Schwächer als beim ersten Duell, aber spielerisch immer noch besser: Rapids Vorzüge im Derby
Bundesliga 25.Oktober.2015 Daniel Mandl 0
Der SK Rapid ist 2015/16 spielerisch besser als die Austria, aber seit einigen Wochen schwächelt der Rekordmeister, der zu Saisonbeginn bereits so homogen aussah. Trotzdem liegen die Vorteile der Grün-Weißen vor dem heutigen Derby im spielerischen Bereich. Wir sehen uns die wichtigsten Vorzüge an.
Gegen Viktoria Pilsen zeigte Rapid vor allem in der ersten Halbzeit eine Ausnahmeleistung. Der Tabellendritte schaffte es, den starken Gegner einzuschnüren, obwohl auch dieser ebenfalls als ballbesitzorientierte Mannschaft gilt. Rapid gewann zahlreiche zweite Bälle und profitierte dabei auch von seinen Nadelspielern an den Flügeln.
Starker Petsos, nahezu perfekte Außenverteidiger
Die Rückkehr von Thanos Petsos ins Rapid-Mittelfeld machte hierbei einiges aus. Der Deutsch-Grieche spielte 95 Pässe bei einer Genauigkeit von 89,5%, ließ damit auch den gegen Wolfsberg blassen, ihm vorgelagerten Stefan Schwab wieder besser aussehen. Die Abnehmer in der Breite sorgten ihrerseits aber auch für Sicherheit: Stefan Stangl kam auf 76,1% erfolgreiche Pässe, Mario Pavelic verzeichnete zwar deutlich weniger Zuspiele, kam aber auf 96,4% Erfolgsquote, fabrizierte demnach im gesamten Spiel nur einen einzigen Fehlpass. Beide Außenverteidiger bereiteten jeweils einen Treffer vor.
Nadelspieler an den Flügeln
Florian Kainz und Louis Schaub erwiesen sich an den Flügeln als ausgezeichnete Problemlöser in Engen. Auch wenn sie wenig Platz vorfanden und dabei oft gegen den besten Mannschaftsteil der Tschechen, die Außenverteidigung, standen, fanden sie Lösungen, sicherten Bälle und wurden auch immer wieder im Direktspiel aktiv. Florian Kainz bereitete ebenfalls einen Treffer vor.
Guter Kapitän, schwacher Angriff
Zentral-offensiv wurde Rapid von Steffen Hofmann angetrieben, der einmal mehr eine kämpferisch perfekte Partie ablieferte. Die Probleme Rapids liegen weiterhin davor und könnten heute das Zünglein an der Waage sein. Auch wenn sich die Angreifer der Hütteldorfer immer wieder sehr bemühen und hohen Aufwand betreiben, sind die Aktionen von Prosenik und Jelic zu unpräzise bzw. zu sehr auf das grundlegende Gewinnen der Zweikämpfe, weniger aber auf eine saubere Weiterverarbeitung in der Bewegung bedacht.
Tiefe Austria?
Rapid wird auch gegen die Austria das Spiel im Detail kontrollieren, mehr Ballbesitz haben und die Austria hinten hinein drängen. Diese wiederum würden gut daran tun, sehr tief zu stehen, was normalerweise nicht im Naturell der Veilchen ist. So könnte man die Speerspitze Rapids, heute voraussichtlich Matej Jelic anstelle von Philipp Prosenik, wieder ihrer Räume berauben und die Schwächen in engen Spielsituationen ausnützen.
Blitzschnelle Gegenstöße können Rapid aus der Ordnung bringen
So oder so wird es bei der Austria darauf ankommen, nach Ballgewinnen nicht in Rapids Gegenpressing zu geraten, sowie sauber und schnell umzuschalten. Dies ist aufgrund der neuen Mittelfeldkonstellation der Veilchen durchaus möglich, der Zielspieler ist einmal mehr Kayode, mit dem selbst der pfeilschnelle Mario Sonnleitner im ersten Saisonduell bereits einige Probleme hatte. Rapids Vorteil ist jedoch, dass durch das zu erwartende schnelle Umschalten der Austria, deren Mannschaftsteile dadurch eher weit auseinanderstehen werden, keine weiten, sondern eher spezifische Räume abgedeckt werden müssen.
Eigene Gesetze…
Wenn Rapid sein Gegenpressing aufziehen kann, wie es in der ersten Halbzeit gegen Pilsen gelang, muss sich die Austria auf einen äußerst schweren Kampf gefasst machen. Wenn es jedoch der Austria gelingt trotz der defensiv nominell nicht gerade perfekten Mittelfeldzentrale so zuzumachen, dass Rapid bereits im zweiten Drittel die Ideen ausgehen und der Zielspieler im letzten Drittel gut zugedeckt ist, können sich die Veilchen zum Derbysieg kontern. Gutes Umschaltspiel vorausgesetzt. In Grund und Boden wird die Austria Rapid nicht spielen, aber – fünf Euro ins Phrasenschwein – „Derbies haben eigene Gesetze“ und dazu gehört etwa auch die Möglichkeit, dass gerade in einer solch wichtigen und wahrscheinlich hitzigen Partie, eine der Mannschaften früher oder später in Unterzahl agieren muss.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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