Ilzer: Der Weg von der letzten bis in die höchste Spielklasse
Bundesliga 29.Mai.2019 Dalibor Babic 0
Weißer Rauch steigt über Wien-Favoriten auf, die Austria hat endlich einen neuen Trainer präsentiert! Nach monatelanger Suche und vielen kolportierten Namen, macht letztlich Christian Ilzer das Rennen um den begehrten Trainerstuhl am Verteilerkreis und unterschreibt bei den Violetten einen Vertrag. Doch wer ist dieser Trainer, der sich von ganz unten, bis hin zu einer der heißesten Traineraktien des Landes hinaufarbeitete und nun einen der großen Traditionsvereine trainieren darf? Im ersten Teil zeichnen wir den Werdegang nach, ehe wir im zweiten Teil uns mit der Philosophie und Spielanlage von Christian Ilzer auseinandersetzen.
Vom Dorfplatz auf die große Fußball-Bühne
Der Weg des Christian Ilzer durch das Fußballgeschäft war bei Leibe kein einfacher. Ohne jegliche Profierfahrung und ohne einen klingenden Namen, musste sich der Steirer von ganz unten, durch die Niederrungen des österreichischen Fußballs, bis ganz nach oben kämpfen und lange auf seine Chance lauern, im Profigeschäft als Cheftrainer fungieren zu dürfen. Bereits im zarten Alter von 16 Jahren kam Ilzer die Idee, sich als Trainer versuchen zu wollen, da er aufgrund eines Kreuzbandrisses zum Zuschauen verdammt war. Die Liebe zum Fußball drängte ihn dazu und so konnte er durch seine damals schon ausgeprägte Begeisterungsfähigkeit den Obmann seines Heimatvereins USK Puch bei Weiz überzeugen, Ilzer die Verantwortung für eine Jugendmannschaft zu übertragen, wodurch er die gleichaltrigen Mannschaftskameraden der U16 trainieren durfte – was mehr als nur ungewöhnlich klingt. Das war der Einstieg eines mühsamen Weges, der viele Zwischenschritte und verschiedene Tätigkeitsfelder beinhaltete. Es dauerte auch nicht lange, ehe er im Alter von gerade einmal 24 Jahren, bereits seinen ersten Posten als Cheftrainer einer Kampfmannschaft innehatte – nämlich ebenfalls bei seinem Heimatverein USK Puch.
Um diesen Zeitraum herum, entschied sich Ilzer ebenfalls, seinen sicheren und gut dotierten Job als Elektrotechniker aufzugeben und damit auch eine gewisse Stabilität für das Risiko einzutauschen, um seinen großen Traum wahr werden zu lassen – nämlich eines Tages im Fußball eine Tätigkeit ausführen zu können. Es folgte ein sportwissenschaftliches Studium, was ihm folglich auch den ersten Einstieg ins Profigeschäft ermöglichte. Bruno Friesenbichler holte Ilzer nach Hartberg und machte ihn beim damaligen Zweitligisten zu seinem Co-Trainer, wo er nicht nur für das Konditionstraining der Mannschaft verantwortlich war, sondern auch seine ersten Erfahrungen als Video-Analyst sammelte.
Sein unbedingter Lernwille und sein Ehrgeiz, einen Job im Profifußball zu bekommen, führte auch dazu, dass er verschiedene Teilbereiche des Fußballs ausprobierte und versuchte, sich diese anzueignen und damit sein Fähigkeitsprofil auszuweiten. So leistete sich Ilzer auch recht früh eine private Analyse-Software, um seine taktischen und analytischen Fähigkeiten noch weiter auszubauen und sich dahingehend selbstständig weiterzuentwickeln. Daneben absolvierte er auch noch eine Ausbildung zum Spielanalysten in München, wo er unter anderem alle quantitativen Daten von 153 Spielen der deutschen Bundesliga selbstständig auswertete und nach einem Erfolgsschlüssel suchte, der ihn selbst in seiner Arbeit als Trainer voranbrachte. Er hospitierte darüber hinaus viel und war unter anderem bei Trainergrößen wie Jupp Heynckes und Arsene Wenger, womit er versuchte, sich viele Einflüsse und inhaltlichen Input zu holen, um seine eigene Identität als Trainer zu finden und ausreifen zu lassen.
