Der Kampf um die internationalen Plätze in der Premier League ist auch in der diesjährigen Runde enorm spannend. Dabei mischt eine junge und begabte... Talentiert und international: Die Wolverhampton Wanderers im Porträt

Der Kampf um die internationalen Plätze in der Premier League ist auch in der diesjährigen Runde enorm spannend. Dabei mischt eine junge und begabte Mannschaft mit, deren derzeitige Erfolgsserie nicht aus heiterem Himmel kommt. Die Wolverhampton Wanderers befinden sich derzeit völlig zu Recht in Schlagdistanz zu diesen begehrten Rängen.

Im Sommer 2018 gewannen die Wolves souverän den Meistertitel in der Championship. Nach dem Aufstieg etablierte sich das Team zu einem gefestigten Kollektiv mit einer klugen strategischen Ausrichtung. An diesem Erfolg ist das chinesische Konglomerat Fosun mit geschickten Investitionen beteiligt. Der Kader ist durch die portugiesische Spieleragentur GestiFute mit vielen hoffnungsvollen Spielern aus diesem Land bestückt. Cheftrainer Nuno Espirito Santo liefert unter professionellen Strukturen eine erfolgreiche Arbeit ab. Insgesamt ist das junge Team in sämtlichen Mannschaftsteilen qualitativ und auch quantitativ sehr gut aufgestellt.

Die Defensive

Zwischen den Pfosten agiert der routinierte und international erfahrene Rui Patricio. In dieser Saison bestritt er sämtliche Ligapartien über die komplette Distanz. Dabei konnte er insgesamt viermal die weiße Weste behalten. Patricio ist konzentrationsstark und besticht durch seine präzisen Abschläge. Sein Stellvertreter John Ruddy ist ein solider Torhüter. Er kam bislang allerdings nur in den Pokalwettbewerben und in der Europa-League-Qualifikation zum Einsatz.

Davor bildet eine Dreier-/Fünferkette das taktische Grundgerüst. Innerhalb dieser Formation ist zumeist Conor Coady der zentrale Innverteidiger. Coady spielt bevorzugt lange und vertikale Bälle in die Spitze. Außerdem hat er ein gutes Gespür für herausrückende Läufe aus den hinteren Zonen. Trotz seiner Körpergröße von 185 cm besteht bei ihm noch Verbesserungspotential in Luftzweikämpfen.

Ryan Bennett, Romain Saïss und Leander Dendoncker sind allesamt verlässliche Halbverteidiger. Besonders der Belgier Dendoncker ist stark in der Restverteidigung – und eine zusätzliche Option auf der Sechserposition. Die Flügelverteidiger Jonny Otto, Matt Doherty sowie Ruben Vinagre sind offensivstarke Breitengeber im letzten Drittel. Bei gegnerischem Ballbesitz ziehen sie sich weit zurück und sorgen dadurch für eine hohe horizontale Kompaktheit.

Die Mittelfeldreihe

Ein besonderes Augenmerk in der Offensive liegt auf dem Konterspiel. Nach der Balleroberung schwärmen alle Mannschaftsteile koordiniert nach vorne. Dem Mittelfeld kommt dabei eine bedeutende Rolle zu. Durch die hohen Positionierungen der Wingbacks können die Sechser das Spiel mit vielen Pässen beschleunigen. Joao Moutinho und der von Manchester United begehrte Ruben Neves, sind im nominellen 3-4-3 geradezu prädestiniert für diese Spielweise. Moutinho überlädt häufig die Halbräume, während Neves weiter vorne das Abschlussspiel forciert.

Ein weiterer Schwerpunkt sind die zahlreichen diagonalen Verlagerungen auf die rechte Seite. Dadurch wird die gegnerische Staffelung effektiv ausgehebelt. Insgesamt bieten sich dem Trainerteam im Mittelfeldzentrum viele Möglichkeiten. Durch eine 3-5-2-Formation in einigen Partien, wird die Präsenz dort nochmals erhöht. Der junge Morgan Gibbs-White ist dann eine Option für die Zwischenlinienräume vor den defensiven Mittelfeldspielern. Er ist ein hochveranlagter Spieler, der sich sicherlich noch weiter steigern wird.

Die Angreifer

Im Angriff fungiert der ebenfalls von Manchester United umworbene Raul Jimenez als klassischer Mittelstürmer. Der schlaksige Mexikaner spielt viele Pässe und schafft durch zurückfallende Läufe Räume für seine Mitspieler. Er ist torgefährlich und gibt viele Assists. Zudem ist er durch seine geschickten Positionierungen sehr wichtig in der ersten Pressinglinie. Seine Qualitäten sind perfekt auf den physischeren englischen Fußball zugeschnitten. In der Hinrunde war der abwanderungswillige Italiener Patrick Cutrone die erste Alternative hinter Jimenez.

Ein weiterer Schlüsselspieler ist Diogo Jota. Er war bereits in der Aufstiegssaison ein Erfolgsgarant. Jota ist ein dribbelstarker inverser Linksaußen, der seine Rolle freizügig interpretiert. Durch seine Flexibilität ist er auch als hängender Stürmer, oder sogar im Sturmzentrum einsetzbar. Der kräftige und pfeilschnelle Rechtsaußen Adama Traore konnte sich ebenfalls bereits in der Mannschaft festspielen. Neben seiner Schussstärke überzeugt er vor allem mit seinen guten Durchbrüchen über den rechten Flügel.

Fazit

Nuno Espirito Santo bewies schon auf früheren Stationen in Portugal und Spanien seine Qualitäten. In Wolverhampton kann er seine fußballerischen Ideen erfolgsversprechend vermitteln. In schwierigen Situationen zeigt er sich anpassungsfähig und lernbereit. Bereits im ersten Premier-League Jahr, stellte er seine Spieler optimal auf die neuen Umstände ein. Gegen individuell stärker besetzte Teams, kann er auf sein breites taktisches Repertoire zurückgreifen.

In den letzten Jahren hat sich einiges getan im Molineux-Stadium. Die Fans dieses traditionsreichen Vereins, dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf erfolgreiche Zeiten machen. Das junge Team ist in seiner derzeitigen Konstellation ein vielversprechender Anwärter auf das Erreichen der Europa League. Zudem scheint auch die Chemie zwischen den einzelnen Akteuren untereinander zu passen. Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich der Club – auch hinsichtlich möglicher Transferaktivitäten – weiter entwickeln wird.

Lorenz Bildstein, abseits.at

Lorenz Bildstein