In dieser begleitenden Serie zur Europameisterschaft in Frankreich werden während des Turniers die Schlüsselduelle der einzelnen Begegnungen kurz unter die Lupe genommen. Wer die Duelle für sich entscheiden konnte und ob es überhaupt zu den vorgestellten Auseinandersetzungen gekommen ist, wird vor den folgenden Partien besprochen. Diesmal mit der Viertelfinalpaarung Wales – Belgien.
Aaron Ramsey vs. Radja Nainggolan
Wenn Gareth Bale der walisische Batman ist, dann muss man Ramsey wohl als dessen Sidekick Robin bezeichnen. Der Blondschopf ist neben dem Superstar eindeutig der individuell stärkste Spieler der Briten. Bereits in jungen Jahren galt der 25-Jährige als Riesentalent, das sinnbildlich für eine goldene Zukunft seines Vereins Arsenal stand. Leider plagten den zentralen Mittelfeldspieler, der in der Nationalmannschaft etwas offensiver agiert als bei Arsenal, immer wieder Verletzungen, sodass er sein volles Potenzial noch nicht entfalten konnte. Bisher präsentierte sich Ramsey während dieser EM aber topfit und ist einer der Garanten für den Einzug ins Achtelfinale.
Nicht nur aufgrund seines Äußeren ist Nainggolan einer der auffälligeren Spieler im Weltfußball. Als einer der wenigen Profis steht der Belgier zu seinem Laster, dem Rauchen, was einen Fernsehkommentator bereits dazu veranlasste, Nainggolan als rauchenden Irokesen zu bezeichnen. Dies sind natürlich alles nur marginale Randnotizen, die nicht davon ablenken sollen, dass der Halb-Indonese einer der dynamischsten Mittelfeldspieler der Welt ist, der zudem über eine fantastische Schusstechnik verfügt. Zurzeit spielt Nainggolan noch bei der Roma, gerüchtehalber wird er aber nach der EM zu einem englischen Spitzenverein wechseln.
Gareth Bale vs. Eden Hazard
Dass beide absolute Ausnahmespieler sind, haben Bale und Hazard bei dieser Europameisterschaft bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Beide sind insofern ähnliche Spielertypen, als das sie gern mit Tempo über die Flügel kommen und das Eins gegen Eins suchen. Bale besitzt vielleicht die bessere Schusstechnik, während der Belgier über die flinkeren Füße und engere Ballführung bei Höchstgeschwindigkeit verfügt.
Beide tragen das Offensivspiel ihrer Mannschaften, wobei es jedoch Unterschiede in der jeweiligen Rolle gibt: Der Waliser ist, Aaron Ramsey einmal ausgenommen, der Einzige im Angriffsspiel der Briten, der Chancen kreieren und mal eine überraschende Aktion einfließen lassen kann. Ohne Bale, der im walisischen Spiel natürlich alle Freiheiten genießt, würde die Offensive wohl komplett zum Erliegen kommen.
Hazard hingegen ist nicht die einzige Offensivwaffe der Belgier, sondern verfügt in denen Personen von Kevin de Bruyne, Romelu Lukaku, Yannick Ferreira – Carrasco, Dries Mertens oder Michy Batshuayi über mannigfaltige Hilfe. Die gegnerische Verteidigung kann sich also nicht exklusiv auf den Flügelflitzer konzentrieren, ansonsten würde man Gefahr laufen, einem der anderen großartigen Individualisten zu viel Raum zu geben.
Somit verfügen beide über unterschiedliche Voraussetzungen, um ihr Spiel durchzuziehen. Daraus aber nun generell abzuleiten, dass Bale aufgrund dessen die bessere EM spielt, würde zu kurz greifen.
Nachbetrachtung der letzten Duelle
In einem Spiel, für das im journalistischen Jargon gerne Euphemismen, wie „es lebte von seiner Intensität und Spannung“ gebraucht werden, gehörte einer der Verlierer zu den Gewinnern: im Duell der Superstars ging nämlich, konträr zum Endergebnis, ein Pole als Sieger hervor. Robert Lewandowski brachte die bialo-czerwoni mit seinem ersten Tor bei dieser EM früh in Front. Während des restlichen Spiels riss sich der Stürmer zwar den sprichwörtlichen „Allerwertesten“ auf, konnte seiner Mannschaft aber offensiv keine Durchschlagskraft mehr verleihen, dafür präsentierte sich die portugiesische Defensive erneut zu diszipliniert.
Im Angriff jedoch brachten die Portugiesen, außer dem Distanzschuss von Renato Sanches zum 1:1, wenig zustande. Vor allem Ronaldo wirkte erneut nicht fit und scheiterte teilweise bei Gelegenheiten, die er sonst im Schlaf in Tore ummünzen würde. Wie eigentlich in allen bisherigen Partien, das Spiel gegen Ungarn einmal ausgenommen, schien Portugals Trainer Fernando Santos nicht die passende Rolle für seinen Superstar finden zu können. Ronaldo wirkte wiederholt partiell isoliert, fand keine Bindung zum Spiel und versuchte zu viel über Einzelaktionen zu erzwingen.
Krychowiak lieferte einmal mehr eine sehr gute Partie im defensiven Mittelfeld der Polen ab: mit einer Passquote von 87 Prozent und starken 121 Ballkontakten, gehörte der 26-Jährige zu den Aktivposten seiner Mannschaft, der nebenbei viele Löcher stopfte und sich erneut sehr zweikampfstark präsentierte. Sein Pendant William Carvalho konnte nicht vollends überzeugen. Obwohl er eine starke Passquote von 90 Prozent aufwies, war er nicht so im Spiel drinnen, wie sein Gegenüber. Exemplarische hierfür ist die Tatsache, dass der Portugiese nur 78 Ballkontakte auswies und mit Beginn der Verlängerung ausgewechselt wurde.
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