Mit einem fulminanten 4:2-Sieg gegen den SV Mattersburg scheint Red Bull Salzburg den schlechten Saisonstart endgültig hinter sich gelassen zu haben. Aus den letzten... Mattersburg-Spiel als Blaupause: Darum passen Soriano und Damari gut zusammen

Jonathan Soriano - Red Bull Salzburg_abseits.atMit einem fulminanten 4:2-Sieg gegen den SV Mattersburg scheint Red Bull Salzburg den schlechten Saisonstart endgültig hinter sich gelassen zu haben. Aus den letzten acht Spielen holte man mehr Punkte als jedes andere Team und stieß auf Platz zwei vor. Dieser Höhenflug dürfte vor allem aufgrund des nun fitten Sturmduos weitergehen.

Insgesamt 35 Schüsse gab der amtierende Meister am Wochenende gegen Mattersburg ab. Elf davon gingen auf das Konto von Jonatan Soriano und Omer Damari. Die beiden Stürmer standen zum ersten Mal gemeinsam für die Bullen am Rasen und zeigten, dass sie das mit Abstand gefährlichste Angriffsduo sein können. Sie ergänzen sich gut und strahlen jeweils eine enorme Torgefahr aus.

Damari nicht „Sabitzer-Nachfolger“

Ein Thema, das nach der letzten Saison für großes mediales Aufsehen sorgte, war des Thema „Marcel Sabitzer und RB Leipzig.“ Der ÖFB-Teamspieler, nur für eine Saison an Salzburg ausgeliehen, sah seine Zukunft nicht in der zweiten deutschen Bundesliga. Dennoch wurde er zurückbeordert. Als „Trost“ bekamen die Mozartstädter Damari, der nach seinem starken Halbjahr bei der Wiener Austria in Deutschland kein einziges Mal traf. Dieses Tauschgeschäft darf jedoch nicht als direktes Ersetzen gesehen werden.

Sabitzer machte letzte Saison einen großen Entwicklungssprung, der sich nicht zuletzt in seiner Scoererausbeute (19 Tore und 16 Assists in 33 Ligaspielen) manifestierte. Während er bei Rapid und der Admira meist als Flügelspieler agierte, wurde er von Adi Hütter zum Stürmer umfunktioniert. Dies hing wohl auch mit dem extremen Durchbruchsfokus des Ex-Trainers durch die Mitte und Halbräume zusammen. Sabitzer war mit seiner, für einen Stürmer sehr guten Technik eine erstklassige Anspielstation im Kombinationsspiel.

Der 21-Jährige konnte auf engstem Raum Bälle verarbeiten und weiterleiten, fiel häufig zurück, überlud die Halbräume und konnte mit Tempo den Raum hinter der gegnerischen Abwehr attackieren. Zudem war er mit seiner Dynamik auch im Spiel gegen den Ball ein wichtiger Spieler. Unter allen Stürmern, die letzte Saison mehr als 300 Spielminuten aufweisen konnten, war Sabitzer derjenige mit den viertmeisten Tacklings pro 90 Minuten. Vor ihm lagen mit Louis Schaub, Takumi Minamino und Tomi jedoch nur Spieler, die hauptsächlich im Mittelfeld spielten, wo mehr Zweikämpfe geführt werden.

Ein Mann für die Gefahrenzone

Damari ist ein völlig anderer Stürmertyp. Das zeigt allein die Tatsache, dass er nach 233 Einsatzminuten noch immer keine einzige Balleroberungen – also weder einen abgefangenen Ball noch ein erfolgreiches Tackling – vorweisen kann. Der israelische Teamspieler ist vielmehr ein Mann für die Gefahrenzone, was man bereits bei der Austria sehen konnte. Das bedeutet jedoch nicht, dass er für das anvisierte Spiel der Salzburger völlig ungeeignet ist. Im Gegenteil, es ist sogar ein gutes Beispiel dafür, wie die individuellen Stärken eines Spielers gezielt eingebunden werden können.

