Wirkungslose, unstrukturierte Überladungen: Salzburg verliert bei Minsk 0:2
Europa League 21.August.2015 Alexander Semeliker 0
In der Champions-League-Qualifikation scheiterte Red Bull Salzburg erneut an Malmö, sodass man im Europa-League-Playoff auf Dinamo Minsk traf. Die Weißrussen schalteten in der letzten Runde den FC Zürich aus und galten als machbarerer Gegner. Obwohl die Salzburger lange souverän schienen, verloren sie.
Es war der erste brauchbare Angriff, den Dinamo Minsk in Brest zum richtungsweisenden Tor verwertete. Davor und danach hielten sich die Weißrussen offensiv zurück. Gegen ein engagiertes, aber wenig durchschlagkräftiges Bullen-Team reichte das jedoch zum Sieg, da dieses erneut strukturelle Probleme hatte. In der Nachspielzeit legten sie dann noch das 2:0 nach.
Kompatibilitätsprobleme in Angriff und Abwehr
Bullen-Trainer Peter Zeidler fehlten für dieses Spiel nicht nur einige Stammkräfte, sondern teilweise auch deren Ersatzleute. So kam es dazu, dass im Angriff mit Yordy Reyna und Dimitri Oberlin zwei Stürmer begannen, die zueinander schlecht kompatibel sind. Beide sind Spieler, die gerne Tempo aufnehmen und Gegner überlaufen, jedoch im Kombinationsspiel Mängel haben. Rechts hinten bekam Christian Schwegler den Vorzug gegenüber Stefan Lainer; wohl deshalb, weil mit Martin Hinteregger ein sicherer Spieler in der Innenverteidigung fehlte und man so etwas Routine ins Team bringen wollte.
Anstelle des ÖFB-Teamverteidigers begann Duje Caleta-Car an der Seite von Paulo Miranda. Zwar unterlief dem Brasilianer diesmal kein haarsträubender, folgenschwerer Patzer, dennoch wirkte das Duo wenig harmonisch und zeigte Unsicherheiten bzw. individuelle Fehler. Einerseits war das Herausspielen schlechter strukturiert, andererseits waren die beiden in der Defensive unter Druck hektisch. Auch beim Gegentor sah man die Abstimmungsprobleme, als man gegen einen Lauf aus der Etappe auf Abseits spielte.
Minsk abwartend und glücklich im 4-4-1-1
Bis auf diesen Angriff trauten sich die Gastgeber nach vorne hin wenig zu. Sie standen weitestgehend passiv und tief in einer 4-4-1-1-Grundformation. Vereinzelt gab es Versuche sich mit Kombinationen vom Gegenpressing der Salzburger zu befreien, im Allgemeinen nahmen sie jedoch wenig Risiko. So konnten sie ihren körperlich starken und dynamischen Zielspieler Fatos Beqiraj kaum ins Spiel einbinden. Dass Salzburg aus dem Spiel heraus dennoch wenig zwingende Aktionen hatte und die größten Chancen ein Weitschuss von Andreas Ulmer und ein Kopfball von Caleta-Car nach einer Ecke waren, ist dennoch als Erfolg für die Weißrussen anzuführen. Neben ihrer hohen Kompaktheit lag dies aber auch an bekannten Problemen bei den roten Bullen.
Bewährter Plan bei den Bullen
Eine wesentliche Idee in der Spielweise der Salzburger ist, die Halbräume und den Zwischenlinienraum zu überladen und mit Tempo zu überspielen. In der entstehenden Dynamik sollen dann die technischen Stärken und das Gegenpressing für die Durchbrüche sorgen. Auf dieses Mittel griff man bereits unter Roger Schmidt und – noch stärker – unter Adi Hütter zurück. Damals war Kevin Kampl ein wichtiger Baustein, der die Formation immer wieder mit Tempo andribbelte. Aktuell übernimmt diese Aufgabe meist Naby Keita – aufgrund seiner zentralen Position jedoch mit niedriger Frequenz.
Daneben suchten sie mit Doppelpässen über einen zurückfallenden Stürmer ebenfalls den direkten Weg zum Tor. Während das in den letzten beiden Jahren verstärkt durch die Mitte der Fall, sah man in diesem Spiel häufig ein diagonales Eindringen von den Seiten aus. Der Außenverteidiger passte auf den zurückfallenden Stürmer, der auf einrückenden Flügelspieler prallen ließ. Dieser konnte dann aus dem Zwischenlinienraum mit Tempo durchbrechen. Aufgrund der Defensivkompaktheit des Gegners war diese Variante jedoch selten erfolgreich.
Überladungen wirkungslos, da unstrukturiert
Das wesentliche Problem, das man bereits im Spiel gegen Malmö sehen konnte, war erneut die fehlende Durchschlagskraft im letzten Drittel. Zwar konnten Salzburger in ihrem 4-2-2-2 erneut die Räume um den gegnerischen Strafraum überladen und auch für, für den Gegner unangenehme Gleichzahlsituationen sorgen, letztlich wirkte das Zusammenspiel wenig organisiert. Vielmehr glich es einem Flipperspiel, bei dem der Zufall eine große Rolle spielte. Eine Beispielszene sieht man im nachstehenden Bild.
Die Bullen stehen hier im 4-2-2-2, wobei sich die vier Offensivspieler äußerst schlecht bewegen bzw. stehen. Oberlin will in die Tiefe gehen, wo er aber ebenso wenig anspielbar ist wie Yordy Reyna, der wie Valon Berisha im Deckungsschatten der Gegner steht. Einzig Takumi Minamino wäre direkt anspielbar, wird jedoch von drei Gegenspieler umzingelt. Für ein erfolgreiches Gegenpressing ist diese Staffelung ebenfalls ungünstig, weil Reyna, Berisha und Minamino auf einer Linie stehen und Oberlin durch seinen Sprint in die Tiefe wohl nicht umgehend ins Rückwärtspressing gehen könnte.
Die Folge daraus waren viele Fehlpässe und der umgehende Gegenpressingversuch, der jedoch zunächst ins Leere lief. Die Weißrussen brachten den Ball meist vor ihre beiden Viererketten, wodurch sie sich wieder ordnen konnten und Salzburg einen neuen Angriffsversuch startete. Daraus entstand dann ein langatmiges Spiel, in dem es kaum Strafraumszenen gab und Dinamo Minsk durch einen Lucky Punch sowie einem Tor in der Nachspielzeit in eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel bekam.
Alexander Semeliker, abseits.at
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