bundesligaerfahrung. Drei ganze Saisonen hat der U21-Teamspieler bereits in den Beinen, kennt sowohl den Kampf um die internationalen Startplätze, als auch gegen den Abstieg. Doch gerade weil er bisher lediglich beim SC Wiener Neustadt und dem SV Grödig kickte, sind diesem Transfer einige kritisch eingestellt.
Mit 1,73m ist Martschinko merkbar kleiner als Suttner, was sich auch in einer etwas schlechteren Zweikampfquote zeigt. Während der scheidende FAK-Kapitän 57,8% seiner Duelle gewann, sind es bei dessen designierten Nachfolger 54%. Auch in den anderen Bereich scheint er Suttner nicht das Wasser reichen zu können, was jedoch durchaus verständlich ist. Die guten Anlagen im Kombinationsspiel und eine passable Dynamikfähigkeit sind jedoch klar zu erkennen, wenn man Martschinkos Verhalten auf dem Rasen genauer unter die Lupe nimmt. Insofern hat die Leihgabe durchaus viel Potenzial. Aus Sicht der Austria wird es aufgrund der Vertragsbedingung vor allem darauf ankommen, dieses so schnell wie möglich herauszuholen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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