Vier Jahre verbrachte Christian Ilzer beim TSV Hartberg, ehe er sich die nächsten Herausforderungen suchte. Neben Stationen im Juniorennationalteam, wo er als Fitnesstrainer fungierte, nahm er auch einen Job beim SC Weiz in der steirischen Landesliga an, wo er das erste Mal in einer „höheren“ Klasse einen Posten als Cheftrainer bekam. Doch auch dort hinterließ Ilzer sofort einen bleibenden Eindruck und die Zeit war so erfolgreich, dass der SC Weiz erst am letzten Spieltag den Aufstieg in die Regionalliga im direkten Duell gegen Lafnitz verpasste. Ilzer stieg dennoch auf und kehrte wieder ins Profigeschäft zurück, wo er wieder in Hartberg unter Pfeifenberger, später auch in der Bundesliga bei Wiener Neustadt als Co-Trainer arbeitete und weitere wichtige Erfahrungen sammelte. Bei Wiener Neustadt durfte Ilzer sogar ein Spiel als Interimstrainer fungieren, welches er gegen den WAC prompt mit 2:0 gewann, ehe er seine Zelte in Wiener Neustadt abbrach.
Es folgte die Rückkehr nach Hartberg in die Regionalliga, wo er den Posten als Cheftrainer übernahm. Sofort sorgte Ilzer auch dort für Furore und führte Hartberg zum Herbstmeistertitel in der Regionalliga Mitte, mit einem Punkteschnitt von 2,25 pro Partie. Ehe er die Saison fertigspielen und den möglichen Aufstieg ins Visier nehmen konnte, kam das Angebot des WAC, unter Heimo Pfeifenberger als Co-Trainer in der Bundesliga zu arbeiten. Dieses Offert nahm Ilzer an und verbrachte daraufhin 1 ½ recht erfolgreiche Jahre, wo ihm allmählich auch in der Öffentlichkeit eine größere Wahrnehmung und Anerkennung zuteilwurde. So bezeichnete man seinen damaligen Abgang vom WAC medial bereits als herben Verlust für den Verein. Das sollte sich auch letztlich bewahrheiten, denn mit dem Abgang von Ilzer verschlechtere sich auch die Arbeit von Trainer Pfeifenberger rapide und führte unweigerlich zu dessen Beurlaubung.
Sensationslauf mit Hartberg und das Ankommen in der Bundesliga
Der Grund für Ilzers Abgang war, dass er den endgültigen Entschluss fasste, seine Tätigkeit als Co-Trainer ein für alle Mal zu beenden, um sich von nun an ausschließlich in der Funktion des Cheftrainers zu etablieren. Die Möglichkeit als Cheftrainer im Profigeschäft zu arbeiten, bekam er schließlich beim TSV Hartberg, dem gerade erst der Aufstieg in die zweite Liga gelang. Da er durch seine vergangene hervorragende Arbeit bei den Ost-Steirern ein hohes Ansehen genoss, kam es zu dieser Möglichkeit. Doch die Mittel beim TSV Hartberg waren begrenzt und man konnte sich kaum erfahrene Neuverpflichtungen leisten, weshalb man mit dem Stamm aus der Regionalliga und einem der kleinsten Budgets der zweiten Liga in die Saison 2017/18 ging.
Was danach folgte, hätten nicht einmal die treuesten Fans der Hartberger für möglich gehalten und kann schlichtweg als Märchen bezeichnet werden. Ilzer gelang es in kürzester Zeit, aus einer limitierten Mannschaft ein Spitzenteam zu formen, welches sich rasch im Feld der Aufstiegsaspiranten festsetzte und über die Saison hinweg die großen Vereine aus Innsbruck und Ried ärgerte.
