Ein U21-Europameister für Red Bull Salzburg – Das ist Luigi Bruins
Bundesliga 14.Oktober.2011 Stefan Karger 0
Nachdem Christoph Leitgeb und Simon Cziommer aufgrund von Verletzungen ausfielen, war Red Bull Salzburg auf der Suche nach einem Ersatz für das kreative, offensive Mittelfeld. Ricardo Moniz nahm im Training den Spanier Jorge Larena (30) und den Niederländer Luigi Bruins (24) unter die Lupe. abseits.at prophezeite bereits vor zehn Tagen, dass der Niederländer gegenüber dem Spanier die bessere Wahl für die Salzburger wäre. Tatsächlich entschied sich der Verein für Luigi Bruins, der schon dieses Wochenende gegen Wacker Innsbruck für seinen neuen Klub debütieren könnte.
Name: Luigi Bruins Nationalität: Niederlande Geburtsdatum: 09.März 1987 Stammposition: zentrales/offensives Mittelfeld Nebenposition: rechtes und linkes offensives Mittelfeld Größe: 1.80m Gewicht: 75 kg Momentaner Verein: Red Bull Salzburg Bisherige Vereine: Excelsior Rotterdam, Feyenoord Rotterdam U20-Länderspiele: 10 (2 Tore)
Luigi Bruins wurde am 09. März 1987 geboren und besuchte bereits mit sechs Jahren die Akademie von Excelsior Rotterdam. Zuvor absolvierte er ein Probetraining bei Feyenoord, wo er jedoch nicht angenommen wurde. Die beiden Vereine arbeiten schon lange zusammen und Luigi Bruins war nicht der erste Spieler, der über den Nachwuchs von Excelsior zu Feyenoord wechselte. Die beiden Stadtrivalen versuchten voneinander zu profitieren, was nur deshalb möglich war, da Excelsior die Vormachtstellung von Feyenoord anerkannte und akzeptierte. Den Excelsior-Fans gefiel das weniger gut, da der Verein die besten Talente immer an den großen Stadtrivalen abgeben musste und an Selbständigkeit und Identität verlor. Für den Verein war diese Zusammenarbeit jedoch äußerst wichtig, da er Geld und Spieler von Feyenoord zur Verfügung gestellt bekam. Diese Partnerschaft begann bereits im Jahr 1979, wurde aber erst 17 Jahre später auf offizielle Beine gestellt. Seit 2008 betreiben beide Vereine äußerst erfolgreich zusammen eine Nachwuchsakademie.
STAMMSPIELER IN DER EREDIVISIE UND U21-EUROPAMEISTER
In der Saison 2005/06 stieß der Mittelfeldspieler zur Kampfmannschaft dazu und sicherte sich gleich einen Stammplatz. Er absolvierte 35 Einsätze von Beginn an und schoss vier Treffer. Der Verein stieg von der Eerste Divisie in die Eredivisie auf und hielt sich trotz geringem Budget im kommenden Jahr in der obersten Spielklasse. Luigi Bruins zeigte auch in der Eredivisie sein großes Talent und schoss sechs Tore in 30 Partien. Aufgrund der starken Leistungen bekam er eine Einberufung in das niederländische U21-Nationalteam, mit dem er 2006 prompt das Finale der Europameisterschaft gegen Serbien mit 4:1 gewann. Luigi Bruins, dessen Vorfahren aus Italien stammen, erzielte den letzten Treffer der Niederländer.
WECHSEL ZUM STADTRIVALEN
In der Saison 2007/08 unterschrieb er einen Vierjahresvertrag bei Feyenoord Rotterdam, wo er trotz großer Konkurrenz im Mittelfeld 27 Einsätze absolvierte und sechs Treffer erzielte. Er erhielt auch Angebote von Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven und von Vereinen aus England, wechselte aber aufgrund der engen Zusammenarbeit der beiden Rotterdamer Vereine zum Stadtrivalen. Er ersetzte die Sprintrakete Royston Drenthe im linken Mittelfeld und spielte unter anderem gemeinsam mit Nuri Sahin, Denny Landzaat, Jonathan de Guzman und Roy Makaay in einer Mannschaft. In dieser Saison gewann Bruins mit dem niederländischen Pokal seinen ersten Titel auf Klubebene.
