Mit Champions-League-Erfahrung gegen den Abstieg: Das ist Kapfenbergs Neuer Florin Lovin!
Bundesliga 18.Februar.2012 Georg Sander 0
[Spielerinfo] Florin Lovin
Da hat es den Kapfenbergern an Transfers noch nicht gereicht, weswegen am 8. Februar die Verpflichtung des defensiven Mittelfeldspielers Florin Lovin bekannt gegeben wurde. Im Gegensatz zu den anderen Neuzugängen stehen in der Vita des Rumänen doch zwei sehr bekannte Vereine. Wie es ihn in die Obersteiermark verschlug, lest ihr hier.
Name: Florin Lovin
Nationalität: Rumänien
Geburtsdatum: 11. Februar 1982
Alter: 30
Hauptposition: defensives Mittelfeld
Fuß: rechts
Größe: 190cm
Gewicht: 76kg
Momentaner Verein: Kapfenberger SV 1919
Bisherige Vereine: FCM Bacău, Steaua Bukarest, TSV 1860 München, AO Kerkyra
Die fußballerischen Anfänge
Geboren wurde Flroin Lovin in Piatra Neamt. Die Stadt mit etwas mehr als 100.000 Einwohnern liegt in Ostrumänien. An den Ausläufern der Ostkarpaten und am linken Ufer des Flusses Bistrita gelegen, war „Kreuzburg an der Bistritz“ auch die Heimat einiger anderer Fußballer. Zum Beispiel wurde auch der ehemalige Kapfenberg-Spieler und Nationalverteidiger Adrian Iensci dort geboren. Er wurde am 31. August 2008 von den Falken verpflichtet, absolvierte aber lediglich vier Spiele. Zuvor war er bei Spartak Moskau unter Vertrag, wo ihn Martin Stranzl aus der Stammformation verdrängte. Florin Lovin hielt sich im Gegensatz zu Iensci allerdings nicht lange in seiner Heimatstadt auf, sondern begann seine Karriere bei FCM Bacău in der mit ungefähr 175.000 Einwohnern etwas größeren Stadt.
Bei Bacău hatten schon einige große rumänische Spieler gekickt. So begann beispielsweise Vlad Munteanu auch seine Karriere in Ostrumänien. Er ist in Deutschland vor allem durch seine Zeit beim VfL Wolfsburg bekannt. Als Lovin im Juli 2001 von der U19 in den Profikader geholt wurde, war der Klub eigentlich schon aus der Divizia A, der höchsten Spielklasse, abgestiegen. Nur durch einen Lizenzkauf von FC Baia Mare konnte die Klasse gehalten werden. In der Spielzeit 2001/02 gab der Mittelfeldspieler mit gerade einmal 20 Jahren sein erstes Profispiel. Am 25. Mai 2002 wurde er gegen den FC Nacional Bukarest das erste Mal aufgeboten. Bis zum Dezember bestritt er 50 Ligaspiele für den FCM. In der Winterpause klopfte dann der große Klub aus der Hauptstadt an: Steaua Bukarest.
Lovin wird zum Leistungsträger
Der Sechser hatte anfangs Probleme beim großen Verein. Er war auf der Kaderliste zunächst Nummer 12-14, das heißt, er wurde oft eingewechselt, kämpfte aber unter anderem im Achtelfinale des UEFA-Cups gegen den FC Valencia und wurde mit Steaua Meister. 2005/06 gehörte er dann endgültig zum Stammpersonal. Bukarest war zwar in der Qualifikation zur Champions League gegen Rosenborg Trondheim ausgeschieden, stieß aber bis ins Halbfinale des UEFA-Cups vor. Dort war gegen Middlesbrough trotz eines 1:0-Heimsieges wegen einer 2:4-Auswärtsniederlage Schluss. In der Liga lief es noch besser. Der Meister hieß später zum zweiten Mal in Folge Steaua Bukarest. Lovin erzielte in dieser Saison sein erstes von zwei Ligatoren für sein Team – ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Verein FCM Bacău. Lovin absolvierte in Liga, Champions-League-Qualifikation und UEFA-Cup, sowie dem Supercup 39 Partien.
In der darauffolgenden Saison folgte das nächste Karrierehighlight: Steaua qualifizierte sich für die Champions-League-Gruppenphase und Lovin war mittendrin. Der Mittelfeldspieler durfte gegen Dynamo Kiew, Olympique Lyon und Real Madrid spielen. In der nächsten Spielzeit kamen in der Königsklasse noch Slavia Prag, FC Sevilla und Arsenal FC auf seine Liste großer Mannschaften. Dazu gesellten sich 08/09 noch Galatasaray, Fiorentina und der FC Bayern München. Florin Lovin absolvierte insgesamt 103 Partien. Dann klopfte der kleine Bruder der großen Bayern an.
Die Zeit in München
Im Alter von 27 Jahren unterschrieb Lovin einen Drei-Jahres-Vertrag beim TSV 1860 München. Sportdirektor Miroslav Stevic gab damals zu Protokoll, dass dieser „unsere erste Option für die wichtige Position im zentralen defensiven Mittelfeld“ war. Die Zeit in München begann sehr gut. Im ersten Spiel für die Sechziger glänzte er beim 2:0 gegen die TuS Koblenz als zweifacher Vorbereiter und spielte in den nächsten Runden weiter in der ersten Mannschaft. Am 12. September 2009 folgte dann der große Schock. Nach nur sieben Minuten rissen Kreuz- und Innenband im rechten Knie. Lange Monate des Zurückkämpfens folgten und am 10. April 2010, 228 Tage nach seiner Verletzung, stand er gegen Fortuna Düsseldorf wieder für 45 Minuten am Feld.
