Warum für den SK Rapid Wien auch nach einer Niederlage am Sonntag im 320. Wiener Derby die Europa-League-Qualifikation über die Liga noch möglich sein... Kommentar: Zum Siegen verdammt? Hat der SK Rapid auch bei einer Derby-Niederlage noch Chancen auf den Europacup?

Shop_SK Rapid Wien - Block West PyroWarum für den SK Rapid Wien auch nach einer Niederlage am Sonntag im 320. Wiener Derby die Europa-League-Qualifikation über die Liga noch möglich sein könnte.

Viele Medien schrieben in den letzten Tagen, dass mit einer Niederlage Derby-Niederlage die Europa League über die Bundesliga für den SK Rapid nicht mehr erreichbar wäre. Ganz abhaken sollte man diese Möglichkeit jedoch nicht. Bei den ausstehenden 15 Spielen sind auch für den SK Rapid Wien noch 45 Punkte zu erreichen, man hätte zwar bei einem Sieg von Sturm Graz einen 15 Punkte Rückstand auf Platz 3, könnte jedoch mit Siegen gegen die Top4-Teams (Altach, Salzburg, Sturm und dem ausstehenden Heimderby gegen die Austria) noch mindestens sechs Spiele mit Endspiel-Charakter bestreiten, in denen wiederum 18 Punkte zu erreichen sind. Klar ist, sollte das Derby am Sonntag verloren gehen, muss Rapid diese sechs Partien für sich entscheiden, bzw. darf gegen diese Klubs keinen Punkt liegen lassen.

Bekanntlich trieb der Verletzungsteufel während der Frühjahrsvorbereitung sein Unwesen, dennoch konnte bei der Generalprobe gegen Regionalligisten Schwechat zumindest Co-Kapitän Stefan Schwab sein Comeback feiern, ob Trainer Damir Canadi auf den 26-jährigen zentralen Mittelfeldspieler im 320. Wiener Derby von Beginn an setzen wird, bleibt ungewiss! Weiters bleibt auch abzuwarten, ob Rapid gerade gegen Teams, welche in der unteren Tabellenhälfte angeführt sind, immer voll punkten kann, hier gab es in der Vergangenheit oftmals große Probleme. Mit Damir Canadi hat man einen Taktik-Fuchs geangelt, der mit einer eingespielten Mannschaft diese Gegner regelmäßig bezwingen kann. Dabei wird besonders den Außenbahnspielern eine wichtige Rolle zukommen, da diese gegen tiefstehende Mannschaften in gewissen Situationen Überzahl schaffen müssen um den gegnerischen Abwehrverbund zu knacken.

Dennoch kann Damir Canadi im Laufe der Meisterschaft etliche verletzte Spieler begrüßen, diese sind auch wie „spätere Neuzugänge“ zu behandeln und können Rapid im Meisterschaftsfinish unberechenbarer machen. Sei es ein Christoph Schösswendtner (Innenbandanriss Knie), Maximilian Hofmann (Bänderriss, welcher nur das erste Spiel gegen die Austria fehlen könnte, abhängig vom Heilungsverlauf), Maximilian Wöber (Entzündung im Wadenbeinköpfchen), Thomas Schrammel (Meniskusriss), Ivan Mocinic (Meniskuseinriss), Philipp Schobesberger (Knochenödem) oder Mate Jelic (Muskelriss). Gerade die Legionäre müssen im Training besonders auf sich aufmerksam machen, denn dass Canadi seine Linie durchzieht und nur auf Legionäre setzt, wenn diese besser sind als eigene österreichische Talente, ist seit seinem Amtsantritt bereits bestens bekannt.

Über fehlende Alternativen kann man in Wien Hütteldorf nicht klagen, denn hat man mit Thurnwald, Okungbowa, Arase, Malicsek, Szanto und Sobczyk einige talentreiche österreichische Spieler, die jetzt ihre Chance ergreifen können und sich in die erste Elf spielen können.

Die Neuzugänge Mocinic und Traustason müssen sich im Westen Wiens noch beweisen, beide konnten sich nach deren Verpflichtung im Sommer noch nicht in die Herzen der grün-weißen Fangemeinde spielen! Gerade Traustason kam zuletzt unter Canadi in Schwung, ehe ihn ein Rippenbruch im vorletzten Spiel des Herbstes, erneut zum Zuschauen verdonnerte, es war nach der Schienbeinkopfprellung im Derby gegen die Austria (4:1-Auswärtssieg im „ehemaligen Wohnzimmer“), wo Traustason bereits sein Können unter Beweis stellte, seine zweite Verletzung in der Ära Rapid. Traustason hat somit bereits bewiesen, dass er eine Verstärkung für Rapid darstellen kann, muss diese Leistungen aber bestätigen. Ivan Mocinic, dem großes Potenzial nachgesagt wird, hat die Verantwortlichen bisher noch nicht ganz überzeugt. In der Vorbereitung wurde hier Joelinton ausprobiert, dieser ist auf den besten Weg der Louis Ngwat-Mahop Rapids zu werden. Philipp Malicsek hat bereits in den jüngsten Einsätzen gezeigt, dass auch er ein Anwärter für Rapids Startelf sein könnte. Der 19-Jährige, der durch gutes Passspiel und Ballsicherheit besteht, nutzte auch die Vorbereitung um auf sich aufmerksam zu machen, verpasste doch im Sommer mit der U19-EM den Großteil der Vorbereitung um sich früher schon an das Leben beim Rekordmeister zu gewöhnen.

