Rapid hat heute die Möglichkeit zum dritten Mal nach 2015/16 und 2018/19 in der UEFA Europa League zu überwintern. Wir haben uns angesehen, worauf... Darauf muss Rapid heute gegen Molde achten!

Rapid hat heute die Möglichkeit zum dritten Mal nach 2015/16 und 2018/19 in der UEFA Europa League zu überwintern. Wir haben uns angesehen, worauf Rapid heute Abend gegen Molde besonders achten muss, um den nötigen Sieg einzufahren.

Rechnen mit Maß und Ziel

Ein 1:0 genügt den Hütteldorfern zum Aufstieg – ebenso wie jeder andere Sieg mit zwei oder mehr Toren Differenz. Bei einem 2:1, 3:2-Sieg etc. der Hütteldorfer steigt Molde auf – wegen der Auswärtstorregel im direkten Duell. Die Norweger hatten das Hinspiel mit 1:0 gewonnen, womit Rapid unterm Strich gut bedient war.

Die Ausgangslage ist Spielern, wie auch Fans, natürlich wohl bewusst. Dennoch sollte man sich nicht auf situative Rechenspiele einlassen. Selbst wenn Rapid 1:0 in Führung ginge, wäre es falsch, Molde unmittelbar danach kommen zu lassen. Wenn die Norweger nämlich treffen, braucht Rapid so oder so mindestens drei Tore. Molde hat in 12 der letzten 13 Pflichtspiele immer getroffen – nur beim 0:3 zu Hause gegen Arsenal ging man leer aus. Sich auf einer 1:0-Führung auszuruhen, könnte also durchaus fatal enden.

Defensiv stabil bleiben

Dribbeleinlagen wie etwa von Mateo Barac im Heimspiel gegen Dundalk sind unbedingt zu vermeiden. Auch wenn bei Molde mit Leke James anstelle von Ohi Omoijuanfo der schnellere der beiden Angreifer starten dürfte, sollte Rapid den eigenen Aufbau möglichst hoch anlegen und Molde vom Tor weghalten. Ein mitspielender Torhüter ist dabei ein äußerst wichtiger Faktor, um Bälle in Schnittstellen oder hinter die Abwehr besser zu antizipieren. Um den Aufbau möglichst sicher zu halten, sollten die Innenverteidiger zudem stärker in die Breite schieben, speziell Ullmann stark aufrücken, wie es in der ersten Halbzeit im Derby der Fall war. Man spricht hier auch von einer asymmetrischen Viererkette, in der Stojkovic durch Einrückbewegungen in den rechten Halbraum eine wichtige Rolle einnehmen kann.

Standards besser verteidigen

Gegen Hartberg sah man bereits in Ansätzen, wie Rapid sein Standard-Problem in den Griff bekommen möchte. Man schob etwas höher, sorgte zudem für mehr Entlastung, indem man zwei Leute deutlich weiter nach vorne schob. Ein (irreguläres) Tor nach einer Standardsituation kassierte man am Ende trotzdem.

Molde wird mit vier Spielern beginnen, die 188cm oder größer sind. Bei Standards ist also höchste Vorsicht geboten. Nicht nur wegen der kopfballstarken Akteure, sondern vor allem wegen Kapitän Magnus Wolff Eikrem, der als exzellenter Standardschütze gilt, speziell was Freistoßflanken betrifft. Die beste Möglichkeit um Standards gegen Molde zu verteidigen: Sie gar nicht erst zulassen. Fouls in den neuralgischen Zonen zu verhindern, wird ein enorm wichtiger Aspekt im Defensivspiel sein.

Die Gegner richtig anpressen

Magnus Wolff Eikrem ist bekanntlich die Schlüsselfigur im Spiel der Norweger. Allerdings ist er auch er machtlos, wenn Molde bereits im Spielaufbau entsprechend gestört wird. Hier ist das Doppel mit Aursnes und Hussain wichtig. Aursnes ist ein abkippender Sechser und sicherer Passhafen, während Hussain der Spieler ist, der als Bindeglied zwischen Sechs und Zehn fungiert und auch gerne mit kurzen Tempodribblings Meter gewinnt. Aursnes aus dem Spiel zu nehmen, bremst die schnellen Raumgewinne Moldes allerdings enorm. Zwar ist das Team nach wie vor passsicher, aber keineswegs so zielgerichtet, wenn Aursnes den Ball nicht gezielt durch das Mittelfeld treiben kann.

Der Molde FK ist allerdings trotz der relativen Passsicherheit auch ein Kandidat, der sehr hoch gepresst werden kann. In der Innenverteidigung sind Stian Gregersen und Sheriff Sinyan die erwarteten Starter. Gerade Letzterer ist ein Kandidat für Fehler im Spielaufbau und im Stellungsspiel nach Ballverlusten im ersten Drittel. Eine Variante mit einem physischeren, anlaufenden Spieler wie Kara und schnellen Spielern wie Fountas oder Arase in der zweiten Etappe wäre hier durchaus zielführend. Molde präsentierte sich auf dem heimischen Kunstrasen sehr ballsicher, ist aber keineswegs ein Team, das „unpressbar“ ist.

Mit dem läuferischen Tempo gegen den Ball mithalten

Molde ist mit dem Ball stets in Bewegung und verfügt über einige Spieler, die stets schnell das Tempo anziehen können. Trainer Erling Moe weiß, dass man in Wien wohl treffen muss, um eine Chance auf den Aufstieg zu haben. Auf der rechten Abwehrseite ist daher wieder Henry Wingo anstelle von Marcus Holmgren Pedersen zu erwarten. Aber auch beim pfeilschnellen Flügelspieler Ola Brynhildsen, sowie beim etwas stämmigeren Eirik Hestad ist absolute Vorsicht geboten. Beide können mit schnellen Tiefenläufen für Unruhe und vor allem Unordnung im gegnerischen Abwehrverbund sorgen. Hinzu kommt mit Leke James ein sehr athletischer Angreifer, der ebenfalls Zwischenräume sucht. Da Hestad und Brynhildsen auch immer wieder gerne rochieren und die Seiten wechseln, darf man sich von diesen Tiefenläufen nicht verrückt machen lassen und muss die Zweikämpfe und Laufduelle möglichst clever und mit möglichst wenigen Fouls annehmen. Rapids Defensive ist grundsätzlich physisch stärker als die offensive Dreierreihe im 4-2-3-1 der Norweger.

Mit dem Ball das Tempo hochhalten

Bereits mehrfach in der laufenden Saison bestach Rapid durch Dynamik und direktes Spiel. Dass man diesen Vorteil über einen längeren Zeitraum auf hohem Tempo durchzieht, wird für das heutige Spiel absolut essentiell sein. Tatsache ist nämlich, dass Molde gegen den Ball kaum mit hohem Tempo zurechtkommt. Die Erfahrungswerte aus der norwegischen Eliteserien sind einfach zu gering und gegen Arsenal konnte man die Probleme der „langsamen Liga“ auch durchaus erkennen. Seit dem 1:0-Sieg gegen Rapid holte Molde in vier Liga-Spielen zehn Punkte – gegen Mjöndalen, Stabaek, Haugesund und Aalesund, also zwei Teams aus dem bedeutungslosen Tabellenmittelfeld, sowie den Vorletzten und den Letzten der norwegischen 16er-Liga. Wenn Molde auf eine schnell spielende Mannschaft trifft, wird sie gezwungenermaßen Probleme bekommen. Dass auch die Chancenverwertung entsprechend passabel ausfallen sollte, versteht sich von selbst…

Keinen Ball aufgeben, an die eigenen Stärken glauben

Mit der kämpferischen Leistung vom 1:2 gegen Arsenal im Allianz-Stadion, sollte der Aufstieg für Rapid gelingen. Zentraler Punkt ist definitiv der volle Fokus auf jede Aktion. Die Wiener dürfen gegen die ebenfalls aufopferungsvoll kämpfenden Skandinavier keinen Ball aufgeben und müssen stets hellwach sein. Hinzu kommt, dass man aufgrund der prekären Ausgangslage über 90 Minuten einen kühlen Kopf bewahren muss und nicht hektisch werden darf. Dies dürfte wohl die schwerste und entscheidende Aufgabe für die Kühbauer-Elf sein. Andererseits darf das Team auch nicht an sich selbst zweifeln, denn die individuelle Qualität ist ein Pluspunkt für den österreichischen Rekordmeister. Molde hat nicht unbedingt viele Spieler, die einen konkreten Unterschied ausmachen können – Rapid hat derer eindeutig mehr und dessen müssen sich Schlüsselspieler wie Kara, Fountas, Knasmüllner, Ullmann, aber auch Demir bewusst sein.

Beinharte Mittelfeldzentrale

Im Derby war das größte Problem der Hütteldorfer, dass zu wenige zweite Bälle am Übergang vom zweiten ins dritte Drittel gewonnen wurden. Die Mittelfeldzentrale mit Grahovac, Ritzmaier und Knasmüllner war physisch nicht präsent genug. Diese Zentrale ist wohl auch diesmal zu erwarten, aber der kämpferische Aufwand muss gegen eine körperlich nicht stärkere Mittelfeldkonstellation der Norweger mit Aursnes, Hussain und Eikrem ein höherer sein. In dieser Zone hat Rapid die Chance, Bälle zu gewinnen, mit denen man plötzlich direkt vor der unsicheren Abwehr der Norweger steht. Seit dem 1:0-Sieg gegen Rapid hat Molde in sieben von acht Spielen Gegentore kassiert.

Wer fällt aus?

Bei Rapid dürften nur die Langzeitverletzten fehlen: Schobesberger, Dibon, Szántó, Velimirovic, Ljubicic, sowie der erkrankte Petrovic fallen aus. Filip Stojkovic und Ercan Kara dürften laut Trainer Kühbauer nach kleineren Blessuren einsatzbereit sein. Um Taxiarchis Fountas war es nach der schwachen Derby-Leistung und dem Disput mit Thorsten Schick ruhig. Ein Comeback in diesem „Big Game“ wäre aber irgendwie typisch…

Bei Molde fallen voraussichtlich drei Defensivspieler aus. Rechtsverteidiger Haraldseid fehlt wie schon im Hinspiel aufgrund eines Kreuzbandrisses. Linksverteidiger Haugen ist weiterhin fraglich, genauso wie der 193cm große Abwehrchef Martin Björnbak, der sich vor 2 ½ Wochen im Spiel gegen Stabaek verletzte. Die Viererabwehrkette wird daher mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Risa, Gregersen, Sinyan und Wingo bestehen, wobei anstelle von Wingo auch die defensivere Variante mit Pedersen denkbar wäre. In letzterem Fall wäre die Viererkette der Norweger im Vergleich zum ersten Duell mit Rapid an drei Positionen verändert.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen