Der FK Rostov ist sensationell Vierter der russischen Premjer Liga und mit einem Sieg beim Abstiegskandidaten aus Sochi hätte man sogar Lokomotiv Moskau vom... Bizarrer Abend in Russland: Rostov unterliegt Sochi mit 1:10

Der FK Rostov ist sensationell Vierter der russischen Premjer Liga und mit einem Sieg beim Abstiegskandidaten aus Sochi hätte man sogar Lokomotiv Moskau vom dritten Platz verdrängen können. Aber Rostov verlor – Corona-bedingt – mit 1:10.

Es ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man eine Ligasaison ad absurdum führen kann. Sechs Spieler des Europacupanwärters aus Rostov-na-donu wurden positiv auf COVID-19 getestet – als Resultat musste die gesamte Mannschaft in Quarantäne. Rostov beantragte eine Verschiebung des Spiels gegen Sochi, aber der Aufsteiger, der vor der Corona-bedingten Pause drei Spiele in Serie gewann und sich so vom letzten Platz befreien konnte, stimmte nicht zu. Die Liga überstimmte Sochi ebenfalls nicht – das Spiel musste also stattfinden.

Teenager-Elf geht in Sochi unter

Rostov tanzte im russischen Urlaubsort also mit einer U18-Mannschaft an. Der linke Flügelverteidiger Nikita Kolotievskiy war der einzige 19-Jährige im Team, der Rest der Startelf war 17 oder 18 Jahre alt, auf der Bank saßen ausschließlich 16- und 17-jährige Spieler. Die junge Mannschaft kämpfte vorbildlich, ging bereits in der ersten Minute mit 1:0 in Führung, wodurch Roman Romanov zum jüngsten Torschützen der Vereinsgeschichte wurde. Fünf Minuten traf jedoch der 18-jährige Vladimir Abramov ins eigene Tor und ab diesem Zeitpunkt war es ein Spiel wie auf einer schiefen Ebene.

17-Jähriger Keeper trotz 10 Gegentoren als Held gefeiert

Trotz der 1:10-Niederlage avancierte der 17-jährige Torhüter Denis Popov zum Helden eines skurrilen Abends. Der Youngster zeichnete sich mit 15 (!) Paraden aus, hielt in der ersten Halbzeit zudem einen Elfmeter. Das Durchschnittsalter der Startelf lag bei 17,8 Jahren, am Ende standen auch zwei 16-Jährige auf dem Platz, weshalb das brutale Endresultat kaum verwunderlich war.

Spricht die Liga ein Machtwort?

Die Frage, warum die russische Liga kein Machtwort sprach und das Spiel verschob, muss sie sich definitiv gefallen lassen. Auch nächstes Wochenende, wenn Rostov den Tabellenachten Arsenal Tula empfängt, ist die Kampfmannschaft der Gelb-Blauen noch nicht einsatzbereit und der öffentliche Druck auf eine Verschiebung des Spiels, wie sie beispielsweise in Deutschlands zweiter Liga Dynamo Dresden aufgrund einer gesamtmannschaftlichen Quarantäne-Verordnung auferlegt wurde, wird nach dem bizarren Spiel nicht geringer werden.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen