Ein Charaktertest mit idealen Voraussetzungen: Mit Hinteregger beginnt der Umbruch
Deutschland 11.Januar.2016 Stefan Karger 0
Am lautesten atmete wohl der österreichische Teamchef Marcel Koller auf, als der Transfer von Martin Hinteregger zu Borussia Mönchengladbach vermeldet wurde. Das Wechseltheater fand somit ein vorläufiges Ende und der Ex-Salzburger darf in einer starken Liga seine Form für die Europameisterschaft unter Bedarf stellen. Der österreichische Nationalspieler wechselt leihweise zum Tabellenvierten der deutschen Bundesliga, wobei die Fohlen eine Kaufoption haben. Über die Ablösemodalitäten sind sich die deutschen Medien uneins, denn während die BILD und welt.de von zwölf Millionen Euro sprechen, beziffert der kicker in seiner aktuellen Ausgabe das Gesamtpaket (Leihe und Kaufoption) mit acht Millionen Euro.
Auslaufende Verträge
Wie hoch auch immer die genauen Zahlen schlussendlich sein mögen – Gladbach kann momentan die Dienste des Innenverteidigers gut gebrauchen, da im Abwehrzentrum in der nahen Zukunft möglicher Weise kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Hintereggers Landsmann Martin Stranzl ist mittlerweile 35 Jahre alt, der niederländische Legionär Roel Brouwers nur ein Jahr jünger. Die Verträge der beiden Abwehrspieler laufen in der kommenden Saison aus. Auch Havard Nordtveits Arbeitsverhältnis findet am 30. Juni 2016 ein Ende und es ist noch ungewiss, ob der norwegische Nationalspieler darüber hinaus beim Verein bleiben wird. Der Klub möchte unbedingt verlängern, doch die Premier League übt große Reize auf den Norweger aus und kann zudem ganz andere Gehälter bieten.
Ein Jungstar, der sich bald auf der Insel sieht
Die junge dänische Leihgabe vom FC Chelsea, Andreas Christensen, spielte bis dato eine bärenstarke Saison im Abwehrzentrum und wuchs trotz seines jungen Alters immer mehr in die Rolle des Abwehrchefs hinein. Der 19-Jährige agierte wie ein routinierter Innenverteidiger und überzeugte mit seinem perfekten Stellungsspiel. Seine Leistungen bleiben natürlich auch dem FC Chelsea nicht verborgen, der sich bereits im Jahr 2012 gegen Interessenten wie den FC Barcelona, Manchester City und Manchester United durchsetzte. Gladbach würde den dänischen Nationalspieler liebend gerne fix verpflichten, doch Christensen lässt in den Interviews keinen Zweifel daran, dass er dem deutschen Verein zwar dankbar ist, aber sich in Zukunft auch beim FC Chelsea beweisen und durchsetzen will. Sein Leihvertrag gilt momentan auch noch für die kommende Saison, spätestens danach wird er wohl auf die Insel wechseln.
Der Langzeitverletzte
Bleibt also noch der ehemalige Atlético-Spieler Alvaro Dominguez, der Christensen unter seine Fittiche nahm und ihm bei seiner Entwicklung ein großes Stück vorwärts brachte. Der Spanier ist jedoch seit seiner Rücken-OP Mitte November außer Gefecht und es ist noch ungewiss, ob er in der Rückrunde überhaupt ein Pflichtspiel absolvieren wird.
Schnelle Integration
Martin Hinteregger soll nach dem Ausfall von Dominguez auf der linken Innenverteidigerposition zum Einsatz kommen, was ihm als Linksfuß entgegenkommt. Er soll neben seiner Zweikampfstärke auch Akzente in der Spieleröffnung setzen. Auch Max Eberl sieht einige Faktoren, die diesen Transfer für ihn sehr interessant machen. Der Sportdirektor hofft auf eine sehr schnelle Integration, da der Neuzugang nicht erst die Sprache neu lernen muss und auch mit Teilen des Spielsystems vertraut ist. So wie bei Red Bull Salzburg wird der österreichische Nationalspieler auch bei Borussia Mönchengladbach hoch verteidigen müssen. Eberl lobt Hintereggers riesiges Potential und sieht noch Luft nach oben.
Eine Frage des Charakters
Dass es zwischen Martin Hinteregger und seinem ehemaligen Verein Red Bull Salzburg einige Male Unstimmigkeiten gab, blieb auch den deutschen Medien nicht verborgen. Die Bild nannte ihn sogar “Skandalprofi“, weshalb viele Gladbach-Fans einen schwer zu bändigenden Fußballer à la Mario Balotelli erwarten. Ganz so wild wird es sicher nicht werden, da insbesondere zuletzt sicherlich die meisten Unstimmigkeiten darauf zurückzuführen waren, dass der Abwehrspieler ins Ausland wollte, sein Verein jedoch auf den bestehenden Vertrag bestand. Doch auch seriöse Medien wie der kicker sehen die sechsmonatige Leihe als einen Test an, in der neben den sportlichen Fähigkeiten auch der Charakter inspiziert wird. Hinteregger gelobte im Trainingslager jedenfalls Besserung und meinte, dass er früher jung und dumm gewesen wäre.
So geht es weiter
Am 23. Jänner 2016 startet Borussia Mönchengladbach gleich mit einem Kracher in die Rückrunde, denn die Fohlen empfangen Borussia Dortmund. Bis es soweit ist stehen Testspiele am Programm, unter anderem morgen gegen Hertha BSC Berlin und Sivasspor, sowie am 16.01. gegen den VfL Bochum.
Aufgrund des Umbruchs in der Gladbacher Innenverteidigung stehen die Chancen für Martin Hinteregger sehr gut, dass der Verein langfristig auf seine Dienste setzt und er ein ganz wichtiger Baustein im Umbruch sein wird. Der österreichische Nationalspieler muss nur sein Potential ausschöpfen, dann steht einer langen Karriere in der deutschen Bundesliga nichts im Weg.
Stefan Karger, abseits.at
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Stefan Karger
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