Die Karriere des englischen Profis Joseph „Joey“ Barton ist geprägt von vielen Entgleisungen.
Leicht hat es Joey Barton seinen Arbeitgebern im Laufe seiner Karriere nie gemacht. Dementsprechend wenig gefragt war der 34-Jährige in den letzten Jahren im englischen Profi-Bereich. Doch der letztjährige Aufsteiger aus Burnley holte Barton aus der Arbeitslosigkeit und gab dem Skandalspieler seine wohl letzte Chance in der Premier League. Zur großen Enttäuschung von Trainer Sean Dyche konnte Barton diese nicht nutzen und machte mal wieder vor allem durch Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam.
Seit seiner Ankunft im Jänner kam Barton zwar immerhin auf 14 Einsätze, wobei er auch selten enttäuschte. Doch am Ende stolperte Barton über seinen Hang zu illegalen Fußballwetten. Und damit mal wieder über sich selber. Ihm wurde im Zuge der Ermittlungen gegen seine Person zur Last gelegt, im Zeitraum von 2006 bis 2016 insgesamt 1260 (!) Wetten auf Fußballspiele platziert zu haben. Barton wurde daraufhin vom englischen Fußballverband für 18 Monate gesperrt. Burnley zog ebenfalls Konsequenzen und entließ Barton. Dieser reagierte auf die Vorfälle mit dem Geständnis, spielsüchtig zu sein.
Momente des Wahnsinns
Immer wieder gab Barton im Laufe seiner Karriere zu Protokoll, sich geändert zu haben, ab sofort geläutert zu sein. In genau so schöner Regelmäßigkeit konterkarierte er diese Lippenbekenntnisse mit seinen Taten. Bei Newcastle United wurde er 2011 entlassen, als er Klubverantwortliche per Twitter angriff. Wer mit einem Hang zum Sarkasmus ausgestattet ist, könnte dieses Verhalten bereits als Fortschritt werten, beließ Barton es doch bei verbalen Entgleisungen.
Das war nicht immer so. In einem Freundschaftsspiel gegen die Doncaster Rovers am 22. November 2004 zettelt er eine Massenschlägerei an, die zehn Minuten andauert. Auf der Weihnachtsfeier der Citizens gerät Barton mit einem 18-jährigen Jugendspieler aneinander. Im Zuge des Streits drückt er eine Zigarre im Auge des Jungen aus, der versucht hatte, Bartons T-Shirt anzuzünden. Doch auch nach Zahlung einer empfindlichen Geldstrafe kommt Barton nicht zur Ruhe.
Nur ein halbes Jahr später wird er von einem Turnier in Thailand nach Hause geschickt, nachdem er einen 15 Jahre alten Everton-Fan attackiert, der ihn provoziert hatte. Als ihn Teamkollege Richard Dunne zurückhalten will, beißt Barton dem stämmigen Innenverteidiger in den Finger. Ein „Times“-Reporter beschreibt die Szene als „einen Moment des Wahnsinns“. Auch mit dem ein oder anderen brutalen Foul sorgte Barton nicht gerade für eine Verbesserung seines Images in der Öffentlichkeit
Zu Beginn seines kurzen Gastspiels bei Olympique Marseille wurde Barton seinem zweifelhaften Ruf ebenfalls gerecht, als er auf einer Pressekonferenz seine Aussagen mit einem französischen Akzent vortrug.
Jailhouse Rock
Im April 2007 entging Barton noch knapp einer Haftstrafe, als er bei Manchester City mit Ousmane Dabo den eigenen Mitspieler krankenhausreif schlug. Dieser erstatte zwar Anzeige, doch mit viel Glück konnte Barton den eigentlich fälligen Gefängnisaufenthalt noch vermeiden.
Am Boxing Day desselben Jahres hatte Barton weniger Glück. Barton ist am Knöchel verletzt und kann deswegen nicht für seine Mannschaft auflaufen. Der damals 25-Jährige nutzt die freie Zeit für eine Sauftour in Liverpool. Gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Cousine wird er am frühen Morgen in einen heftigen Streit verwickelt. Überwachungskameras zeigen, wie Barton erst einen Mann zu Boden streckt und dann wild auf diesen einschlägt. Es sind Szenen von unglaublicher Brutalität. Sie zeichnen das Bild eines Mannes, der sich nicht im Griff hat. Der Richter verurteilte Barton daraufhin zu einer Haftstrafe von sechs Monaten; 74 Tage davon muss er wirklich absitzen, ehe er entlassen wird.
Längst ist auch sein Alkoholkonsum zu einem ernsthaften Problem geworden: „Wenn man Fußball spielt, hat man eine Menge Druck – von den Fans, den Medien. Deshalb trank ich nach den Spielen immer“, erzählt er im Interview mit dem französischen Magazin „So foot“. Nach seinem Häfn-Intermezzo gelobte Barton mal wieder Besserung. Wie sich im Laufe der Jahre herausstellte, blieb es aber erneut bei Lippenbekenntnissen; ein neuerlicher Skandal lauerte schon hinter der nächsten Ecke.
Ral, abseits.at
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