Erst zum sechsten Mal in der laufenden Saison stand der 28-jährige Stefan Kulovits vergangenen Samstag gegen die Admira in der Startelf des SK Rapid.... Kleiner Aktionsradius und großes Laufpensum: Darum gibt es bei Rapid den „Kulovits-Effekt“!

Erst zum sechsten Mal in der laufenden Saison stand der 28-jährige Stefan Kulovits vergangenen Samstag gegen die Admira in der Startelf des SK Rapid. Und siehe da: Dem Rekordmeister gelingt mit dem 4:0-Sieg in der Südstadt ein Befreiungsschlag. Aber welchen taktischen Einfluss auf das Spiel hatte Kulovits wirklich? Was war mit dem Rapid-Urgestein, der als eine der wichtigsten Integrationsfiguren im Verein gilt, anders, als in den größtenteils unansehnlichen Spielen davor?

Er ist einer der verkannten Dauerbrenner Rapids. Am 19.April wird Kulovits 29 Jahre alt, seit 2002 spielt er in Grün-Weiß, Stammspieler über die Dauer einer gesamten Saison war er nie, dennoch absolvierte er bereits fünf Länderspiele für Österreich und hält für Rapid bei 212 Pflichtspielen und zwei Meistertiteln. Was auf dem Platz von Kulovits zu erwarten ist, weiß jeder, der Rapid regelmäßig verfolgt. Kulovits macht keine technischen Wunderdinge, sucht den einfachen Pass, ist daher bei vielen Fans als Alibikicker verschrien. Und dennoch macht die „Kampfgelse“ taktisch einen Unterschied aus, denn gerade in Spielen gegen spielstarke Teams, die selbst versuchen das Spiel zu gestalten, hat Rapid mit Kulovits einen Vorteil, weil eine der zentralen Figuren des Defensivspiels auf der Zentralachse stets schnell hinter den Ball kommt und im Mittelfeld viele Zweikämpfe gewinnt.

Offensiv besser aufgrund defensiver Stabilität auf den Positionen 6 und 8

Die etablierte Konstellation mit Heikkinen und Prager auf den beiden zentral-defensiven Positionen im 4-2-3-1 von Rapid funktionierte selten gut. Prager ist offensiv aktiver und kreativer als Kulovits, kommt aber bei weitem nicht so schnell hinter den Ball wie Rapids Nummer 7, ist defensiv allgemein unter Kulovits zu stellen. Nun ist die zuletzt gesehene Kombination aus Heikkinen und Kulovits zwar alles andere als kreativ, dafür aber nach hinten wesentlich sicherer, was wiederum weiter vorne einige Vorteile mit sich bringt:

  • Markus Heikkinen ist defensiv nicht mehr so stark unter Druck wie in den vergangenen Spielen, hat neben sich stets einen Spieler, der noch defensiver aushilft als er selbst und aufgrund seiner Laufstärke schnell die richtige Position im Raum einnehmen kann.
  • Zwei kampfkräftige defensive Mittelfeldspieler als Rückendeckung für Kapitän Steffen Hofmann tun diesem und damit auch dem Spiel Rapids gut.
  • Zwar ist Kulovits kein Box-to-Box-Midfielder (ein Mittelfeldspieler, dessen Aktionsraum zwischen den beiden Strafraumgrenzen liegt), allerdings ist er vor allem auf der Zentralachse des zweiten Spielfelddrittels sehr aktiv, was den Gegner nicht selten zwingt, das Mittelfeld zu überbrücken… was wiederum der aktuellen Rapid-Abwehr entgegenkommt, zumal diese heuer mit dem klassischen „Abmontieren“, sprich Mann- statt Raumdeckung und entsprechender Antizipation, kaum Probleme hat.

Der Weisheit letzter Schluss ist Stefan Kulovits bestimmt nicht, denn auch wenn er eine wichtige taktische Facette im Rapid-Kader darstellt, ist seine spielerische Qualität für „ganz oben“ nicht ausreichend. Angesichts der Tatsache, dass Rapid im Moment nicht über einen Fußballer der Marke Boskovic verfügt, der das Mittelfeld und das Tempo in selbigem im Alleingang kontrollieren kann, ist Kulovits aber ein heißer Kandidat für einen Stammplatz in den verbleibenden acht Bundesligaspielen.

Prager – und wer noch?

Und nächstes Jahr? Die Kaufoption auf Thomas Prager wurde gezogen, Rapid band den 26-Jährigen damit bis Sommer 2013. Ein weiterer spielintelligenter, technisch guter „8er“ wäre für Rapid dennoch eine absolute Notwendigkeit, will man ernsthaft auf europäischer Ebene mithalten. Fraglich ist allerdings, ob für einen solchen Spielertransfer ausreichend Geld und Weitblick vorhanden ist. Qualitätskicker wachsen schließlich nicht auf Bäumen.

Wie weit ist hochtalentierter Wydra?

Einen vielversprechenden Mann für ebendiese Position hat man jedoch schon in den eigenen Reihen: Dominik Wydra feierte vor zwei Wochen seinen 18.Geburtstag und gilt eben als Box-to-Box-Midfielder, der über gutes Spielverständnis, eine starke Technik und Übersicht verfügt. Beim Jungprofi sticht auf den ersten Blick seine robuste Statur und seine positive Körpersprache ins Auge – zudem wirkt der Mittelfeldspieler elegant und technisch sicher. Während Kulovits der typische „6er“ ist, ist Wydra ein „8er“ – und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die beiden schon bald gemeinsam auf dem Platz stehen, um den Geleitschutz für Steffen Hofmann zu mimen.

Kulovits und Wydra als Duo der Zukunft?

Der routinierte Kämpfer Kulovits und der talentierte „Stratege aus dem Raum“ Wydra passen von ihren grundsätzlichen Anlagen von allen vier aktuellen defensiven Mittelfeldspielern Rapids am besten zusammen. Was jedoch auch logisch scheint: Verpflichtet Rapid einen weiteren Spieler für eine der beiden Positionen im defensiven Mittelfeld, wird Dominik Wydra verliehen werden, wie es bei Rapid mittlerweile Usus ist. Eine Unbekannte in dieser Rechnung stellt Markus Heikkinen dar: Der Finne hat noch Vertrag bis Sommer 2013, dennoch ist es denkbar, dass seine Stunden beim SK Rapid bereits im kommenden Sommer gezählt sind.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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