Ernst Dokupil gilt heute als der Rapid-Trainer der 90er, dabei war „Dok“ nur fünf Saisonen lang Trainer der Hütteldorfer. Der heute 71-jährige löste 1994 Hubert Baumgartner ab und holte sofort den Cup-Titel. Ein Jahr später machte sich Dokupil mit dem Erreichen des Europacupfinales unsterblich. Bis heute drehen sich sämtliche Interview-Anfragen um die damalige Rapid-Mannschaft mit Konsel, Ivanov, Kühbauer, Jancker und Co. Aja, Meister wurde man 95/96 auch noch. 1998 wurde der einstige Profi Sportdirektor und kehrte 2000 kurzzeitig auf die Trainerbank zurück. Damals schrammte „Ernstl“ nur knapp an seinem zweiten Meistertitel als Trainer vorbei und musste nach der Saison wieder das Feld räumen. Diese Saison war die letzte für den Trainer Dokupil. Der gelernte Modellmacher erlitt einen Herzinfarkt, von dem er sich (gottseidank) gut erholte. „Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich gehe viel golfen, ins Fitnessstudio und mit dem Hund. Mir geht’s gut!“, erzählte er vor einem Jahr dem Sportmagazin.
Als seine Laufbahn als Trainer begann, musste sich der Ex-Kicker gegen zahlreiche Widrigkeiten durchsetzen. Viele sahen in ihm nur einen Talenteförderer, dabei wusste Dokupil wie man Spieler anpackt. Andi Heraf streute seinem Vorgesetzten Rosen: „Er geht auf jeden Spieler genau ein, was bei Otto Baric nicht der Fall war.“ Tatsächlich fand der Wiener die richtige Mischung aus Spaß und Ernst. 2016 verglich er das ÖFB-Team mit seinen damaligen Jungs: „Da wie dort sind und waren echte Typen auszumachen, aber auch die spielerische Klasse ist und war vorhanden. Auch wir haben damals so genannte Problem-Boys im Kader gehabt. Und das war gut so, weil solche Typen nehmen dem Rest der Mannschaft viel von der Angst ab, vom medialen Scheinwerferlicht und damit vom Druck.“ Über seine Art zu arbeiten hatte er 2009 gesagt: „Der Laissez-faire-Führungsstil hat mich immer ausgezeichnet. Ich wollte einem Spieler immer vermitteln, dass er selbst etwas erreichen kann, und nicht, dass ich es ihm beibringe. Auch im Match selbst habe ich den Spielern immer sehr viel Verantwortung gegeben.“ Spieler wie das berüchtigte „Dalton“-Quartett – Marasek, Kühbauer, Barisic und Mandreko – wussten das zu schätzen. Die Vier hatten es zwar faustdick hinter den Ohren, waren jedoch auch richtig gute Fußballer, die bis in die Haarspitzen motiviert waren. Bisweilen wussten sie sich auch auf kreative Art und Weise zu helfen…
Als ein Wintertrainingslager in Israel anstand, drückte Dokupil beim Schmähführen auf Pause und bat zu Laufübungen mit der Pulsuhr. Er wollte Grundlagenausdauer für das Frühjahr eintrainieren und quälte seine Kicker so lange bis ihre Herzen besonders schnellschlugen. Die „Daltons“ hatten keine Lust sich die Beine wundzulaufen. Sergej Mandreko kam schließlich auf die zündende Idee: Er lud die drei anderen Kicker vor den Einheiten regelmäßig in sein Zimmer ein, wo er in der kleinen Kochnische einen extrastarken Kaffee braute. Das „Gschloder“ schmeckte grauenhaft, war aber wirksam. Das Quartett schüttete bis zu 15 Espressi in sich hinein und erreichte so viel leichter die geforderten Pulsbereiche. Dokupil war erstaunt. Wenn er bloß gewusst hätte, welche Kaffeekränzchen sich hinter verschlossenen Hoteltüren abspielten. „Dok“ wäre sicherlich (auch ohne Kaffee oder Pulsuhr) „haßg’rennt.
Marie Samstag, abseits.at
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