Seit sechs Monaten wartet der bahrainische Nationalheld A’ala Hubail auf seinen Prozess, der hinter verschlossenen Türen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird. Dem gelernten... Vom Fußballplatz ins Gefängnis – Der populärste Nationalspieler Bahrains wartet auf seinen Prozess

Seit sechs Monaten wartet der bahrainische Nationalheld A’ala Hubail auf seinen Prozess, der hinter verschlossenen Türen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird. Dem gelernten Sanitäter wird vorgeworfen, dass er an Demonstrationen gegen die Regierung teilnahm und verwundeten Demonstranten erste Hilfe leistete. Nach der Festnahme wurde der 68-fache Nationalspieler gefoltert und verletzt.

Die Proteste in der arabischen Welt schwappten im Februar 2011 auf Bahrain über. Die Bevölkerung forderte eine neue Verfassung, einen Regierungswechsel, direkte Wahlen und ein Ende der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Fast 70 Prozent aller Einwohner des Landes sind von staatlichen Berufen ausgeschlossen, da sie sich zum schiitischen Islam bekennen, während das Königshaus der sunnitischen Richtung des Islams angehört. Die Regierung ließ die Demonstrationen brutal niederschlagen – insgesamt wurden mehr als 30 Demonstranten getötet und tausende Menschen verhaftet.

VERHAFTET UND GEFOLTERT

Unter den Demonstranten befanden sich auch A’ala Hubail und sein Bruder Mohamed, der ebenfalls ein erfolgreicher Nationalspieler war. Vor etwa einem halben Jahr wurden beide Fußballer verhaftet und während Mohamed bereits zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, wartet sein Bruder noch auf seinen Prozess. Dieses Gerichtsverfahren wird unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, sodass von einem fairen Verfahren keine Rede sein kann. A’ala Hubail wird nicht nur vorgeworfen, dass er an den Kundgebungen teilnahm, sondern auch, dass er verwundete Demonstranten verarztete! A’ala Hubail wurde am 05.April verhaftet und am 29. Juni bis zu seinem Prozessbeginn auf freien Fuß gestellt. Während seiner Zeit im Gefängnis wurde der Stürmer gefoltert und am Fuß verletzt. Sein Verein Al-Ahli musste ihn entlassen und selbst im Falle eines Freispruchs könnte A’ala Hubail ein Berufsverbot als Fußballer erhalten.

A’ala Hubails Stern ging bei der Asienmeisterschaft 2004 auf, als er zusammen mit Ali Karimi den goldenen Schuh gewann und in der anschließenden Wahl zu Asiens Fußballer des Jahres den zweiten Platz erreichte. A’ala Hubail war nicht nur aufgrund seiner zahlreichen Tore bei den Fans äußerst beliebt, sondern auch weil er auf dem Platz hart arbeitete und viel für die Defensive tat. Er setzte die gegnerischen Verteidiger unermüdlich unter Druck und schien eine endlose Kondition zu haben. Für die Nationalmannschaft erzielte er in 63 Spielen 24 Treffer.

AUCH ANDERE SPORTIKONEN WARTEN AUF IHREN PROZESS

Der amtierende König Hamad bin Isa Al Chalifa sieht es nicht gerne, wenn Prominente offen gegen das Regime auftreten und geht deshalb besonders hart gegen die Sportikonen des Landes vor. Einerseits verhaftete er zahlreiche Sportler, andererseits sorgte er dafür, dass weitere 200 Profisportler von ihren jeweiligen Vereinen auf die Straße gesetzt wurden. Es sollte kein Regierungskritiker mehr als Sportprofi arbeiten können. Im Vergleich zu anderen Verurteilten erwischte es Mohamed Hubail noch ganz gut, denn die Handballer Ali Mirza Salman und Mohammed Mirza Salman wurden zu jeweils 15 Jahren Haft verdonnert. Der Vater der beiden Brüder beklagte sich gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass die Regierung Vorwürfe erfinden würde und dass seine Söhne unschuldig seien. Jaffar Abdulqader, der bekannteste Handballer des Landes, wartet hingegen noch auf seinen Prozess – genauso wie Tariq Al-Farsani (Bodybuilder), Ali Saeed (ehemaliger Nationaltormann) und Sayed Mohammed Adnan (79-facher Nationalspieler).

FIFA DROHTE MIT SANKTIONEN – HANDELTE ABER NICHT

Am 24. Juni 2011 verlautbarte die FIFA, dass sie eine Anfrage bezüglich der inhaftierten Fußballer an die Regierung Bahrains stellte. Die Interventionen der FIFA verliefen im Sand und Kritiker werfen dem Weltfußballverband vor, dass er nicht entschieden genug gegen Bahrain vorging. Die Königsfamilie leitet nämlich auch den bahrainischen Fußballverband, welcher in der Region über jede Menge Einfluss verfügt und die FIFA-Präsidentschaftswahl mitentscheiden kann.

Die Nationalmannschaft Bahrains galt in dem gespaltenen Land als Symbol der Einheit, da mehrmals betont wurde, dass innerhalb der Mannschaft verschiedene religiöse Richtungen keine Rolle spielen würden. Dieses Symbol hat keinen Wert mehr, da die Verhaftungswelle ausschließlich schiitische Spieler betraf.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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