Spielgemeinschaften gibt es in Österreich viele. Im oberösterreichischen Fußballverband spielen sogar einige geographisch in Niederösterreich befindliche Orte im dortigen Ligabetrieb mit und im Westen Oberösterreichs gibt es sogar zwei Spielgemeinschaften, die aus Orten bestehen, von denen sich der eine in Oberösterreich und der andere in Salzburg befindet. Um die Sache noch zu verkomplizieren spielt die SG Seham/Palting im OFV, während die SG Perwang/Michaelbeuern im SFV eingegliedert ist. Dennoch gibt es bei der SG Waldhausen/Gloxwald ein besonderes Detail, denn die beiden sich bereits im Bezirk Perg befindlichen Orte spielen, wie der ebenfalls im selben Bezirk liegende TSV Grein, im niederösterreichschen Fußballverband. Durch den Aufstieg der SG Waldhausen/Gloxwald und dem Abstieg des TSV Greins kommt es nun in der 1.Klasse West in dieser Saison zu einer Premiere: Nämlich zu einem oberösterreichischen Derby im NÖFV! Davor hätte eigentlich im August bereits der einmal in der Halbsaison bespielte Platz in Gloxwald besucht werden sollen, doch der Regen verhinderte dies damals. So ging es vor dem Derby noch nach Münichreith, das vom Unterhaltungswert den Platz in Gloxwald vergessen machen sollte.
USV Münichreith – SV Kleinpöchlarn 1:0 (0:0)
Am Sportzplatz in Münichreith steigt am Freitag bereits um 17.30 Uhr ein Spiel der 2.Klasse Yspertal. Der USV Münichreith trifft dabei auf den SV Kleinpöchlarn. 70 Zuschauer sind vor Ort, jedoch ist der eigentliche Hauptdarsteller gar nicht am Platz, sondern packt nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt seine Sachen für die Reise zum Länderspiel nach Cardiff! Denn der Nachbar von Groundhopper Martin Schmidt (http://mmgroundhopping.blogspot.co.at) ist Markus Mayr und der leitet die heutige Partie.
Der routinierte Schiedsrichter ist bei den Beschwerden und Reklamationen der Spieler über seine Entscheidungen nicht auf den Mund gefallen und gibt den Akteuren kräftig Kontra. Aber auch das Publikum wird von ihm miteinbezogen. Als der Kleinpöchlarner Anhang mehrmals eine gelbe Karte für einen Münichreither fordert, meldet er sich zu Wort und ruft Richtung Zuschauer: „Tamma schnopsn oder spü ma Fußboi!“ Diese Worte treffen das Mark der Zuschauer und die Kritik ist von nun an verstummt. Ansonsten tut sich auf dem Rasen wenig. Es steht nach 45 Minuten 0:0, jedoch hat jede Seite bereits einen verletzten Spieler zu beklagen.
Die Halbzeitpause nutze ich, um Fotos vom Platz zu machen und dabei werde ich von den Vereinsoffiziellen am Eingang angesprochen, ob ich Groundhopper bin, denn einer von ihnen hat mit Martin Schmidt zusammengearbeitet und der ist daher nicht nur bestens vertraut mit der Materie, sondern war mit Martin schon zusammen auf Tour in Deutschland. Er meint, dass Martin eine Legende auf den Sportplätzen in dieser Region ist und ihn hier jeder kennt. Somit hat sich nun der Kreis um den abwesenden Hauptdarsteller geschlossen.
Mit den drei Jungs ist es nett zu plaudern, ich erfahre, dass Münichreith heuer wieder den Aufstieg in die 1.Klasse in Angriff nimmt, aber auch, dass Kleinpöchlarn stark aufgerüstet hat. Über meinen Bericht freuen sie sich, denn Zuschauer verirren sich leider kaum auf den Sportplatz. Das ist echt Schade, denn die drei Jungs bezeichnen sich als „Bester Eintritt Österreichs“! Sie alleine sind es schon wert einen Besuch in Münichreith einzuplanen. Übrigens hat Steini (Bildmitte) am Samstag Hochzeit und somit ist dies der letzte Fotobeweis in seinem Junggesellenleben.
