Die Strategie des SV Werder Bremen: Mit Weitsicht zu neuen Ufern
Deutschland 30.Juni.2017 Lorenz Bildstein 0
Seit Mai 2016 ist Frank Baumann als „Geschäftsführer Sport“ beim SV Werder Bremen angestellt. Dem ehemaligen Verteidiger der Bremer und Double-Sieger von 2004 gelang es seitdem, den Klub durch Transfers auf etlichen Schlüsselpositionen zu stabilisieren. Auch auf der vakanten Position des Trainerpostens traf Baumann mit der Verpflichtung des vorherigen U23-Trainers Alexander Nouri die richtige Entscheidung. Trotz zwischenzeitlichem Abrutschen in die Abstiegszone verpasste der Deutsch-Iraner mit den Hanseaten am Ende nur knapp die Europa League.
Es lief bereits die 94. Spielminute am 30. Spieltag im Audi-Sportpark, als Max Kruse einen tief aus der eigenen Hälfte gespielten Ball völlig freistehend zum 4:2-Endstand ins Tor der Ingolstädter einschob. Dieser schön zu Ende gespielte Konter war bereits Kruses vierter Treffer an jenem Nachmittag. Mit starken Leistungen wie diesen überzeugte der ehemalige Angreifer des VfL Wolfsburg in seiner Premieren-Saison im Weser-Stadion. Durch seinen Transfer im Sommer 2016 verbesserte sich die zuvor lahmende Offensive der Bremer deutlich. Auch mit der Verpflichtung des dänischen Nationalspielers Thomas Delaney im Januar 2017 gelang der Sportlichen Führung von „Werder“ ein echter Coup. Mit neuen motivierten Spielern in sämtlichen Mannschaftsteilen spielte sich die Bremer Mannschaft am Ende der Saison auf den 8. Tabellenplatz.
Der Glücksgriff Alexander Nouri
Die Saison 2016/17 hatte denkbar ungünstig für den SV Werder Bremen begonnen. In der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals schied die Elf von Trainer Viktor Skripnik vollkommen verdient gegen den Regionalliga-Verein Sportfreunde Lotte aus. Auch zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison setzte es eine 0:6-Schlappe gegen die Münchner Bayern. Nach drei Spielen ohne einen einzigen Punktgewinn wurde der Ukrainer Skripnik schließlich beurlaubt. Mit dem ehemaligen Cheftrainer des VfB Oldenburg Alexander Nouri präsentierten die Bremer „Macher“ um Geschäftsführer Frank Baumann und Vereinschef Klaus Filbry einen jungen Nachfolger. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es dem talentierten Fußballlehrer der Mannschaft sein taktisches Konzept zu implementieren. Das Team rund um Mittelfeldstar Zlatko Junuzovic ließ sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen und versuchte immer Lösungen auf dem Platz zu finden. Doch trotz der bisherigen positiven Bilanz des Bremer Cheftrainers, gab es auch interne Unstimmigkeiten rund um den Abgang des Co-Trainers Florian Bruns zum Saisonende. Mit dieser Entscheidung verkleinerte der ehemalige deutsche U16-Nationalspieler bewusst sein Trainerteam, um so noch mehr Einfluss auf das tägliche Training seiner Mannschaft zu nehmen. Aber trotz alledem wurde Nouris Vertrag unlängst aus Überzeugung bis 2019 verlängert.
Gute Spieler wecken Begehrlichkeiten
Der sportliche Aufschwung der Werderaner blieb natürlich auch der Konkurrenz aus der Bundesliga nicht verborgen. So müssen die Bremer noch vor Beginn der diesjährigen Transferperiode mit Florian Grillitsch einen hochtalentierten Mittelfeldspieler abgeben. Der “Sechser” unterschrieb beim Champions-League-Teilnehmer TSG 1899 Hoffenheim einen Vierjahresvertrag. Serge Gnabry, Torschützenkönig der Olympischen Spiele von Rio 2016, wird Werder Bremen ebenfalls nach nur einem Jahr den Rücken kehren und sich dem Rekordmeister Bayern München anschließen. Transfers wie diese zeigen, dass es auch zur Philosophie des viermaligen deutschen Meisters gehört, junge Spieler zu entwickeln – um sie später gewinnbringend zu verkaufen.
Der Blick in die Zukunft
Zur kommenden Runde in der Beletage des deutschen Fußballs werden mit den beiden Aufsteigern VfB Stuttgart und Hannover 96 zwei ambitionierte Klubs in die Bundesliga zurückkehren. Die Situation im Tabellenkeller, sowie der Kampf um die europäischen Plätze wird in der Saison 2017/18 deutlich spannender als in der Vergangenheit. Dennoch muss den Bremern vor der Zukunft nicht bange sein. Der Kader ist in der Breite ausgewogen genug und mit dem tschechischen Nationaltorhüter Jiri Pavlenka wechselt ein vielversprechender Torwart von Slavia Prag an die Weser. Mit den Leistungen des bisherigen Stammtorhüters Felix Wiedwald war die Clubführung nicht immer zufrieden. Wenn es der hungrigen Mannschaft gelingt, auch weiterhin junge, vielversprechende Nachwuchsspieler, wie beispielsweise Maximilian Eggestein, ans Profiteam heranzuführen wird das viertbeste Team der Rückrundentabelle auch in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle in Deutschlands Eliteliga spielen.
Lorenz Bildstein, abseits.at
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Lorenz Bildstein
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