Ein Blick auf die Konkurrenz

Wird der SCR Cashpoint Altach unter Neo-Trainer Martin Scherb den Höhenflug von Canadi und Werner Grabherr weiterführen können? Red Bull Salzburg schwächte die Konkurrenz aus dem Ländle und löste den Leihvertrag von Dimitri Oberlin auf. Mit Johannes Aigner kommt ein Stürmer zurück, ob dieser die Lücke von Oberlin ersetzen kann, darf dahingestellt werden, da Aigner neben Spielpraxis auch nicht die Oberlin-Spielphilosophie entgegenkommt, Aigner hat andere Eigenschaften, hat aber auch in der Vergangenheit bewiesen, dass er weiß wo das Tor steht. Scherb hat in der Vorbereitung bereits gezeigt, dass er dem 5-3-2 von Vorgänger Canadi Vertrauen schenkt und am System vorerst nichts verändern wird, warum auch. Einzig Neuzugang Janeczek, welcher nach der Absage von Ex-Grazer Kamavuaka ein Engagement bei Darmstadt 98 in der deutschen Bundesliga vorzog, wurde geholt, dieser soll die Lücke zum SV Mattersburg abgewanderten Spanier Cesar Ortiz schließen und kann sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden.

Mit Uros Matic und Bright Edomwonyi verließen den SK Sturm Graz zwei Leistungsträger. Martin Ovenstad, Baris Atik und Seifedin Chabbi kamen neu nach Graz-Liebenau. Für Martin Ovenstad ist Sturm Graz das erste Auslandsabenteuer, er benötigt sicher noch Eingewöhnungszeit und tritt mit der Nachfolge von Matic in große Fußstapfen. Seifedin Chabbi bewies bereits bei Austria Lustenau in der Sky Go Erste Liga seinen Torinstinkt, konnte in der Schweiz bei St. Gallen jedoch nicht an seinen glorreichen Zeiten anschließen. Ob Chabbi zu seinen jüngsten Erfolgen aus Lustenau-Zeiten zurückfinden kann, wird auch von der Einsatzzeit abhängen, denn mit Toptorjäger Alar konnte der große Lichtblick in dieser Saison gehalten werden. Weiters gibt es mit Philipp Zulechner und Roman Kienast weitere Stürmer, die in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie wissen wo das Tor steht! Bei Baris Atik erhoffen sich die Verantwortlichen einen Avdijaj-Deal, der 22-jährige Türke ist im linken- sowie im zentralen Mittelfeld zuhause und konnte in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands in 16 Spielen immerhin 10 Mal treffen, für mehr als drei Kurzeinsätze in der deutschen Bundesliga für die TSG Hoffenheim reichte es nicht aus.

Zeigen wird sich ob Günther Kreissl ein ähnlich gutes Händchen in der Winterübertrittszeit bewiesen hat, und die Spieler ähnlich einschlagen können wie Uros Matic. Sascha Horvath konnte ebenfalls nach langer Leidenszeit die Vorbereitung wieder zur Gänze mitbestreiten und wird dem Sturm-Spiel auch wieder guttun. Für Sandi Lovric kann der Abgang von Matic eine neue Chance auf Einsatzzeit sein, Lovric wird seit einiger Zeit Talent nachgesagt, bislang konnte er dieses jedoch nicht regelmäßig zeigen. Vielleicht spielen sich auch die zuletzt eher im Abseits gestandenen Spieler wie Marko Stankovic oder der zuletzt wiedergenese Simon Piesinger zurück ins Grazer-Rampenlicht und können den Grazer Erfolgslauf aus dem Herbst bestätigen.

Sollte die Konkurrenz nicht ins Stolpern geraten, bleibt für den SK Rapid der ÖFB-Cup für ein Europa-League-Ticket. Hier sind die Hütteldorfer zunächst bei Bundesliga-Aufsteiger St. Pölten zu Gast, eine machbare Aufgabe für die Grün-Weißen! Bleiben dennoch noch Halbfinale und Finale zu überstehen und als Cup-Spezialisten sind die Grün-Weißen hierzulande eher nicht bekannt.

Michael Paur, abseits.at

Michael Paur

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