Das 3:0 am gestrigen Abend war nicht der höchste Rapid-Sieg über den LASK in den letzten Jahren, die Leistung war jedoch die beeindruckendste. Rapid feiert nicht nur Big Points, sondern auch die beste Leistung unter Didi Kühbauer.
Wie zu erwarten spiegelte Kühbauer die LASK-Formation und schickte sein Team somit in einem 3-4-3/5-4-1-System auf den Platz. Die markanteste Änderung betraf dabei das defensive Mittelfeld, wo der kampfkräftigere Grahovac anstelle des spielstärkeren Petrovic gebracht wurde, um den Kampf um zweite Bälle besser aufnehmen zu können.
Trauner-Ausfall als LASK-Grundproblem
Der LASK wiederum hatte ein entscheidendes Problem und machte einen Kardinalsfehler, der das Team massiv destabilisierte. Das Problem war der Ausfall von Gernot Trauner, der die Dreierkette der Linzer normalerweise perfekt dirigiert. Der Fehler, den Dominik Thalhammer beging war, Philipp Wiesinger zunächst in die Mitte der Dreierkette zu stellen.
Zentraler Wiesinger als Kardinalsfehler
Wiesinger ist der kleinste der drei LASK-Innenverteidiger und genauso wie Petar Filipovic Linksfuß. Anstatt den robusteren Filipovic in die Zentrale zu stellen und damit auf Ercan Kara anzusetzen, musste Filipovic immer wieder in Duelle mit Murg und Arase, während Wiesinger in der Zentrale von einer Vielzahl von weiten Bällen in Richtung Kara – oder wie vor dem 2:0 in Richtung Fountas – physisch überfordert wurde.
Schwieriger Spielverlauf für den LASK
Thalhammer korrigierte seinen Fehler nach einer halben Stunde, was der Defensive der Linzer aber kaum Auftrieb gab – ebenso wenig wie die Einwechslung von Andres Andrade zur Pause. Zu giftig präsentierten sich die Hütteldorfer, zu unangenehm war der Spielverlauf für die Linzer. Durch den Rückstand musste der LASK proaktiv an die Sache herangehen. Dementsprechend schoben die Außenverteidiger Renner und vor allem Ranftl sehr hoch, um Rapid tiefer zu binden. Durch diese hohe Ausrichtung ging aber die Verbindung zur Abwehr verloren und der Spielaufbau wurde erschwert.
Fehlende LASK-Kompaktheit und gut umschaltende Wiener
Ebendiese Zwischenräume bespielte Rapid ideal. Der LASK stand nicht kompakt genug, hatte sehr viel Tiefe im Spiel, was auch an den verhalten aufbauenden Innenverteidigern lag, die nicht hoch genug schoben. Der Ball musste immer wieder zu weite Wege zurücklegen, wodurch Rapid einfacher Zugriff bekam und auf hohem Tempo immer wieder auf zu unpräzise Zuspiele der Linzer spekulieren konnte. Die Umschaltmomente gestaltete Rapid sehr zielgenau und explosiv und zur Pause hätte man durchaus schon höher führen können.
Perfekte Mannschaftsleistung Rapids
Es fällt schwer, einen alle überragenden Rapid-Spieler zu definieren. Die Mannschaftsleistung der Hütteldorfer war beeindruckend, die Offensive stets gefährlich und die Intensität gegen den Ball wurde niemals zurückgeschraubt. In der einzigen Phase, in der der LASK die Chance hatte, zurück ins Spiel zu kommen, agierte Rapid destruktiv und erstickte die Bemühungen der Linzer postwendend.
Die zehn Minuten des LASK
Diese Phase waren die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit, in der sich der LASK erwartungsgemäß stärker präsentierte. Rapid war sich allerdings nicht zu schade, auch mal auszuputzen und einen knackigen Pressball einer sauberen Kontrollaktion vorzuziehen. Rapid wackelte aber nur in ebendiesen zehn Minuten und ein 50-Meter-Schuss von Taxiarchis Fountas, der Tormann-Debütant Tobias Lawal zu einer starken Parade zwang, ließ das Spiel wieder in Richtung der Grün-Weißen kippen.