Doch auch in der Kantine werde ich beim Fotografieren angesprochen. Mir wird mitgeteilt, dass die Christbaumverkäufer vom Ostrong die heutige Ballspende übernommen haben. Dies im Bericht extra zu erwähnen, halte ich für überflüssig, denn jeder weiß, dass die Christbäume vom Ostrong ein Qualitätsprodukt sind.
Auf dem Rasen sieht alles nach einer torlosen Punkteteilung aus, aber in der 85.Minute gelingt Münichreith der doch etwas überraschende Führungstreffer, der auch zu drei Punkten reichen sollte. Das Schnittspiel gegen Kleinpöchlarn wurde gewonnen und somit ist schon kurz nach Saisonbeginn klar, dass der USV Münichreith ein heißer Titelanwärter in der 2.Klasse Yspertal ist.
SG Waldhausen/Gloxwald – TSV Grein 0:4 (0:3)
Über die ebenfalls in der 2.Klasse Yspertal spielenden Orte Yspertal und St. Oswald geht es von Münichreith wenige Kilometer weiter nach Waldhausen im Strudengau. Das bereits im oberösterreichischen Bezirk Perg liegende Waldhausen hat gerade die 2.Klasse Yspertal als Meister verlassen und profiliert sich nun als Aufsteiger in der 1.Klasse West. Doch in den ersten drei Saisonspielen setzte es ebenso viele Niederlagen und zu allem Überdruss kommt es heute zum Derby gegen den oberösterreichischen Rivalen aus Grein, der als Saisonziel natürlich den sofortigen Wiederaufstieg anpeilt.
352 Zuschauer sind am Waldhausner Sportplatz, um diesem erstmals stattfindenden Oberösterreichderby im NÖFV beizuwohnen. Die Kulisse ist prächtig und der Platzsprecher betont mehrmals, dass die Atmosphäre knistert. Beim Einlauf ist es dann aber mit dem Knistern vorbei, denn dann brennt es in Waldhausen. Die Fans des TSV Grein machen bei diesem Derby nämlich ordentlich Stimmung und zünden bengalische Feuer und Rauchtöpfe.
In der Anfangsphase ist das Spiel ausgeglichen, doch ein herrlicher Weitschuss bringt den Favoriten aus Grein in der 15.Minute in Führung. Diesen schnellen Gegentreffer wollte Spielgemeinschaft Waldhausen/Gloxwald natürlich verhindern, denn von nun an kontrolliert Grein das Spielgeschehen. Sieben Minuten vor der Pause gelingt den Gästen auch der zweite Treffer und als Torwart Rimser zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff einen Elfmeter zum 3:0 in die Maschen setzt, ist dieses Derby wohl entschieden.
Das sehen auch die meisten Besucher so. Einige von ihnen resignieren schon und meinen, dass ihre Waldhausner wohl wieder runtergehen werden. Zum Trost stärken sich viele Besucher in der Pause mit einem Bosner. Allerdings sei an dieser Stelle erwähnt, dass es die Waldhausener verabsäumt haben, auch die große Version (mit zwei Bratwürsten) auf die Speisekarte zu setzten. Aus diesem Grund verzichte ich auf den Kantinentest und widme mich den zweiten 45 Minuten.
Diese sind aber bei Weitem nicht so interessant, wie die erste Spielhälfte. Grein fährt nun zwei Gänge zurück und schont seine Kräfte. Die SG Waldhausen/Gloxwald kommt dadurch auch zu einigen Möglichkeiten, aber richtig gefährlich wurde es für den TSV Grein an diesem Abend nicht mehr. Das Waldhausner Publikum gesteht sich die Niederlage ein und so hört man, dass es wohl ein Debakel gegeben hätte, wenn Grein 90 Minuten lang im vollen Tempo gespielt hätte.
Den Schlusspunkt setzte aber dennoch der Gast aus Grein. Sechs Minuten vor dem Ende gelingt der vierte Treffer. Nach dieser 0:4-Niederlage ziert die Spielgemeinschaft Waldhausen/Gloxwald weiterhin punktelos das Tabellenende, während sich Grein weiterhin in der Spitzengruppe der Liga behauptet.
Alle Bilder lassen sich per Klick vergrößern:
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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