Das überraschende dabei war, dass sich Hartberg in dieser so umkämpften Liga nicht an die restlichen Mannschaften anpasste und sich ausschließlich über das Spiel gegen den Ball definierte, wie es etwa Roman Mählich bei Wiener Neustadt tat, sondern auch im Ballbesitz strukturiert und mit einem klaren Plan agierte, bei dem die Prinzipien des Positionsspiels eine wichtige Rolle einnahmen. Das bekam man nicht zuletzt im Cupviertelfinale gegen die damals gut in Form befindlichen Mattersburger zu sehen, wo die Hartberger den Bundesligisten phasenweise spielerisch auseinandernahmen und nicht nur zu einer Vielzahl an Torchancen kamen, sondern auch das Spiel dominierten. Letztlich verlor man das Spiel gegen enorm effiziente Mattersburger unglücklich, allerdings war dieses Spiel bereits ein klares Indiz dafür, dass die Arbeit von Ilzer für Höheres bestimmt war. Ilzer schaffte letztlich in der zweiten Liga das Wunder und sicherte sich mit seiner Mannschaft den zweiten Tabellenplatz, womit man den sensationellen Aufstieg in die Bundesliga fixieren konnte.
Dieser Erfolg weckte naturgemäß Begehrlichkeiten, denn mit einem Team, welches zu Beginn der Saison eher als Abstiegs-, als ein Aufstiegskandidat angesehen wurde, einen Punkteschnitt von 1,93 und einen Torschnitt von 2,0 pro Spiel einzufahren, spricht sich klarerweise schnell herum. Letztlich machte der WAC das Rennen um Ilzer, der aus einer Vielzahl von Angeboten wählen konnte und sich schließlich zu dem Zwischenschritt ins Lavanttal entschloss, wo er sich in Ruhe weiterentwickeln und Erfahrung in der Bundesliga sammeln konnte.
Elektrotechniker, Sportstudent, Fitnesstrainer, Video-Analyst und Co-Trainer: Christian Ilzer verdiente sich viele Sporen, machte einige Zwischenschritte und investierte viel Arbeit und Disziplin, ehe er sich schließlich endlich den Traum von einem Posten als Cheftrainer in der Bundesliga erfüllen konnte.
Doch auch in Wolfsberg erwartete Ilzer keine leichte Aufgabe. Die Kärntner hatten einen großen Umbruch hinter sich, gaben insgesamt 16 Spieler ab und holten zehn Neuzugänge, womit man quasi mehr als die Hälfte des Kaders auswechselte. Trotz der ungünstigen Vorzeichen formte Ilzer auch in Wolfsberg recht schnell eine Einheit, mit einem klaren und durchstrukturierten Plan, in dem man die Handschrift des Trainers recht rasch präsentiert bekam. Dadurch konnte sich der WAC frühzeitig in der oberen Tabellenhälfte etablieren und letztlich auch in die Meisterrunde einziehen, auch wenn man zwischenzeitlich – bedingt durch den Wegfall der beiden Stürmer Orgill und Schmerböck – eine längere Negativserie durchlaufen musste.
Doch mittlerweile hat sich die Truppe von Ilzer längst wieder auch ergebnistechnisch erfangen, konnte nicht nur Meister Salzburg nach einer tollen Leistung mit 2:1 besiegen, sondern auch letztlich mit dem 2:1-Heimsieg gegen Sturm den dritten Tabellenplatz und damit auch die Teilnahme an der Europa League fixieren, was erneut einem kleinen Wunder nahekommt. All diese Schritte führten letztlich dazu, dass Christian Ilzer das Angebot der Wiener Austria bekam, womit er sich aus eigener Kraft von der U16 des USK Puch, bis zu einem der erfolgreichsten Vereine Österreichs hinaufarbeitete und nun den Neustart bei der Austria einleiten soll, um wieder erfolgreichere Zeiten in Wien-Favoriten einzuläuten. Ironischerweise war die letzte Amtshandlung von Christian Ilzer als Trainer des WAC jene, seinen zukünftigen Verein die Teilnahme am internationalen Geschäft zu bescheren, womit er sich bei den Fans der Violetten sicherlich einige Pluspunkte abholen konnte und einen guten Grundstein gelegt hat, um die Anhänger auf seine Seite zu ziehen und eine erfolgreiche Zeit am Verteilerkreis einzuläuten.
Dalibor Babic, abseits.at
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