Ende August lockt die kroatische Adriaküste mit ein paar Tagen Sonnenschein und Erholung am Meer. Meistens ist es auch schon möglich einige Spiele zu... Groundhopper´s Diary: Man kann nicht immer Glück haben

Ende August lockt die kroatische Adriaküste mit ein paar Tagen Sonnenschein und Erholung am Meer. Meistens ist es auch schon möglich einige Spiele zu besuchen. Manchmal sollte es eben nicht damit klappen und es bleibt ein Sparprogramm übrig.

In Kroatien waren die anfänglichen Ansetzungen bereits mehr als unglücklich. Die Zweitligasaison begann dieses Jahr eine Woche später und hierbei hatte der noch fehlende dalmatinische Zweitligist NK Solin natürlich ein Auswärtsspiel. Ebenso fand die Vorrunde im kroatischen Cup diesmal eine Woche später statt, sodass auch in dieser kein Spiel besucht werden konnte. Die wenigen vorgezogenen Begegnungen waren dann entweder in völlig anderen Landesteilen oder man war schon auf diesen Plätzen. Immerhin startete die 3.Liga plangemäß, sodass in der Südgruppe das Spiel von NK Zagora Unešić gegen NK Urania Baška Voda besucht werden konnte.

Aber auch im benachbarten Bosnien verlief der Saisonstart alles andere als geplant. Der regionale Cupbewerb im Süden der Föderation hatte zwar wie immer sein Finalspiel am vorletzten Mittwoch im August, allerdings schien mir die Anreise von der Küste nach Buturović Polje mit 4 Stunden 30 Minuten dann doch ein wenig zu weit.

Eigentlich hätte die bosnische Drittligasaison schon am Wochenende davor starten sollen. Da aber die Teams vom NK Sloga Ljubuški und NK Cim Mostar noch vor dem Saisonbeginn ihre Nennung wieder zurückzogen, blieben nur mehr 14 Teams übrig, sodass die Saison neu ausgelost wurde. Dies ergab, dass zumindest am Sonntag sollte hier das Spiel zwischen dem NK Troglav 1918 Livno und dem HNK Branitelj Mostar besucht werden können.

Bei der Überprüfung, ob dieses Spiel tatsächlich stattfindet, wurde festgestellt, dass im ebenfalls grenznahen Tomislavgrad bereits am Freitag eine Partie in dieser Liga gespielt wurde. Dies war sehr ärgerlich, hätte aber über das Internet nicht recherchiert werden können, zumal selbst die Ligaseiten erst das Ergebnis gepostet haben, das Spiel selbst allerdings auf keiner Seite angekündigt wurde.

NK Zagora Unešić – NK Urania Baška Voda 1:0 (0:0)

Am Samstag sollte es von der kroatischen Küste nur 60 Kilometer nach Unešić, eine Gemeinde im Kreis Šibenik-Knin mit etwa 1.700 Einwohnern, gehen. Seit 2016 spielt der Verein in der 3.HNL jug, der Südgruppe der dreigeteilten kroatischen dritten Liga. Der heutige Gegner, NK Urania Baška Voda, der sich in der Gespannschaft Makarska befindet, stieg seinerseits 2017 in diese Liga auf.

250 Besucher finden den Weg ins Stadion Borovište, das mit einer teilweise überdachten Sitzplatztribüne aufwarten kann. Auf der Gegenseite befinden sich zwei kleine und etwas in die Jahre gekommene Behelfstribünen.

Die Zuschauerzahl ist für die kroatische dritte Liga mehr als ordentlich, allerdings ist es besonders auffallend, dass viele Besucher in roten Vereinsshirts des NK Zagora das Stadion betreten. Noch mehr Zuschauer trinken davor im kleine Café neben dem Stadion ein Bier oder einen Wein und wenn man nicht damit fertig wird oder auch noch während des Spiels Durst hat, dann ist es auch kein Problem mit einer Glasflasche das Stadion zu betreten. Ein paar Fans sich auch aus Baška Voda angereist, aber die mischen sich einfach unter die anderen Besucher. Alles läuft hier in der Region Zagora, dem dalmatinischen Hinterland, friedlich ab. Der ländliche Einschlag lässt sicher auch nicht abstreiten, zumal ein Fan sogar seinen Traktor neben die Tribüne abstellt und von selbigem aus dieses Spiel verfolgt.

