Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (69): Lieber Louis Schaub!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag adressieren wir unseren Brief an einen österreichischen Legionär …

Lieber Louis Schaub!

Ich kann mich erinnern, dass ich einmal über dich und deinen Vater geschrieben habe. Dieser Artikel entstand noch vor deinem 19. Geburtstag. Viele haben dich damals als Riesentalent gefeiert, Steffen Hofmann habe ich in diesem Artikel mit den Worten: „Er ist extrem schlau auf dem Feld, ich spiele seit dem ersten Tag gerne mit ihm zusammen.“, zitiert. Doch ich glaube viele Rapid-Fans haben damals schon instinktiv gespürt, dass du nicht die Nachfolge des grün-weißen Fußballgottes antreten wirst und das, obwohl die Voraussetzungen natürlich vorlagen: Offensiver Mittelfeldspieler mit überdurchschnittlicher Begabung, hoher Identifikation mit dem Verein, Lieblingsnummer 11. Tja, es war abzusehen, dass du schon damals einen Transfer ins Ausland angestrebt hast. Immerhin hast du gemeinsam mit Hofmann deinen Abschied gefeiert, der – irgendwie prophetisch – in der großen Dernière des langjährigen Kapitäns unterging.

Lieber Louis, es ist erst zwei Jahre her, dass du nach Köln gewechselt bist. Man kann bezüglich deiner Auslandskarriere also beim besten Willen nicht von einem ziellosen Herumirren und kurzem Andocken bei Klubs sprechen. Aber jetzt wo du beim 1. FC Köln keine Zukunft mehr hast, musst du deine nächste Wahl weise treffen. Du hast immer noch großartige Anlangen, eine tolle Technik, aber dir muss klar werden, dass es mehr gibt als das. In einer höheren Liga musst du dich weiterentwickeln, bei Stagnation spielt man in der deutschen Bundesliga einfach nicht. Zu einem Bundesligaprofi gehört neben der Physis auch Wille und Adaptionsfähigkeit. Du magst sensibler als viele Profis sein und daran wirst du nichts ändern können. Dein Spiel lebt ja auch von dieser Ader. Du hast selbst gesagt, dass man als Spitzensportler nicht rücksichtslos oder egoistisch sein muss, aber vielleicht musst du alles daran setzen dir eine Wohlfühloase zu schaffen um zu optimieren, was du optimieren kannst. Ansonsten wirst du nicht darum herum kommen am Ende des Tages festzustellen, dass mehr drinnen gewesen wäre. Klar, nur du weißt wie es wirklich ist Louis Schaub zu sein und niemand sonst. Deshalb steht es mir (und auch keinem anderen) zu ein Urteil zu fällen. Mich treibt nur der Wunsch an keine neue Hätti-Wari-Geschichte erzählen zu müssen. Es scheint nämlich manchmal so, als würde man in der heimischen Medienlandschaft die Story vom österreichischen Profi, der zu gut war um erfolgreich zu sein, wieder einmal kolportieren. Bitte, Louis, überzeuge uns vom Gegenteil.

Alles Gute wünscht dir

Marie Samstag

Marie Samstag