Auch wenn sich das Anforderungsprofil eines klassischen Mittelstürmers mit den Jahren etwas verändert hat und heutzutage immer mehr gefragte Speerspitzen über vielseitige Fähigkeiten verfügen... Rapids goldenes Händchen mit den Angreifern

Andreas Müller - SK Rapid Wien_abseits.atAuch wenn sich das Anforderungsprofil eines klassischen Mittelstürmers mit den Jahren etwas verändert hat und heutzutage immer mehr gefragte Speerspitzen über vielseitige Fähigkeiten verfügen und vermehrt in das Angriffsspiel eingebunden sind, bleibt die Hauptaufgabe immer gleich: Tore, Tore, Tore. Gerade die Rapid-Verantwortlichen, ob sie nun Hörtnagl, Schulte oder Müller hießen, haben bei den Entscheidungen der letzten zehn Jahre finanziell und sportlich in den meisten Fällen ein im wahrsten Sinne des Wortes goldenes Händchen bewiesen. Auf keiner anderen Position konnte man Jahr für Jahr solch herausragende Spieler verpflichten und oftmals um ein Vielfaches weiterverkaufen.

Der Mittelstürmer als grün-weißer Transfertrumpf

In den letzten zehn Jahren nahm Rapid eine Vielzahl klassischer Mittelstürmer unter Vertrag und erreichte dabei eine höchst zufriedenstellende Erfolgsquote. Offensivkräfte und vor allem Mittelstürmer stehen besonders im Fokus. Sie vollenden die komplexe Aufbauarbeit einer gesamten Mannschaft mit ihrem Torabschluss und schießen sich so schnell wie keine anderen Spieler in die Herzen der Fans, auf die Titelseiten der Sportmedien und in die Notizblöcke der Scouts.

Stürmer und offensiv ausgerichtete Goalgetter aus dem Mittelfeld erzielen die höchsten Ablösesummen. Mit den richtigen Personalentscheidungen auf dieser Position verdient der jeweilige Klub mehrfach und eröffnet dem Verein nachhaltig neue Möglichkeiten. Erstens sportlich durch das erreichen von Titeln oder Europacupstartplätzen, zweitens durch teilweise massiv steigende Absätze bei Fanartikeln und dem einen oder anderen zusätzlich verkauften Stadionplatz und zu guter letzt beim Transfer zu einem neuen Verein. Gerade auf dieser Position gelingt es Rapid in hoher Regelmäßigkeit ein Juwel für den europäischen Markt zu schleifen.

Erneute Rekordablöse für einen grün-weißen Stürmer

In den letzten fünf Jahren konnte sich Rapid drei Mal über eine neue Rekordablöse freuen, alle wurden von erfolgreichen Mittelstürmern erzielt. Neben Beric hören diese Spieler auf die Namen Hoffer und Jelavic. Alle drei kosteten einen Bruchteil der später erzielten Ablösesumme und spülten gemeinsam über 15 Millionen in die Hütteldorfer Klubkasse. Um diese Stürmer nach Wien zu locken, musste man insgesamt ungefähr eine Million investieren. Die Hütteldorfer agieren auf dieser Position mit ihren Möglichkeiten herausragend und können die Ablösesummen stetig nach oben schrauben.

Somit kommt es vor allem bei international eher kleineren Vereinen zu hohen Spielerfluktuationen, im Falle von Rapid allerdings aus erfreulichen Gründen. Ein einziger Stürmer absolvierte am Papier mehr als zwei Saisonen (also 72 Spiele) für die Grün-Weißen, Jimmy Hoffer bestritt 85 Meisterschaftspartien und erzielte 41 Tore.

In weiterer Konsequenz bedeutet dies, dass Rapid zwar ständig neue Stürmer verpflichten muss, diese allerdings meist nur einen Bruchteil von der Summe kosten, welche der gerade Abgewanderte der Klubkasse brachte. Der vollzogene Wechsel von Robert Beric nach Frankreich bedeutete für die Hütteldorfer einen vereinsinternen Rekord: Noch die konnte man eine derart hohe Ablösesumme für einen Spieler lukrieren. Der Slowene wechselte im vergangenen Sommer nach Wien und verlässt die Bundeshauptstadt nun in etwa mit dem zehnfachen Wert. Um sich die Dienste seines Nachfolger Matej Jelic zu sichern, musste Rapid ungefähr die gleiche Summe wie letztes Jahr bei Beric auf das Konto von Zilina überweisen, dem Vernehmen nach sogar etwas weniger.

