In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 11. Runde der tipico Bundesliga 2015/2016 | Minamino

Takumi Minamino - Red Bull Salzburg_abseits.atIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 11. Runde nimmt abseits.at den Treffer von Takumi Minamino (Salzburg) unter die Lupe.

SK Rapid Wien – Red Bull Salzburg 1:1, Takumi Minamino (43. Minute)

Im Spitzenspiel am Sonntag setzte sich Red Bull Salzburg beim SK Rapid durch und verkürzte den Rückstand auf den Tabellenführer auf einen Punkt. Zwar erwischten die Gäste einen schlechten Start, lagen 0:1 zurück, letztlich gewannen sie aber mit 2:1. Den Ausgleichstreffer durch Takumi Minamino kurz vor der Pause wollen wir ganz genau analysieren. Das Tor fiel aus einem Konter, dem ein zweifelhafter Zweikampf vorausging. Wir beschränken uns hier aber auf die äußerst interessanten taktischen Abläufe.

Hier sieht man den Moment der Salzburger Balleroberung. Sie haben sich gut um den Ballführenden positioniert und ziehen sich bei dessen Vordringen zusammen. Rapids Ausgangsposition für das Gegenpressing ist zwar nicht schlecht, aber auch nicht optimal. Die drei absichernden Spieler stehen zwar eng an ihren Gegenspielern, sodass diese als Anspielstation wegfallen, allerdings fehlt der entscheidende Druck auf den Ball. Naby Keita (schwarz) kann sich dadurch nach der Balleroberung nach vorne drehen, ohne sofort einem Gegenspieler gegenüberzustehen.

In weiterer Folge nutzen die Salzburger den erwähnten Umstand, dass Rapid keinen Zugriff hat, und verschaffen Keita somit Platz für eines seiner Vertikaldribblings durch die Mitte. Besonders Minamino (gelb) nimmt hierbei eine wichtige Rolle ein. Der Japaner zieht Stefan Schwab (weiß) aus dem Zentrum. Jonatan Soriano (blau) macht Ähnliches, tritt in der Folge aber noch entscheidender in Szene und zeigt seine hohe taktische Intelligenz.

Nachdem Keita Raum gutmachen konnte, wird er gleich von drei Rapid-Spielern attackiert. Mit seiner herausragenden Robustheit, Balance und Technik behauptet er den Ball, hat aber keine perfekte Kontrolle über ihn. Soriano lässt sich hier unterstützend fallen und setzt sich damit von Srdjan Grahovac (grün) ab. Damit reicht es, dass Keita den Ball unpräzise in seine Richtung bringt um den Konter am Leben zu halten. Dass Soriano das Zuspiel dann mit dem ersten Ballkontakt auf Minamino weiterleitet, sorgt für die erneute Tempoerhöhung.

Dass der spätere Torschütze hier so viel Platz bekommt, liegt vor allem an der konservativen Ausrichtung der grün-weißen Restabwehr. Diese fällt wie gewohnt zurück, anstatt den Zugriff zu suchen. Dies ist ein bekanntes Problem der Hütteldorfer, wird aber nach wie vor so praktiziert. Ein Vorteil ist, dass der Gegner kaum eine Chance hat, einen erfolgreichen Pass hinter die Abwehr zu spielen. Andererseits bedeutet das Zurückweichen auch, dass man sich in Abhängigkeit des Gegners begibt. Bewegt sich dieser gut abgestimmt, hat man kaum eine Chance, den Angriff zu stoppen.

Der Verlauf ist hier für Rapid durchaus günstig, denn Minamino nimmt sich den Ball unsauber an und bremst ab. Dadurch ergibt sich für die Gastgeber eine Zugriffsmöglichkeit. Grahovac erkennt dies sofort und geht auf den Ballführenden. Zudem will er seinen Deckungsschatten dazu einsetzen, um den Passweg auf Soriano zu blockieren. Der Spanier reagiert aber sehr gut darauf. Er bewegt sich nämlich zur Seite und bremst etwas ab, sodass er wieder direkt anspielbar ist.

Auch hier ist der erwähnte Mechanismus der Restverteidigung Rapids zu erkennen. Durch die tiefe Stellung hat man zwar eine drei-gegen-eins-Überzahl in der letzten Linie, kann aber Soriano bei der Ballannahme nicht direkt unter Druck setzen. Dies ist aber ohnehin nicht nötig, denn außer dem Stürmer kann aus dieser Staffelung kein anderer Salzburger gefährlich werden. Dies ändert sich in weiterer Folge, weil Soriano einmal mehr sehr gut darauf reagiert.

Er nimmt sich den Ball an, bewegt sich etwas nach außen und bindet damit den rechten Außenverteidiger von Rapid. Deshalb kann der linke Flügelspieler der Salzburger durch sein Einrücken den rechten Innenverteidiger binden. Gemeinsam mit dem Versuch der Gasteber, Soriano zu doppeln, eröffnet das Minamino die Möglichkeit, mit Tempo durch die Schnittstelle zu sprinten.

Letztlich gab es, wie schon bei der Ursache, einen entscheidenden nicht beeinflussbaren Umstand, der Salzburg in die Karten spielt – Minamino Schuss wurde nämlich abgefälscht. Andererseits zeigten die Bullen sehr gute Reaktionen auf Rapids Abwehrverhalten, hielten den Konter auch in heiklen Momenten im Fluss. Ein Tor, das den Aufschwung der letzten Wochen gut dokumentiert.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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