Die Austria traf in der Champions-League-Qualifikation 1993 nach einer erfolgreich absolvierten ersten Runde gegen Rosenborg Trondheim auf den späteren Finalisten und das sogenannte “Dream... Nostalgie: Als die Austria auf Johan Cruyffs FC Barcelona traf

Wappen Austria Wien schwarz-weiß_abseits.atDie Austria traf in der Champions-League-Qualifikation 1993 nach einer erfolgreich absolvierten ersten Runde gegen Rosenborg Trondheim auf den späteren Finalisten und das sogenannte “Dream Team“ FC Barcelona, trainiert vom legendären Johan Cruyff.

Mann- gegen Raumdeckung

myboardDer eklatanteste Unterschied zwischen den beiden Mannschaften war die Art der Deckung: Die Austria spielte damals noch primär mit Manndeckung. Zwar verfolgte man die Gegenspieler bis zu einem gewissen Grad, gab diese jedoch auch ab, wenn sie den eigenen Raum verließen. Die Katalanen hingegen wandten die Raumdeckung und schafften es so immer wieder mit und gegen den Ball lokale Überzahlen zu kreieren. Die Probleme der Manndeckung der Austria wurden schnell offensichtlich: durch die flexible Positionsauslegung der Barcelona-Spieler und wurden immer wieder Löcher gerissen, wenn die Wiener diese verfolgten. Durch die passstarke Zentrale bestehend aus Guardiola und Koeman konnte man diese Räume immer wieder für Vertikalpässe nutzen, auch Laudrup wurden seine Geniestreiche dadurch bedenklich einfach gemacht.

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Der Austria Spieler lässt sich von Laudrup wegziehen, somit öffnet sich der Passweg nach außen.

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Aigner klebt an Quique. Der Abstand zu seinem Nebenmann Pfeffer ist enorm.

Gegenpressing gab es auf beiden Seiten nur sehr selten und wenn, dann individuell, zu sehen. Dies war auch der fehlenden Kompaktheit geschuldet, die auch bein FC Barcelona zu sehen war. Die Gastgeber legten ihr Pressing sehr hoch an, setzten die Austrianer bereits im Spielaufbau unter Druck. Durch schlechte Staffelungen, wie zum Beispiel zu eng beieinander stehenden Innenverteidiger, konnten die Wiener recht einfach zu hohen Bällen gezwungen werden. Der FAK zog sich tief in die eigene Hälfte zurück, einzig und allein Hasenhüttl presste ab und an vereinzelt, und tat dies sehr gut. Er erarbeitete sich zwei große Chancen dadurch, hatte auch im Spiel zwei Mal gute Möglichkeiten die Führung beziehungsweise den Ausgleich zu erzielen.

Barcelonas Linksfokus, Austrias Individualität

Der FC Barcelona versuchte durch viel Bewegung freie Räume in der Mitte und vor allem im linken Halbraum zu erzeugen, was durch die Manndeckungen der Austria hervorragend gelang.

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Busquets oder Guardiola? Laudrup lässt den Ball, der zu Romario soll, durch. Mit einem Pass wurde das gesamte Mittelfeld der Austria ausgespielt.

Durch lange Ballzirkulation wollte man immer wieder den freien Mann suchen, welcher vorzugsweise Laudrup in den Halbräumen oder Quique breit am Flügel sein sollte. Sie sollten ihre Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins ausnutzen und Torchancen, die Romario abschließen sollte, kreieren. Das Positionsspiel, das der FC Barcelona später unter Guardiola perfektionieren sollte, war hier schon in der Anfangsform zu erkennen. Immer wieder versuchte man lokale Überzahlen herzustellen und die Gegner mithilfe der Ballzirkulation auszuspielen. Das Passspiel per se war jedoch deutlich weiträumiger, als es später die Mannschaften Guardiolas praktizierten. Barcelona kam immer wieder zu Durchbrüchen und guten Chancen, für Tore mussten jedoch ausschließlich Standardsituationen herhalten: Koeman traf einmal per Elfer und dann, wie so oft, per Freistoß. Das 3:0 erzielte Quique nach einem kurz abgespielten Freistoß des Niederländers.

Die Austria schien kein besonders klares Konzept für die Offensive zu haben. Zwar wollte man nach einem Ballgewinn so schnell wie möglich nach vorne bekommen, kollektive Bewegungen Richtung Tor gab es jedoch nicht.

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Pfeffer gewinnt den Ball und ist offensichtlich der einzige, der zum Umschalten gewillt ist. ( Szene beim Stand von 1:0)

Hasenhüttl war oft allein auf weiter Flur, hielt den Ball jedoch immer wieder stark und war einer der auffälligsten Spieler am Platz. Stöger hatte im Ballbesitz eine gewisse Freirolle, er hielt sich oft im Zentrum oder im rechten Halbraum auf, versuchte durch Verlagerungen, kurze Dribblings oder weiträumige Freilaufbewegungen die Offensive der Favoritner anzukurbeln. Die Austria war auch keineswegs chancenlos – half mal jemand bei Hasenhüttls alleinigem Pressing, konnte man zwei Mal den Ball gewinnen und schnell durchbrechen. Der jetzige Ingolstadt-Trainer hatte einmal per Kopf und einmal nach Stanglpass die ideale Chance auf ein Tor, konnte diese jedoch nicht nutzen. Zugegeben war dies jedoch auch nicht einfach, lief er doch vor allem für damalige Verhältnisse auffällig viel und musste sich viele Tormöglichkeiten selbst erarbeiten, sodass der Verdacht aufkommt, dass er zum Zeitpunkt des Abschlusses oft schlicht zu müde war. Man vertraute im Angriff also prinzipiell auf Einzelaktionen, welche durchaus ansprechend waren. Die bereits erwähnten Hasenhüttl und Stöger, aber auch Prosenik auf rechts zeigten immer wieder interessante Dribblings und Ideen.

Fazit

Wäre Austria kaltschnäuziger gewesen, hätte man den FC Barcelona zumindest kurzzeitig unter Druck setzen können. Jedoch waren die Hausherren extrem überlegen, manövrierten die Wiener immer wieder aus und kontrollierten sie die ganzen 90 Minuten lang.

Hier könnt ihr euch die Partie ansehen:

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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