Interessante Aspekte abseits der Österreich-Gruppe: Schweiz besiegt den Europameister
Fußball international 7.September.2016 David Goigitzer 0
In dieser Serie beschäftigen wir uns an Spieltagen der WM-Qualifikation mit interessanten Aspekten abseits der Österreich-Gruppe. Heute blicken wir auf Schweiz gegen Portugal und Weißrussland gegen Frankreich.
Schweiz – Portugal (2:0)
Die Portugiesen mussten dieses Spiel ohne Superstar Cristiano Ronaldo auskommen, der Stürmer von Real Madrid ist immer noch verletzt. Die Schweizer traten in einem 4-2-3-1 an, während die Portugiesen ihr EM-bewährtes 4-3-3 als Grundordnung verwendeten.
Die Schweizer pressten früh und hoch in einer 4-2-3-1-Grundordnung, wobei sie Portugal gut nach außen zu leiten wussten. Im Aufbau ließ sich Behrami oft zwischen die Innenverteidiger fallen, um den Ballvortrag zu erleichtern, selbst wenn dies gegen das weiterhin sehr mannorientierte portugiesische 4-1-4-1 Mittelfeldpressing nicht unbedingt nötig war, da man ja auch einen sehr gut mitspielenden Torwart in Form von Yann Sommer hat. Diese Mannorientierungen waren aber oft gut ausgeführt, sodass man ein ausreichendes Maß an Kompaktheit halten konnte und mit aggressivem Herausrücken den Ballführenden immer wieder unter Druck setzte.
Deswegen taten sich die Schweizer zunächst sehr schwer die portugiesische Pressingformation zu bespielen. Nach Ballgewinn versuchten die iberischen Gäste schnell zu kontern, Éder suchte immer wieder den Ball in die Tiefe in die Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidiger. Zwar kamen die Mannen von Fernando Santos einige Male in diese Räume, die Anschlussaktionen waren jedoch meist unpassend. Die Portugiesen hatten, bis auf wenige hohe Pressingaktionen, wenig Aktivität zu verzeichnen. Man agierte eher zurückhaltend, selbst wenn man auf den Seiten immer wieder gute Kombinationen sah, diese wirkten jedoch improvisiert und unverbunden zum Rest der Mannschaft.
Die Schweizer suchten ebenfalls sehr direkte Angriffsvorträge. Wenn der Zwischenlinienraum und die darin befindlichen Spieler gefunden wurden, sollten Schnellangriffe gefahren werden. Diese gingen vor allem von Talent Breel Embolo aus, der mit seiner Antrittsschnelligkeit mit und ohne Ball für einige gefährliche Momente sorgen konnte. In Führung ging man eben durch den Jungprofi, der nach einem abgewehrten Freistoß den Abpraller zum 1:0 verwertete. Durch kleinere Rochaden und viel Bewegung im Freilaufverhalten konnten die Schweizer die Portugiesen zusehends auseinanderziehen und immer wieder die Gäste ausspielen. In Minute 30 konnten die Schweizer dann nach einem Konter auf 2:0 erhöhen, als man enorme Stellungsfehler verzeichnete und Mehmedi den Ball nach Vorlage von Seferovic ins Kreuzeck schoss.
Die zweite Halbzeit brachte nur wenige Veränderungen. Zwar brachte Santos Adrien Silva und Joao Mario, die beiden konnten das Spiel jedoch genauso wenig genug beeinflussen wie der später eingewechselte Ricardo Quaresma. Die Schweizer, ebenfalls mannorientiert in ihrem Pressing, konnten nach ihren stets längeren Ballstafetten öfters den Ball im intensiven Gegenpressing zurückgewinnen, sodass man nur selten entblößt wurde durch die gefährlichen Konterangriffe der Portugiesen. Da keiner der beiden Mannschaften mehr ein Tor gelang, endete die Partie mit dem Halbzeitstand, nämlich 2:0 für die Schweiz.
Weißrussland – Frankreich (0:0)
Die Franzosen traten mit leicht verändertem Personal wie bei der Europameisterschaft an, zum Beispiel stand Mandanda statt Lloris im Tor, Raphael Varane übernahm zudem die Kapitänsschleife und Layvin Kurzawa von PSG sowie Sidibé vom AS Monaco, der sein Debüt feierte, spielten von Beginn an. Die Russen pressten hoch und mutig in einem 4-4-1-1/4-4-2 Hybrid. Mit konsequent ausgeführten Mannorientierungen wollte man das Kombinationsspiel der Franzosen zum Stocken bringen, durch das frühe Attackieren sollte ein sauberer Ballvortrag verhindert werden.
Nach ungefähr 15 Minuten legte sich die hohe Pressingphase der Weißrussen und Frankreich konnte nun einfacher aufbauen. Nominell im 4-2-3-1 angetreten, wurde daraus oft ein 4-1-4-1, da Pogba im Ballbesitz meist eine höhere Position als Kanté einnahm. Situativ ließ sich dann ein Mittelfeldspieler dynamisch fallen, um sich den Ball in der anfänglichen Aufbauphase zu holen. Dieses Zurückfallen konnte meist nur schwer verfolgt werden, da es recht schnell passierte und nicht immer von denselben Spielern ausgeführt wurde.
Dennoch stockte die französische Offensiv-Improvisationsmaschinerie spätestens 15 Meter vor dem Strafraum der Gastgeber, die sehr konsequent mit mindestens acht Leuten eben jenen verteidigten, sodass man kaum ein Durchkommen fand. Oft landete man isoliert am Flügel, verlagerte dann zu langsam und das Spiel ging wieder von vorne los. Vereinzelt konnte man durch Dribblings von Sissoko oder Pogba, sowie schnellem Spiel über den dritten Mann vom Flügel in den Halbraum kleinere Durchbrüche erzielen, dies war jedoch Mangelware.
Die Weißrussen selbst konzentrierten sich wie bereits erwähnt auf das Verteidigen des eigenen Tores, Angriffe waren nur eine Zusatzoption. Zwar fächerten die Innenverteidiger im Ballbesitz zwar immer brav auf, wirklich von hinten aufgebaut wurde jedoch nie. Meist wurde der Ball so schnell wie möglich nach vorne gebracht, Konter waren das fokussierte Mittel der Mannen von Teamchef Khatskevich.
Da das Zusammentreffen aus aufopferndem, meist ausreichend kompaktem Verteidigen auf Seiten der Gastgeber und unverbundenen Improvisationstalenten in der französischen Offensive eine Patt- Stellung ergab, hieß das Endresultat 0:0.
Zudem zu berichten..
Die restlichen Minuten von Albanien gegen Makedonien wurden beim Stand von 1:1 fortgeführt, Balaj traf in Minute 89 zum entscheidenden 2:1.
Die Ungarn kamen auf den Färöer Inseln nicht über ein 0:0 hinaus.
Andorra verlor daheim gegen Lettland 0:1.
Die Bulgaren quälten sich in einem Offensivschlagabtausch mit 4:3 gegen die Luxemburger
Bosnien siegte gegen Estland souverän mit 5:0, die Belgier gewannen bei Roberto Martinez‘ Pflichtspieldebüt als Trainer in Zypern mit 3:0. Die Griechen ließen Gibraltar nichts anbrennen und gewannen 4:1.
David Goigitzer, abseits.at
David Goigitzer
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