Der Israeli gleicht vom Bewegungsspiel in der Offensive vielmehr dem Ex-Salzburger Alan, der unter Roger Schmidt ebenfalls eine oft unscheinbare, aber wichtige Rolle einnahm. Er ergänzte die Bewegungen seiner Mitspieler und diente oft als Zielspieler für hohe Bälle, infolge derer dann das Gegenpressing genutzt wurde. Im Kombinationsspiel in höheren Zone war der Brasilianer meist im Angriffszentrum zu finden und leistete technisch saubere Ablagen – wenn es sein musste auch mit dem ersten Ballkontakt.

Damari zeigte vor allem die letztgenannte Eigenschaft im Spiel gegen Mattersburg, wie man anhand seiner Torschussvorlagen erkennen kann. In 71 Minuten kam der 26-Jährige auf 38 Ballaktionen, von denen 26 Pässe waren. Die meisten davon in Strafraumnähe. Bedenkt man, dass die Salzburger über 60% Ballbesitz hatten und die Burgenländer hinten fest pinnten, ist das kein allzu hoher Wert. Zum Vergleich: Soriano hatte während 85 Minuten knapp doppelt so viele Ballaktionen (75) und Pässe (50).

Andererseits sprangen bei Damari neben den vier Torschussvorlagen, von denen eine zum Torerfolg führte, drei eigene Torschüsse heraus – selbstverständlich alle im Strafraum. Das bedeutet, dass Damari also mit jeder fünften Ballaktionen an einem Torschuss beteiligt war. Soriano benötigte sechs, was immer noch ein außergewöhnlich guter Wert ist.

Soriano als Allzweckwaffe

Der Spanier zählt jetzt schon zu den besten Angreifern, die jemals in der Bundesliga spielten. Zum einen aufgrund seiner herausragenden Torquote (0,88 Treffer pro Spiel), zum anderen weil er ein äußerst kompletter Spieler ist. Trotz seiner mittlerweile 30 Jahre ist er dazu imstande, auch über längere Zeit ein hohes Tempo zu gehen. Mit 0,9 abgefangenen Bällen und 1,3 Tackles pro 90 Minuten hat er für österreichische Stürmer-Verhältnisse gute Balleroberungswerte. Darüber hinaus ist er ein brandgefährlicher Freistoßschütze und besticht neben seiner Abschlussstärke durch hervorragende Fähigkeiten im Kombinationsspiel.

Diese Eigenschaften sorgen dafür, dass er unabhängig von seinem Sturmpartner ein sehr dominanter, auffälliger Spieler ist und immer in der Lage ist, Tore zu schießen. Auch als Solostürmer kann der Ex-Barca-Kicker problemlos eingesetzt werden. Je nachdem, wie er eingesetzt wird, verschiebt er dann seinen Fokus.

In der Saison 2013/2014 hatte Salzburg mit Kevin Kampl und Sadio Mane zwei überragende Einfädler im Mittelfeld, sodass sich Soriano meist auf Torabschlüsse fokussieren konnte. 36% seiner Torschussbeteiligungen damals waren damals Vorlagen für Mitspieler. In der letzten Saison gab es diese Unterstützung nicht mehr, sodass er selbst immer wieder zum Vorbereiter wurde. Das mündete darin, dass die Torschussvorlagen 43% der gesamten Torschussbeteiligungen einnahmen.

Im Spiel gegen Mattersburg, wo er mit Damari jenen Mitspieler hatte, der sich so stark auf die Gefahrenzone beschränkt wohl wie kein anderer zuvor, lag dieser Wert mit 47% noch etwas darüber: sieben Torschussvorlagen, acht Abschlüsse. Soriano setzte sich immer wieder intelligent in den Zwischenlinienraum ab, während Damari, unterstützt von den einrückenden Flügelspielern, mit seinen Bewegungen die Innenverteidiger band. So waren die Torschussvorlagen, die er lieferte, im Vergleich mit jenen von Damari keine kurzen Ablagen, sondern verschiedenartig.

Dass er trotz dieser weiträumigen Rolle – man vergleiche zum Beispiel nur die Heatmaps der beiden Stürmer – vier Tore erzielte, spricht für die einzigartige Klasse des Bullen-Kapitäns.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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