Die herausragenden Torquoten der grün-weißen Angreifer

Nach dem Ende der Champions League Saison 2005/06 begann bei Rapid die goldene Ära der Mittelstürmer. Lediglich die Neuverpflichtungen der Saison 2010/11 blieben teilweise weit hinter den hohen Erwartungen und verzeichneten mit dem Altstar aus den Niederlanden Jan Vennegoor of Hesselink den einzigen wirklichen Flop. In zehn Spielen erzielte er lediglich zwei Meisterschaftstore und bildet damit das Ende der Rangliste. Gemessen an der Torquote folgt sogleich der zweite Mittelstürmer, Atdhe Nuhiu. Der aktuelle Stürmer von Sheffield Wednesday erzielte in 59 Spielen 13 Tore und kommt damit auf einen Torschnitt von 4,5. Allerdings wurde Nuhiu im Gegensatz zu sämtlichen anderen Stürmern nicht als Einserstürmer verpflichtet.

Bis auf Mate Bilic, der in 54 Spielen 16 Tore für die Hütteldorfer jubeln durfte, brauchten alle anderen „Neuner“ maximal 2,6 Spiele für das nächste Tor.

Der „Schlechteste“ der großartigen Angreifer ist überraschenderweise Nikica Jelavic. Der wohl vielseitigste und im Gesamtpaket beste Rapid-Stürmer der letzten zwanzig Jahre brachte es in 71 Spielen auf 27 Tore. Dieser Statistik ist aber auch der Umstand geschuldet, dass es im ersten Jahr kein Vorbeikommen am 50-Tore-Sturm Maierhofer-Hoffer gab und sich der Kroate demnach hauptsächlich mit Kurzeinsätzen zufriedengeben musste. Nach dem Abgang des Paradesturms, der zusammen in 134 Meisterschaftsspielen 72 Tore erzielte und damit die grün-weißen Anhänger im Schnitt alle 1,8 Spiele jubeln ließ, schloss Jelavic diese Lücke nahezu problemlos.

Die Top-3-Angreifer

Seit dem letzten Meistertitel gab es drei Stürmer, die sich in ihrer Rapid-Karriere im Schnitt in jedem zweiten Spiel feiern lassen durften.

Stefan Maierhofer traf in 49 Spielen 31-mal, Hamdi Salihi brauchte für seine 36 Tore lediglich 67 Partien und der kürzlich abgewanderte Robert Beric unterbot in seinen 38 Spielen sogar die Quote des Jahrhundertrapidlers Hans Krankl. Natürlich bestritt der Goleador wesentlich mehr Spiele für Rapid, wodurch seine Quote repräsentativer ist, allerdings kann sich jene des Slowenen mit 30 Toren in 38 Partien (1,26) durchaus sehen lassen.

Für Rapid bleibt zu hoffen, dass diese Tradition fortgesetzt werden kann und Matej Jelic sich in der Rangliste der grün-weißen Superstürmer vorne einreiht.

Diese Liste umfasst sämtliche Neuverpflichtungen der Mittelstürmer der letzten Jahre, mit Ausnahme von Rene Gartler, der aus dem eigenen Nachwuchs in die Kampfmannschaft aufstieg und dementsprechend keine Neuverpflichtung im klassischen Sinne war. Deni Alar wurde zwar als Stürmer verpflichtet, bekleidet aber im Gegensatz zu den anderen Spielern immer wieder auch andere Positionen. Aus demselben Grund wurde zum Beispiel Marcel Sabitzer nicht berücksichtigt. Als Benchmark wird hier Hans Krankl herangezogen.

QuoteBL-SpieleBL-ToreErste Saison
1.Robert Beric1,2638302014/15
2.Hans Krankl1,313502671972/73
3.Stefan Maierhofer1,5849312007/08
4.Hamdi Salihi1,8667362009/10
5.Erwin Hoffer2,0785412006/07
6.Terrence Boyd2,1059282012/13
7.Nikica Jelavic2,6271272008/09
8.Deni Alar2,94100342011/12
9.Mate Bilic3,3754162006/07
10.Atdhe Nuhiu4,5359132010/11

 

Daniel Walter

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