Die Schweizer Medien vor dem Freundschaftsspiel: “Die Ösi-Fußballer sind wieder wer“
Weitere Länder 17.November.2015 Stefan Karger 0
Heute Abend trifft die österreichische Nationalmannschaft im Ernst-Happel-Stadion auf die Schweiz. Für Marcel Koller wird dies ein besonderes Duell sein, denn der Coach des ÖFB-Teams hat 55 Länderspiele für die Eidgenossen auf seiner Visitenkarte stehen. Dennoch versicherte der Trainer scherzhaft, dass er sich schon so weit unter Kontrolle habe, dass er bei einem Treffer des Gegners nicht jubeln würde. Die Fans erwartet in jedem Fall ein interessantes Duell, denn immerhin trifft die Nummer 10 der Weltrangliste auf die Nummer 11. Wir haben uns im Vorfeld angesehen, was die Schweizer Medien über diese Begegnung schreiben.
Sehen wir uns zunächst an was das große Schweizer Portal 20min.ch schreibt.
20min.ch: Die Ösi-Fussballer sind wieder wer. Allerdings unter gütiger Hilfe eines Schweizers. Marcel Koller formte die Truppe zu einer Einheit und impfte ihr die Siegermentalität ein. Der Lohn: Österreich hat sich erstmals sportlich für eine EM-Endrunde qualifiziert. In der Weltrangliste überholte der östliche Nachbar sogar die Schweiz und ist erstmals in den Top 10 anzutreffen.
Nach diesem Absatz folgt ein Vergleich der beiden Nationen in Sportarten abseits des Fußballs, den die Schweiz natürlich knapp aber doch mit 5:4 gewinnt.
Interessanter ist da schon ein Interview mit Marc Janko, das sich ebenfalls auf 20min.ch finden lässt:
Marc Janko, Sie spielen mit Österreich gegen die Schweiz. Welche Bedeutung hat dieses Testspiel für Sie?
Es ist «nur» ein Freundschaftsspiel. Aber natürlich wollen wir es gewinnen. «Nur» ein Freundschaftsspiel ist es jeweils für die Mannschaft, die verliert. Man kann sich von einem Sieg nichts kaufen, aber wir wollen ihn trotzdem.
Um Ihre Weltranglisten-Position vor der Schweiz zu rechtfertigen?
Nein, damit hat das nichts zu tun. Aber seit Marcel Koller bei uns am Ruder ist, gehen wir in jedes Spiel mit dem Ziel zu gewinnen. Egal, wie der Gegner heisst. Das muss für uns zur Selbstverständlichkeit werden. Zudem wollen wir uns von den Fans versöhnlich verabschieden, die uns super unterstützt haben in dieser EM-Qualifikation. Jedes Heimspiel in Wien war ausverkauft.
Diese Begeisterung ist für uns Aussenstehende nicht ganz nachzuvollziehen. Der Österreicher gilt ja als «Grantler», als sehr kritischer Mensch.
In Österreich ist es in der Tat so: Wenn der Erfolg da ist, ist die Begeisterung riesig. Aber beim ersten Dämpfer ist oftmals gleich alles schlecht. Momentan gibt es nicht viel zu jammern. Wir haben zuletzt fast immer gewonnen und wir haben uns erstmals für eine Europameisterschaft qualifiziert. Das ist für die Schweizer anders, für sie ist es ja schon fast zur Gewohnheit geworden.
Das gesamte Interview könnt ihr HIER nachlesen.
In der Basler Zeitung steht momentan wenig zum Spiel selbst, es findet sich nur ein Absatz zu den Sicherheitsvorkehrungen:
Für das morgige Spiel der Schweiz im Wiener Ernst-Happel-Stadion hat der österreichische Verband seine Sicherheitsvorkehrungen intensiviert. Unter anderem kommen Polizei- und Sprengstoffhunde zum Einsatz, die Präsenz der Polizei wird verstärkt. Grundsätzlich gilt beim ÖFB die Haltung, dass man nach Paris nichts dramatisieren solle, aber auch nicht naiv sein dürfe: «Was da passiert ist, kann jederzeit auch in Wien passieren.
Auf blick.ch findet man ein Interview mit Marcel Koller:
BLICK: Marcel Koller, es gibt in Österreich Fans, die Geld für Sie sammeln, damit Sie österreichischer Nati-Trainer bleiben.
Marcel Koller: Im Ernst? Ich höre erstmals von dieser Aktion. Schon als ich vor zwei Jahren als Schweizer Nati-Trainer im Gespräch war, wurde eine Facebook-Seite eröffnet, dass ich bleiben solle. Mit 50 000 Likes. Wenn ich heute durch Wien spaziere, spüre ich die Wertschätzung überall. Von Fans, aber auch von vielen Menschen, die Fussball bisher nicht interessierte. Sie würden nun die Spiele auch schauen, sagen sie mir.
Bleiben Sie denn nun nach der EM 2016 Teamchef?
Das ist offen. Es muss alles zusammenpassen, es muss für beide Seiten stimmen. Es sind noch etwa acht Monate, bis die EM vorbei ist. Ich spüre keinen Druck, dass ich mich entscheiden muss.