Fountas und Kara als starkes, ungleiches Duo
Der eben erwähnte Taxiarchis Fountas war einer der besten Spieler auf dem Platz, glänzte mit Tor und Assist, zog die rote Karte für Christian Ramsebner und lief die schwache LASK-Dreierkette immer wieder perfekt an. Mit dem Tempo des Griechen kam der LASK nie richtig zurecht, was aber auch an den Leistungen von Fountas‘ Zuarbeitern lag. Allen voran ist hier Ercan Kara zu erwähnen, der eine unglaubliche Sicherheit und Präsenz als Wandspieler aufwies. Kara verarbeitete die Bälle ideal, setzte seinen Körper stark ein und war auch in Kopfballduellen – begünstigt durch den Besetzungsfehler Thalhammers, aber auch später gegen Filipovic – stärker als jemals zuvor im grün-weißen Dress. In der Nachspielzeit belohnte er sich für seine Top-Leistung mit dem 3:0.
Schwierig, jemanden hervorzuheben
Man könnte praktisch jeden Rapid-Spieler in ähnlichem Maße loben, denn abgefallen ist praktisch niemand. Ob es die beinharte Innenverteidigung mit Maximilian Hofmann, Mateo Barac und „Hybrid“ Filip Stojkovic, der technisch sauber agierende Thomas Murg, das eingewechselte Supertalent Yusuf Demir oder Kilometerfresser Maximilian Ullmann, der mehrmals von seinen Teamkollegen übersehen wurde, war – Rapid spielte den LASK an die Wand und tat dies auf Basis einer sehr starken kämpferischen Leistung auf hoher Intensität.
Zentrales Mittelfeld mit idealen Bewegungsabläufen
Was allerdings doch noch extra hervorzuheben ist, ist das zentrale Mittelfeld Rapids. Kapitän Dejan Ljubicic überzeugte nicht nur spielerisch und in seinem Zweikampfverhalten, sondern vor allem mit der besten Körpersprache, seit er das Rapid-Trikot trägt. Auch in höheren Zonen war Ljubicic‘ Pressing und die schnelle Ballweiterverarbeitung am Punkt und er präsentierte sich wesentlich dynamischer als in vielen anderen Spielen.
Grahovac als stiller Organisator
Der „Unsung Hero“ des Spiels war aber Srdjan Grahovac. Kühbauers Schachzug den Arbeiter anstelle des feineren Spielers Petrovic zu bringen, machte sich bezahlt. Grahovac spielte phasenweise einen alleinigen Sechser, wie man ihn spielen muss, was auch damit zusammenhing, dass Ljubicic immer wieder pendelte, um die Flügelspieler zu unterstützen. Grahovac Verschiebe- und Staffelungsbewegungen balancierten Ljubicic‘ höheren Aktionsradius aus – Grahovac verschob in diesem Spiel praktisch immer richtig. Dadurch war die Mitte dicht und für die Linzer kaum bespielbar und der Bosnier zudem immer anspielbar. Seine einfachen, aber genauen Passmuster trugen dazu bei, dass sich Rapid immer wieder aus Engen befreien und gezielt umschalten konnte.
Rapid setzt die Benchmark
Unterm Strich steht ein mehr als verdienter Sieg und die beste Leistung des SK Rapid unter Trainer Didi Kühbauer. Wenn Rapid diese Intensität aufrechterhalten kann, ist man eindeutig das zweitbeste Team der Liga hinter Red Bull Salzburg. Ob die relativ geringe Kaderdichte dies dauerhaft ermöglicht, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Klar ist aber, dass sowohl Kühbauer, als auch jeder seiner Spieler diese Leistung als Basis und Benchmark betrachten muss.
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Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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