Tottenham ist momentan in großartiger Verfassung, während City zuletzt eher bedenkliche Leistungen zeigte. Wer bestätigt den aktuellen Trend?
Die Ausgangslage
Nicht einmal Antonio Contes Mannschaft konnte Tottenham Hotspur aufhalten: nach einer grandiosen Leistung schlugen die Londoner ihren Lokalrivalen an der White Hart Lane mit 2:0. Gab es vor diesem Spiel noch eine gewisse Skepsis bezüglich der Leistungsfähigkeit Tottenhams, dürften nach diesem Auftritt keine Fragen mehr offen gewesen sein. Das Team von Mauricio Pochettino gehört in dieser Saison zu den legitimen Titelanwärtern in der Premier League.
Nach dem souveränen 4:0 über West Bromwich Albion am letzten Wochenende überholten die Spurs den FC Liverpool und sind nun erster Verfolger von Spitzenreiter Chelsea. Tottenham ist zudem das erfolgreichste Premier-League –Team der letzten sechs Spiele, die allesamt gewonnen werden konnten. Dabei erzielten die Spurs, die sich zu Saisonbeginn in Bezug auf Tore noch eher zurückhaltend präsentierten, ganze 19 Treffer – wahrlich kein schlechter Wert.
Der Trainer des nächsten Gegners, Pep Guardiola, zeigte sich in einer Pressekonferenz daher auch voll des Lobes über das Team seines Freundes Pochettino. Er hob dabei explizit Tottenhams gutes Positionspiel, den Spielaufbau und die Variabilität in der Wahl der Offensivmittel hervor.
Guardiolas eigenes Team steckt hingegen aktuell in einer Krise. Zuletzt gab es ein katastrophales 0:4 beim FC Everton. Gerade in der Defensive agieren Spieler wie John Stones ohne Selbstvertrauen, was wiederum zu noch mehr individuellen Fehlern führt. Genau diese stellen über die bisherige Saison betrachtet eines der massivsten Probleme von City dar.
Einige Experten in England merkten vor dieser Partie an, dass der Beginn des Abfalls der Leistungskurve der Skyblues ziemlich genau auf die 0:2–Niederlage bei Tottenham datiert werden kann. Guardiola hat bislang noch kein langfristig funktionierendes Mittel gegen die innerhalb der Mannschaft grassierende Unsicherheit und Defensivschwäche gefunden. Der Spanier wirkt öffentlich zusehends genervter, stellt sich aber weiterhin vor seine Mannschaft. Bei aller Geduld im City-Umfeld müssen Mannschaft und Trainer nun aber liefern.
Zahlen und Statistiken
City konnte fünf der letzten sechs Premier-League–Heimspiele gegen die Spurs gewinnen, aber nur Chelsea gelangen mehr Siege (7) als Tottenham (6) im Etihad. Zudem gewann Tottenham die letzten drei Spiele gegen den blauen Verein aus Manchester.
Um noch einmal auf den vermeintlichen Turning Point im Saisonverlauf von City zurückzukommen, ein paar Zahlen von vor und nach der Niederlage gegen die Spurs: zuvor erzielte Manchester drei Tore im Schnitt, danach nur noch 1,53; zuvor kassierten sie 0,83 Treffer, später dann 1,4.
Insgesamt betrachtet stellt City mit 26 Gegentreffern die schwächste Defensive der Top sechs in England, während Tottenham mit nur 14 Gegentreffern nach Chelsea über die zweitbeste Verteidigung verfügt. Mittlerweile haben die Spurs Manchester auch in Sachen geschossener Tore knapp überholt – auch wenn sie mit 43 Toren nur den viertbesten Angriff der Liga stellen.
In den Bereichen Ballbesitz und Passquote liegt City jedoch vor Tottenham und führt in der Ballbesitz-Statistik auch die gesamte Liga an. Die Spurs hingegen liegen bei den Tackles und den Schüssen pro Spiel vor City.
Nimmt man die Anzahl der Gegentreffer als Maßstab, ist es durchaus überraschend, dass Manchester pro Spiel weniger Schüsse des Gegners zulässt als Tottenham. Eine Erklärung dafür konnte sein, dass die City-Defensive die gegnerischen Angreifer in gefährlicheren Bereichen zum Abschluss kommen lässt, als es die Spurs-Verteidigung tut.
Personal & Schlüsselspieler
Aktuell fällt es eher schwer, einen City-Akteur besonders hervorzuheben. Eine der wenigen Konstanten im Spiel der Mannschaft von Guardiola bleibt Kevin De Bruyne, der offensiv zuletzt aber des Öfteren glücklos agierte. Natürlich schmerzt vor allem der Ausfall von Ilkay Gündogan, der sich vor seiner Verletzung in starker Form befand und sich im Mittelfeld immer mehr zum Fixpunkt entwickelte. Teilweise daneben präsentierten sich in den letzten Wochen John Stones und Claudio Bravo. Dass Guardiola den Chilenen der City-Legende Joe Hart vorzog und diesen praktisch vom Hof jagte, brachte dem Spanier bei den Fans keine Sympathiepunkte ein – vor allem angesichts der bisherigen Leistungen Bravos.
Hoffnung auf zumindest offensive Besserung macht der neue Stürmer Gabriel Jesus, der gegen Tottenham sein Debüt feiern könnte. Auf dessen brasilianischen Landsmann Fernandinho muss Guardiola, aufgrund einer Sperre, aber weiterhin verzichten.
Trotz ihrer zuletzt überragenden Leistungen soll hier ausnahmsweise mal kein Loblied auf das Duo Harry Kane und Delle Alli gesungen werden, sondern auf deren besten Zuarbeiter: Christian Eriksen. Der Däne ist Premier League weit aktuell unerreicht, wenn es darum geht, für seine Mannschaft gefährliche Aktionen zu kreieren. Eriksen leitet pro Spiel im Schnitt drei Chancen ein; ein wirklich sehr starker Wert. Obendrein nimmt der Mittelfeldspieler 4,1 Abschlüsse pro Partie, ist in diesem Punkt der beste Spurs-Akteur. Mit bereits acht direkten Torvorlagen rangiert Eriksen zudem ligaweit auf Platz zwei. Nebenbei erzielte er schon fünf Tore selbst.
Besonders schmerzhaft für Tottenham ist der Ausfall des belgischen Abwehr-Ass Jan Verthongen. Dessen Landsmann und Partner in der Innenverteidigung, Toby Alderweireld, ist sich jedoch sicher, dass genügend Alternativen parat stehen, um diesen Verlust zu kompensieren. Als Ersatz könnte zum Beispiel der Österreicher Kevin Wimmer fungieren.
So könnten sie spielen:
Manchester City: Bravo – Sagna, Otamendi, Stones, Clichy – Fernando – Toure, Silva – Sterling, de Bruyne – Aguero
Tottenham Hotspur: Lloris – Wimmer Alderweireld, Dier – Rose, Wanyama, Dembele, Walker – Eriksen, Kane, Alli
Ral
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