Die Schweizer Nati wird wohl schon jetzt mit Vladimir Petkovic verlängern. War es eine Option für Sie, mit zwei Jahren Verspätung zu übernehmen?
Ich kenne den Stand mit Vladimir Petkovic nicht.
Am Dienstag spielen Sie gegen die Schweiz. Singen Sie die Nationalhymne?
Nein. Aus Respekt vor dem Land, das ich als Trainer vertrete. Und es wird sicher so sein, dass ich nicht jubeln werde, falls die Schweiz ein Tor schiesst. So weit habe ich mich schon unter Kontrolle.
Das gesamte Interview könnt ihr HIER nachlesen!
Die Neue Zürcher Zeitung hat einen ausführlichen und lesenswerten Bericht im Vorfeld der Partie verfasst:
Das österreichische und das Schweizer Fussballnationalteam könnten vor dem Beginn einer wunderbaren Eifersucht stehen. Am Dienstag spielen sie in Wien gegeneinander.
Wer im Winter auf Ski schneller die Berge runterfahren kann, ist seit Generationen eine nationale Identitätsfrage in der Schweiz und in Österreich. Für eine Rivalität auf dem Fussballrasen war die Zeit hingegen meistens ungünstig; einmal war die eine Nationalmannschaft zu unbedeutend, dann wieder die andere. Es ist das erste Mal seit mehr als fünfzig Jahren, dass beide Teams international gleichzeitig eine wichtige Rolle spielen, Österreich als Nummer 10 der Weltrangliste, die Schweiz als 11. 1954, an der WM in der Schweiz, spielte man in der «Hitzeschlacht von Lausanne» um den Halbfinal-Einzug, Österreich siegte 7:5, mehr Tore gab es seither nie mehr an einem WM-Turnier. Das war in der Vormoderne des Fussballs.
Doch wenn heute Dienstag (20 Uhr 45) in Wien die beiden Teams im letzten Länderspiel des Jahres aufeinandertreffen, könnte dies der Beginn von etwas Neuem sein – die Ausweitung der Rivalität vom Berg ins Fussballstadion. Jahrelang war das anders. Meistens lebte man einfach nebeneinanderher.
Den ganzen Artikel findet ihr HIER.
In der Aargauer Zeitung findet sich ein Bericht, der sich mit einer Gruppenbildung im Schweizer Nationalteam befasst:
Konfrontiert mit unseren Recherchen, wonach in der Fussball-Nationalmannschaft ein Graben zwischen der Balkan-Fraktion und den Spielern mit helvetischen Namen besteht, macht der Nati-Delegierte Peter Stadelmann eine schlechte Figur.
Statt sich mit dem Thema seriös zu befassen, sieht Peter Stadelmann keinen Sinn in der Migrationsdebatte. Aus Mangel an Interesse oder Wissen zieht er das Thema in den Sauglattismus, indem er sagt: «Glauben Sie wirklich, dass unter den Spielern während einer Partie migrationspolitische Exkurse stattfinden?» Oder: «Wir wollen keine erfolgreichen Nationalhymnensänger, sondern erfolgreiche Fussballer.» Oder: «Was war denn die Körperhaltung? Sind wir auf dem Kopf gelaufen?»
Vielleicht ist Stadelmann eine lahme Ente, weil schon jetzt klar ist, dass er nach der EM als Nati-Delegierter zurücktritt. Vielleicht widerspiegeln seine Äusserungen in der Causa «Balkan-Graben» nicht die Meinung seiner Verbandskollegen. Man kann nur hoffen, dass diese beiden Vermutungen zutreffen. Aber dann ist er der falsche Mann, um mitzubestimmen, ob Vladimir Petkovic über die EM hinaus Trainer bleiben soll oder nicht.
Mit seinem Verkennen der Lage macht Stadelmann den Balkan-Graben nur noch tiefer. Den Spielern mit Schweizer Wurzeln signalisiert er, ihre Anliegen nach mehr Rückhalt und Anerkennung nicht ernst zu nehmen. Dem gesamten Team signalisiert er, dass er keinen Wert auf Identifikation legt, also weiterhin jeder machen kann, was und wie es ihm beliebt. Und der Balkan-Gruppe drückt er einen Freifahrtschein für ihre Suche nach den vermeintlichen Sündenböcken in die Hand. Was laut unseren Informationen gestern die Hauptbeschäftigung in der Nati war. Offenbar soll sich die Balkan-Gruppe bereits auf ein Opfer festgelegt haben: Valentin Stocker. Wenn nun der Nati-Boss Stadelmann und der Trainer Petkovic auch noch tatenlos zuschauen, wie Stocker demontiert wird, ist dieses Nationalteam mit diesem Trainer nicht mehr zu retten. Dann lässt sich die Selbstzerfleischung nicht mehr aufhalten.
In einem weiteren Artikel dementiert Valon Behrami, dass es in der Schweizer Nationalmannschaft einen Balkan-Graben gibt. Seine Aussagen könnt ihr HIER nachlesen.
Stefan Karger, www.abseits.at
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