Viele halten die englische Premier League für die beste Liga der Welt. Dank gleich drei punktgleichen Teams an der Tabellenspitze ist sie aktuell zumindest wohl die qualitativ engste Liga der Welt.
Acht Spieltage sind in der Premier League mittlerweile absolviert – und eigentlich ist alles beim Alten. Denn von der Tabellenspitze grüßt der Titelverteidiger Manchester City, der bislang noch keine Niederlage einstecken musste. Doch mit dieser Bilanz steht das Team von Pep Guardiola nicht alleine da: auch beim FC Chelsea sowie dem FC Liverpool steht bei den Pleiten noch eine Null.
Diese drei Teams führen aktuell das Tableau an – und zwar punktgleich. Momentan scheint daher alles angerichtet für einen spannenden Titelkampf. Es wäre eine willkommene Abwechslung zum letzten Jahr, als City eine Saison für die Ewigkeit spielte, dabei 100 Punkte holte, 106 Tore schoss und mit 19 Punkten Vorsprung auf Stadtrivale United Meister wurde.
Dem FC Liverpool wurde aufgrund der starken Transferperiode dabei durchaus zugetraut, einen erneuten Alleingang von City zu verhindern. Nach einem beeindruckenden Saisonstart mit sechs Siegen in Folgen, wirkten die Reds in den letzten Spielen etwas müde, holten aus den vergangenen Partien nur zwei Punkte. Zieht man jedoch in Betracht, dass die beiden Unentschieden aus Begegnungen mit Chelsea und City resultierten, relativiert sich der vermeintliche Durchhänger jedoch etwas.
Was auffällt: Liverpool ist bislang noch nicht die Offensivmaschine der vergangenen Saison. Die Mannschaft von Jürgen Klopp erzielte erst 15 Treffer (vier Teams kommen auf mehr), der Expected-Goals-Wert ist mit 16,66 etwas besser. Dafür hat man am River Mersey geschafft, wofür Klopp in den letzten beiden Transferperioden geschätzte 160 Millionen investierte: die Defensive steht extrem stabil. Goalie Alisson Becker sowie Innenverteidiger Virgil van Dijk haben aus einer zuvor löchrigen Abwehr ein echtes Bollwerk geschaffen; erst drei Treffer hat Liverpool kassiert – Bestwert in der Premier League.
Aktuell teilen sie sich die Auszeichnung für die beste Defensive mit City, die mit 21 Treffern auch die meisten Treffer erzielten und mit 21,8 Schüssen pro Spiel auch die mit Abstand meisten Abschlüsse nehmen; es folgt der FC Chelsea mit 17,8 Versuchen pro Partie. Die Blues flogen vor der Saison etwas unter dem Radar, da mit Maurizio Sarri ein neuer Trainer das Kommando an der Stamford Bridge übernahm, und dessen System als sehr anspruchsvoll gilt.
Sarri selbst bat um Geduld, seine Mannschaft setzte seine Anforderungen aber überraschend schnell um. Dass sein System im Angriff relativ schnell greifen würde, dessen war sich der Italiener zwar sicher – doch mit der Schnelligkeit, mit der die Defensive die neuen Anforderungen adaptierte, hatte Sarri nach eigener Aussage nicht gerechnet. Mit Eden Hazard hat Chelsea zudem den aktuell wohl besten Einzelspieler der Premier League in ihren Reihen – der Belgier führt mit sieben Treffern die Torjägerliste an.
Die Internetseite FiveThirtyEight sieht nach ihrem Errechnungsmodell am Ende der Saison aber mal wieder City auf dem ersten Platz – mit vier Punkten Vorsprung auf den FC Liverpool, Chelsea folgt etwas abgeschlagen auf dem dritten Rang.
Dem Spitzentrio folgen mit nur jeweils zwei Punkten Abstand aktuell die Tottenham Hotspur, die ihre zwischenzeitlichen Mini-Krise überwunden zu haben scheinen, und der FC Arsenal. Die Gunners kommen unter dem neuen Trainer Unai Emery immer besser in Form, gewann die letzten neun Pflichtspiele in Folge. Aber: laut den Expected Goals liegen die Londoner nur auf dem elften Platz; zudem schießen sie pro Partie im Schnitt nur 12,1 Mal auf das gegnerische Tor, lassen aber 14,6 Abschlüsse gegen sich zu – alles Indikatoren dafür, dass der Höhenflug vielleicht bald ein Ende finden könnte.
Die große Überraschung bis dato ist der AFC Bournemouth auf Platz sechs, dahinter folgt mit den Wolverhampton Wanderers ein starker Aufsteiger. Enttäuscht hat bislang vor allem Manchester United, die nur auf dem achten Rang stehen und schon dreimal verloren. Es gilt als offenes Geheimnis, das die Tage von Trainer Jose Mourinho gezählt sind.
Im Bezug auf den Abstiegskampf ist es eine wenig gewagte Prognose, dem Aufsteiger Cardiff City und Huddersfield Town wenige Chancen auf einem Verbleib in der Premier League zuzugestehen.
Mit vier Treffern ist Marko Arnautovic wenig überraschend aktuell der beste Österreicher. Sein Team West Ham United belegt aber nur den 15. Rang, hat sich aber aus dem Tief zu Saisonbeginn herausgearbeitet. Christian Fuchs (Leicester City), Sebastian Prödl (FC Watford) und Markus Suttner (Brighton & Hove Albion) spielen in ihren Vereinen bislang keine Rolle.
Ral, abseits.at
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