Dalibor Velimirovic und sein fabelhaftes Derby-Debüt
Bundesliga 2.September.2019 Daniel Mandl
Es kann richtig in die Hose gehen, es kann eine Heldenstory kreieren. Bei Rapids Dalibor Velimirovic brachte das 239. Wiener Derby eher Zweiteres.
Not macht erfinderisch – auch Didi Kühbauer. Nachdem Srdjan Grahovac verletzungsbedingt mehrere Woche fehlen wird und auch Dejan Ljubicic vor dem Derby erkrankte, sah man bei Rapids Kampfmannschaft vergangene Woche einen Trainingsgast den noch die allerwenigsten Kiebitze kannten.
Rasanter Aufstieg durch Rapids Akademie
Dalibor Velimirovic wurde im Februar erst 18 Jahre alt, spielte im Mai erstmalig für die zweite Mannschaft Rapids in der Regionalliga Ost. Davor war er Kapitän der AKA Rapid U18 und spielte vorher auch schon in der U16-Mannschaft der Grün-Weißen, nachdem er 14-jährig von Columbia-Floridsdorf verpflichtet wurde.
Sechs, Acht, aber hauptsächlich „innen“
Gelegentlich kam er als Sechser zum Einsatz, noch seltener als Achter. Eigentlich ist Velimirovic aber Innenverteidiger und das ist auch die Position, die er in Österreichs Nachwuchsauswahlen bekleidet. Siebenmal spielte er für Rupert Markos U18-Nationalteam, zwei Kurzeinsätze bekam er – ebenfalls unter Rupert Marko – in der U16-Auswahl. Es werden künftig wohl mehr Einsatzminuten im ÖFB-Trikot werden.
Velimirovic fittem Martic vorgezogen
In Rapids Kampfmannschaftstraining fiel er auf der Sechs auf. Als Innenverteidiger steht sein Teamkollege aus der Regionalliga, Leo Greiml, hierarchisch eine Stufe drüber. Dass Velimirovic aber ein potentieller Starter fürs Derby neben Kapitän Stefan Schwab sein könnte, ahnte unter der Woche noch niemand. Natürlich profitierte der 18-Jährige auch von Ljubicic‘ Erkrankung. Ebenso überraschend war, dass er dem fitten Manuel Martic vorgezogen wurde, was ein klares Statement von Didi Kühbauer darstellte.
Umsichtig und ruhig im Derby
Das öffentliche Zeugnis fiel nach dem 3:1-Auswärtssieg gegen die Austria ausgezeichnet aus. Velimirovic wirkte nie nervös, fand gut in die Partie und präsentierte sich auch umsichtig und ruhig. Immer wieder konnte der Youngster Bälle sichern und festmachen und in einigen Szenen ließ er auch seine technische Klasse aufblitzen: So etwa bei seinem einzigen langen Pass, den er über gut 40 Meter punktgenau auf Philipp Schobesberger und hinter die gegnerischen Abwehrreihen schlug, aber auch bei einem Solo in der Schlussphase, mit dem er einfach mal drei Austrianer stehenließ und ein wichtiges Foul zog.
Extrem gute und extrem untypische Passwerte
10 seiner 16 Duelle konnte der U18-Teamspieler für sich entscheiden, was auf dieser Position eine ausgezeichnete Bilanz darstellt. Noch beeindruckender war jedoch seine Passquote: 94,1% seiner Zuspiele kamen an den Mann. Der Grund warum diese Statistik nahezu perfekt ausfiel: Velimirovic spielte in 90+ Minuten nur 17 Pässe, von denen 16 einen Mitspieler fanden. Interessant ist dies vor allem in Relation zu seinen Zweikampfwerten: Auf der Sechser/Achter-Position kommt es nur sehr selten vor, dass ein Spieler nur 17 Pässe spielt, aber 16 Zweikämpfe führt. Das und die beidseitig positive Bilanz sprechen wiederum für Velimirovic‘ Spiel im Raum. Er hatte das richtige Gefühl, wo man auf einen Zweikampf gehen muss und wo man anspielbar sein sollte, um Bälle per Pass weiterzuverarbeiten. Man könnte also sagen, dass sich der Debütant selbst nie wirklich in Bedrängnis brachte, was seine starke Leistung teilweise erklärt.
Symbol für den Einbau der Jungen
Kühbauer lobte seinen jungen Schützling natürlich nach dem Spiel, wollte aber auch klarstellen, dass die Öffentlichkeit die Füße stillhalten sollte. Recht hat er, denn vorerst war dies nur ein gutes Spiel. Velimirovic wird auch künftig wieder in der Regionalliga spielen und sicher da und dort wieder in der Bundesliga randürfen. Bei all den lähmenden und aufreibenden Transferdiskussionen, die heute um 18 Uhr mit dem Ende der Sommertransferzeit ebenfalls ein Ende finden werden, ist es für Rapid und sein empfindliches Soziotop gut zu wissen, dass das Gute manchmal näher liegt, als man denkt…
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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