Die ersten 45 Minuten verlaufen sehr ausgeglichen. Die wenigen Chancen, die beide Teams vorfinden, werden allesamt vergeben. Als kurz vor der Pause ein Zagora-Spiel unbedrängt aus sieben Metern neben das Tor setzt, ist sein Keeper etwas verärgert. Er bekreuzigt sich und schimpft in seiner Muttersprache wohl sinngemäß: „Aus der Entfernung kann man schon mal ins Tor treffen!“

Auch Zagoras Trainer Slavica bleibt die Abschlussschwäche seines Teams nicht verborgen und so bringt er für die zweiten 45 Minuten mit Nino Vučemilović-Alegić und Željko Sablić zwei weitere Stürmer. Während Ersterer kurz nach dem Seitenwechsel nur die Stange trifft und den Nachschuss neben das leere Tor setzt, ist Sablić in der 65.Minute erfolgreicher und bringt Unešić in Führung.

Uranias Antwort folgt nur wenige Minuten später. Nach einem Handspiel im Strafraum gibt es Elfmeter für die Gäste. Doch da dieser an die Stange gesetzt wird, bleibt Zagora Unešić weiterhin in Führung.

Die Schlussphase ist dann nichts für schwache Nerven. Baška Voda erspielt sich Chance um Chance, doch beißt sich an der Abwehr der Gastgeber die Zähne aus. Ist selbige einmal überwunden, dann ist da noch immer Zagora-Keeper Nikša Vukić, der mit tollen Paraden seinen Kasten sauber halten kann und somit Unešić auch drei Punkte zum Saisonauftakt sichern kann.

Mit tollen Eindrücken geht es danach aus dem dalmatinischen Hinterland wieder zurück an die Küste.

NK Troglav 1918 Livno – HNK Branitelj Mostar 3:1 (1:1)

Am Sonntag sorgte ein Schlechtwettereinbruch für etwas kühlere Temperaturen und so konnte man – mangels Badewetter – zeitgerecht nach Livno aufbrechen. Livno ist der Hauptort des Kantons 10 der bosnischen Föderation, der auch als Herceg-Bosna bezeichnet wird.

Nach ziemlich genau 100 Kilometern erreiche ich die Grenze bei Kamensko. Der bosnische Grenzbeamte wirft einen kurzen Blick auf meinen Pass und nachdem er auch aus der Ferne die grüne Versicherungskarte sieht, winkt er mich mit einem Lächeln durch. Ein Gefühl von „Willkommen zurück, aber wo warst Du solange?“ überkommt mich.

Auch bei der Runde durch Livno habe ich dieses Gefühl, aber die Zeit drängt. Vor dem Anpfiff sollte noch eingekauft und das Auto aufgetankt werden. Nachdem dies erledigt ist, geht es zum Gradski Stadion Zgona, wo sich neben rund 30 Fans der Heimmannschaft auch 100 weitere Besucher einfinden. Dunkle Wolken liegen bereits über der Stadt und pünktlich zum Anpfiff setzt ein heftiges Gewitter ein.

In den ersten 15 Minuten fliehen die meisten Besucher aus dem Stadion und nur die hartgesottenen Fans harren neben einer Handvoll Zuschauer aus. In Österreich wäre dieses Spiel wohl nach wenigen Minuten abgebrochen worden.

Da sowohl der NK Troglav 1918 Livno als auch der HNK Branitelj Mostar blau-weiß als Vereinsfarben haben, gehe ich der irrigen Annahme nach, dass Branitelj (zumal ich diese bereits einmal auswärts in weiß sah) in weiß spielt und in Führung geht. Das dunkelblaue Team gleicht aber noch vor der Pause aus und so steht es nach 45 Minuten unzweifelhaft 1:1.

Völlig durchnässt und vom Hunger geplagt suche ich in der Halbzeitpause die nächste Pekara auf, um mir einen Burek zu genehmigen. Bei meiner Rückkehr fällt dann der zweite Treffer Troglav. Auch beim dritten Treffer der Heimelf bin ich etwas verwundert, dass die Heimfans jubeln, aber mangels Anzeigetafel und Lautsprecherdurchsagen klärt sich mein Ergebnisirrtum erst zu Hause auf.

Davor gebe ich aber noch dem Busfahrer der Gäste mit, dass sein Team 3:1 gewonnen hat. Wenig später wird er wohl aufgeklärt worden sein, dass dem nicht so gewesen ist, aber da war ich wohl schon 30 Kilometer weiter und bei der Grenze in Kamensko.

Ein Wiedersehen mit dem Kanton 10 ist aber nicht ausgeschlossen, da in der Druga Liga Ferderacije BiH jug, der Liga des heutigen Spiels, noch Tomislavgrad und Podhum, die sich in der unmittelbaren Umgebung von Livno befinden, mitspielen.

Auch wenn die Ansetzungen um einiges besser hätten sein können, so waren diese beiden Spiele einen Besuch absolut Wert. Wie gesagt, man kann eben nicht immer Glück haben.

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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