Aufgrund von Verletzungen verpasste er in weiterer Folge immer wieder einige Spiele und er tat sich schwer, seinen Stammplatz in der Mannschaft zu behaupten. Immerhin verpflichtete der Verein mit Mario Been einen Trainer, unter dem Bruins schon bei Excelsior starke Leistungen brachte. Dennoch spielte er nur neun Mal von Beginn an und wurde zwölf Mal eingewechselt. Vergangene Saison brachte er es auf immerhin 18 Meisterschaftseinsätze von Beginn an, da er in der Hinrunde gesetzt war. Nach der Winterpause wurde er jedoch nur vier Mal eingesetzt – das letzte Mal am 20.02.2011. Seit diesem Tag hat Bruins kein Pflichtspiel mehr in den Beinen. Sein Vertrag wurde im Sommer nicht mehr verlängert, da der neue Trainer Ronald Koeman nicht mehr auf ihn setzte. Koeman ist übrigens der erste Mensch, der als Spieler UND als Trainer bei allen drei großen niederländischen Vereinen (PSV, Ajax, Feyenoord) unter Vertrag stand.
Um in Form zu bleiben hielt sich Bruins in den letzten Monaten beim Satellitenklub Excelsior fit. Gegenüber sport10.at sagte der Mittelfeldspieler, dass er gute Angebote aus der russischen Liga hatte, diese jedoch ausschlug, da er fühlte, dass das nicht die richtige sportliche Entscheidung gewesen wäre.
AUF WELCHEN POSITIONEN KAM ER ZUM EINSATZ
Bruins spielte bei Excelsior in einem 4-3-3-System im rechten Mittelfeld, was bis heute seine Lieblingsposition ist. Bei Feyenoord ersetzte er zunächst Drenthe im linken Mittelfeld, kam später aber immer öfter zentral zum Einsatz (ebenfalls in einem 4-3-3-System).
Vergangene Saison spielte er zwanzig Mal von Beginn an (18 Meisterschaftsspiele und zwei Qualifikationsspiele für die Europa League). In diesen 20 Spielen begann er 15 Mal im zentralen Mittelfeld, drei Mal links und zwei Mal rechts im Mittelfeld. In der vergangenen Saison wurde er zudem einmal als linker Flügelstürmer eingesetzt – eine Position, die er im Notfall auch spielen kann. Sein bitterstes Spiel erlebte er am 24. Oktober 2010, als er bei der 10:0-Niederlage gegen PSV Eindhoven über 90 Minuten lang am Platz stand. Momentan lässt Koeman ein 4-2-3-1-System bei Feyenoord spielen, in dem der 20-jährige Niederländer Jordy Clasie im offensiven Mittelfeld zum Zug kommt. Der U21-Nationalspieler sammelte vergangene Saison ebenfalls bei Excelsior Rotterdam Erfahrung.
FAZIT
Im Gegensatz zum anderen Testspieler Jorge Larena hat Luigi Bruins sicherlich das Potential, um Red Bull Salzburg helfen zu können. Der Niederländer ist ein Instinktfußballer, der über das gewisse Etwas verfügt und Situationen oft schneller als seine Gegenspieler antizipieren kann. Er ist immer wieder für überraschende Momente gut, kann den tödlichen Pass spielen und auch selbst aus der zweiten Reihe abziehen. Negativ ist jedoch, dass er verletzungsanfällig ist, über wenig Spielpraxis verfügt und sensibel ist. Er ist ein Spielertyp, der Schwierigkeiten hat gute Leistungen zu bringen, wenn er das Gefühl hat, dass das Trainerteam und die Fans nicht zu hundert Prozent hinter ihm stehen. In seiner Jugend wurde er von den Fans sogar mit Wesley Sneijder verglichen, allerdings konnte er die hohen Erwartungen nie erfüllen. Die niederländischen Fans warfen ihm vor, dass er zeitweise Alibifußball spielte und sich gehen ließ. Ricardo Moniz sieht es als eine Herausforderung an, Spieler wie Leonardo und Bruins wieder aufzubauen und ihnen eine zweite Chance zu geben. Prinzipiell ist dieser Weg für österreichische Vereine durchaus richtig, da Spieler, die über ein so großes Potential verfügen und bei denen alles glatt läuft, nicht in die österreichische Liga wechseln. Wenn es gelingt die Problemspieler wieder auf die richtige Bahn zu bekommen, dann profitiert der Verein ungemein von diesen Transfers – sowohl sportlich, als auch wirtschaftlich. Jorge Larenas Zeit ist vorbei, Luigi Bruins könnte noch einmal durchstarten.
Stefan Karger, www.abseits.at
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Stefan Karger
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