In der nächsten Saison gehörte er zur Stammelf. Er bestritt bis zum 22. Spieltag 17 Partien in der zweiten Bundesliga und zwei DFB-Pokalspiele. Doch trotz des harten Kampfes um ein Stammleiberl baute Trainer Rainer Maurer nicht mehr auf den Rumänen. Die Zeichen standen auf Abschied und am Ende der Saison 2010/11 lösten die Löwen den Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen auf. Damit war die Zeit in München vorbei und Lovin heuerte nach nur 26 Partien in zwei Jahren im vergangenen Sommer bei AO Kerkyra in der griechischen Super League an. Auf der Insel Korvu wurde er aber auch nicht glücklich, brach die Zelte im Winter nach neun Partien ab.
Stärken und Schwächen
Nicht umsonst war Florin Lovin ein Teil der in jüngster Zeit erfolgreichsten Steaua-Mannschaft. Im Mittelfeld des Landesmeistercupsiegers von 1986 war er Stammgast. Seine imposante Statur und kluges Passspiel sind das, was ihn ausmachen. Miroslav Stevic beschrieb ihn bei seinem Transfer als klassischen Sechser: ruhig am Ball und mit einer guten Übersicht ausgestattet. Darüber hinaus ist er mit seinen 1,90 Meter ein guter Kopfballspieler und auch am Boden stark. Sein ehemaliger Trainer bei den Münchner Löwen, Ewald Lienen, lobte ihn. Er sei „vom Hotelzimmer auf den Platz“ gekommen. Ein Vorteil für die Falken, die Stabilität im Mittelfeld brauchen können. Unter Lienen kam er hauptsächlich als kämpferischer Part der Doppelsechs zum Einsatz.
Unter Maurer musste Lovin später oft auf die Außenposition im rechten Mittelfeld ausweichen. Darüber hinaus schien es so, als ob er nach seiner Verletzung nicht mehr der alte war. Die Sicherheit, die ihn in Bukarest ausgezeichnet hatte, war nicht mehr hoch genug für die Ansprüche der TSV, Jüngere drängten nach. Dennoch darf die Flucht nicht missinterpretiert werden. Bei den bis Mai 2011 klammen Löwen war er wohl auch schlichtweg zu teuer. Darüber hinaus schoss er für einen modernen Mittelfeldspieler schlichtweg zu wenig Tore. Bei 1860 traf er nur einmal – ins eigene Tor. Immerhin lief er für Steaua regelmäßig in der Champions League auf und Mäzen George „Gigi“ Becali ließ sich seinen Kader einiges kosten. Dass er nun bei einem Abstiegskandidaten im heutigen Griechenland nur mäßig glücklich wurde, sei ihm unbenommen.
Einsatz im Falkenhorst
Beim KSV sind die Verantwortlichen froh, noch einen vergleichsweise dicken Fischen für das Mittelfeld an Land gezogen zu haben. Der Rumäne kann seine kämpferischen Qualitäten in die Waagschale werfen. Sein gutes Auge wird den einen oder anderen schnellen Gegenangriff einleiten können. Dennoch firmiert der Wechsel definitiv unter der Marke „Panikkauf“, selbst wenn Präsident Fuchs niemandem Geld überwies. Acht Tage nach Schließung des Wintertransferfensters und drei Tage vor dem ersten regulären Meisterschaftsspiel einen Mann zu holen, der seit Dezember vertragslos ist, mutet in Österreich mittlerweile – zum Glück! – anachronistisch an. Dass er mit seiner Erfahrung helfen kann, ist wahrscheinlich, doch bewegen sich zu viele Attribute im Konjunktiv. Lovin konnte seit seiner Verletzung nie wieder an die starke Zeit in der rumänischen Hauptstadt anschließen. Ob ein verunsicherter Bankbeamter aus Griechenland genug ist, um in Österreich sofort zu helfen und die Klasse zu halten, wird sich weisen.
Fazit
Florin Lovin verfügt über unbestreitbar gute, wenn auch etwas altbackene Sechserqualitäten. Persönlich ist ihm zu wünschen, dass er wieder an seine Leistungen von vor ein paar Jahren anschließen kann. Auf einer fußball-ethischen Ebene fällt es schwer, diesem Wunsch Folge zu leisten. Böswillig formuliert, könnte der Transfer auch folgendermaßen beschrieben werden: „Der KSV klammert sich an den letzten Strohhalm. Dieser heißt Florin Lovin, ist 30 Jahre alt, seit 2009 eigentlich komplett außer Form und wurde noch schnell verpflichtet, da dem bisherigen Kader nicht zugetraut wird, die Klasse zu halten.“ Eines kann aber ohne Anführungszeichen behauptet werden: Es wäre befremdlich und ein Schlag ins Gesicht der hunderten Akademiespieler, würde Thomas von Heesens Weg zum Klassenerhalt aufgehen.
Georg Sander, abseits.at
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Georg Sander
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