DFB-Präsident Fritz Keller will sich dafür einsetzen, die merkwürdigen Vorkommnisse rund um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland vollständig aufzuklären. Zu diesem Zweck... „Sommermärchen“-Ermittlungen: DFB setzt Detektive ein

DFB-Präsident Fritz Keller will sich dafür einsetzen, die merkwürdigen Vorkommnisse rund um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland vollständig aufzuklären. Zu diesem Zweck wurde nun eine Detektei engagiert. Es könnte die letzte Chance des Verbandes sein.

„Glauben Sie mir, ich will wissen was lief“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller zuletzt in einem Interview mit dem Spiegel zu den Ungereimtheiten rund um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland. Diese wird begrifflich ja auch gerne als „Sommermärchen“ verklärt, hat in der Realität aber bislang den eher umgekehrten Verlauf eines solchen genommen.

Denn während zunächst alles perfekt zu laufen schien, legte sich bald ein dunkler Schatten der Korruption auf die damalige Vergabe der WM 2006 an den deutschen Verband. Ein Happy End gab es bisher nicht. Ein Schweizer Strafverfahren verjährte auch durch Verschleppung, blieb somit ergebnislos. Die 2016 mit der internen Aufklärung der Geschehnisse beauftragte Kanzlei Freshfields kam zu dem mehr als kuriosen und fragwürdigen Ergebnis, dass es keine Belege für Stimmenkauf während des Vergabeprozesses gegeben habe.

Zur Rekapitulation hier eine kurze Zusammenfassung der Sachlage: Es ist weiterhin nicht geklärt, warum der damalige Organisationschef Franz Beckenbauer 2002 ein Darlehen des Unternehmers Robert Louis-Dreyfus erhalten hatte und dies anschließend auf das Konto des damaligen Finanzchef der FIFA, Mohamed bin Hammam, überwies. Es handelte sich dabei um eine Summe in Höhe von 6,7 Millionen Euro. Diesen Betrag wiederum hatte der DFB über die FIFA an Louis-Dreyfus zurück überwiesen. Das Geld wurde ursprünglich als Beitrag für eine Gala zur WM 2006 ausgewiesen, die jedoch nie stattfand.

Zudem schloss Beckenbauer nur vier Tage vor dem Beginn des Turniers für den DFB einen Vertrag mit dem berüchtigten FIFA-Funktionär Jack Werner. Falls es zur genauen Erläuterung des Begriffs Korruption eines menschlichen Antlitz bedarf, das Gesicht von Werner wäre perfekt geeignet.

Die Indizien in diesem Fall schreien geradezu nach unlauteren Machenschaften. Allein, eine vollständige strafrechtliche Aufklärung fehlt bislang. „Es ist höchst unbefriedigend, ja frustrierend, dass wir noch immer kein abschließendes Bild rund um die in Frage stehenden Abläufe der WM 2006 haben“, sagte Keller nach dem gescheiterten Strafverfahren. Dennoch gab er sich zunächst kämpferisch: „Es ist mir ein persönliches Anliegen, innerhalb unserer Möglichkeiten alles für eine Aufklärung zu unternehmen!“

Laut eines exklusiven Berichts der Süddeutschen Zeitung am Dienstag, hat der DFB nun die Berliner Detektei Esecon mit weiteren Aufklärungsarbeiten beauftragt. Der Verband hat dies mittlerweile offiziell bestätigt. Über die Höhe des Honorars machten beide Seiten laut der Tageszeitung keine Angaben.

Es ist wohl ein letzter Versuch, die Vorgänge rund um die WM-Vergabe vollständig aufzuklären. Zu befürchten bleibtt aber weiterhin, dass einige Personen innerhalb des DFB gar nicht an einer vollständigen Aufklärung interessiert sind; schließlich könnte auch belastendes Material über sie ans Tageslicht geraten.

Jedoch sollte es seitens des Verbandes oberste Priorität genießen, den seit Jahren anhaftenden Makels der Korruption endlich loszuwerden. Hierfür müssen alte und eingefahrene Strukturen aufgebrochen werden. Ob der DFB zu einer umfassenden Reform bereit ist, wird sich zeigen. Viele Chancen dazu wurden in den letzten Jahren verspielt.

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