Am 21. Spieltag der österreichischen Bundesliga trafen beim Spiel zwischen dem SK Sturm Graz und der Wiener Austria nicht nur zwei Traditionsvereine aufeinander, sondern... Analyse: Austria verpasst die Meistergruppe

Am 21. Spieltag der österreichischen Bundesliga trafen beim Spiel zwischen dem SK Sturm Graz und der Wiener Austria nicht nur zwei Traditionsvereine aufeinander, sondern dieses Spiel hatte zumindest für eine der beiden Mannschaften eine große zusätzliche Bedeutung. Die Austria kämpfte nämlich nach wie vor um den Einzug in die Meistergruppe und war aufgrund des Rückstandes quasi zum Siegen gezwungen, weshalb man gespannt darauf war, wie die Mannschaft mit diesem Druck umgehen würde. Auf der anderen Seite konnten die Grazer etwas entspannter in diese Partie gehen, wobei man dennoch die drei Punkte holen wollte, um sich für die bereits fixierte Meistergruppe eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen.

Austria startet ambitioniert in das Spiel

Für die Violetten war dieses Auswärtsspiel beim SK Sturm sicherlich eine der schwereren möglichen Aufgaben, präsentieren sich doch die Grazer in dieser Saison als kompakte und unangenehm zu bespielende Mannschaft, die nur schwer zu knacken ist. Ilzer scheint seine Vorstellungen, die er bei der Austria nicht durchzusetzen vermochte, in Graz umzusetzen und so stellte sich auch recht schnell der Erfolg in der steirischen Landeshauptstadt ein. Daher hatten die Violetten auch ein ordentliches Brett zu durchbohren, wo man entsprechende Ressourcen bereitstellen musste. Austria-Trainer Stöger entschied sich daher auch, erneut eine sehr offensive Aufstellung auf das Feld zu schicken, was man speziell bei der Besetzung der Mittelfeldzentrale sehen konnte. Neben Abräumer Martel wurde mit Jukic und Fitz zwei offensivausgerichteten Akteure aufgeboten, die von Sarkaria und Teigl flankiert wurden. Das Grundsystem wurde da ein 4-4-1-1, bei dem der Ex-Grazer Djuricin die Solospitze gab.

Diese recht offensive Herangehensweise machte sich auch in der Anfangsphase bezahlt, in der die Austria klar den Ton angab. Man spielte recht forsch nach vorne und bereitete sich gut auf die Grazer vor, denen man in mehreren Situationen Probleme bereiten konnte. Man presste auch die beiden im Aufbau limitierten Innenverteidiger der Grazer an, wodurch man viele unkontrollierte Zuspiele erzwingen konnte, die man dank der Zweikampfstärke der Defensivspieler rasch erobern konnte. Selber wurde man ebenfalls von den Grazern recht früh angepresst, weshalb sich auch eine ordentliche Intensität in diesem Spiel entfaltete. Jedoch war man auf diese Situation recht gut vorbereitet und hatte eine Lösung bereit. Die Grazer pressen gewöhnlich aus ihrem rautenförmigen 4-4-2 mit den beiden Achtern die Außenverteidiger des Gegners an, die dafür aus dem Zentrum rücken. Gleichzeitig schieben auch die Außenverteidiger der „Blackies“ nach vorne und stellen die Flügelspieler zu, weshalb man mit dem gesamten Abwehr- und Mannschaftverbund auch recht hochsteht.

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Dadurch entstehen klarerweise Räume im Rücken der Defensivspieler, die man theoretisch bespielen könnte. Diese werden für gewöhnlich zwar von den Grazern gut beschützt und verteidigt, doch bei einer klugen Herangehensweise sind sie dennoch bespielbar. Das zeigte die Austria, die mit Fitz einen Spieler abstellte, der genau diese Räume hinter den Außenverteidigern attackieren sollte. So war es in der Anfangsphase mehrmals zu sehen, dass die Austria von hinten wie gewöhnlich über die Außenverteidiger das Spiel aufbaute und Sturm damit ins Pressing lockte, um dann diese Herangehensweise auszunutzen. Einen Schlüssel hierfür nahm Spielmacher Dominik Fitz ein, der nominell hinter der Spitze aufgeboten wurde. Dieser sollte als „Lösungsmittel“ für das Auflösen des Pressing der Grazer fungieren, indem er sich immer wieder aus dem Zentrum in Richtung Flügelzone bewegte. Damit schlich er quasi in den Rücken der Außenverteidiger und entzog sich geschickt seiner Bewachung, weshalb er mehrmals frei anspielbar war. Die Austria fand Fitz auch in mehreren Situationen, wodurch man in weiterer Folge mit Tempo auf den gegnerischen Kasten zulief und Gefahr entfachen konnte. Man kam daher zu einigen gefährlichen Situationen im letzten Drittel und hätte in dieser Phase auch bei mehr Präzision Kapital daraus schlagen können.

Sturm passt sich an, Spiel wird ausgeglichener

Nach einer guten Viertelstunde verpuffte dann der Anfangselan der Austria etwas und Sturm gelang es immer öfter, die Partie zu beruhigen. Gegen den Ball konnte man Fitz besser decken und stellte sich auf dessen Bewegungen in die Seitenzonen besser ein, wodurch das eigene Pressing besser funktionierte und man die Austria nicht so leicht in die eigene Hälfte ließ. Im Ballbesitz wurde mehr darauf geachtet, den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten und geduldiger zu agieren, um das Spielgerät nicht so schnell zu verlieren. Dadurch erlangte man mehr Kontrolle über die Partie und drückte die Austria etwas nach hinten, die wesentlich passiver auch in ihrem Pressingverhalten wurde. Sturm baute ebenfalls das Spiel verstärkt über die Seitenzonen und die Außenverteidiger auf und man suchte immer wieder den diagonalen Weg ins Zentrum, wo man mit Klatsch/Steil-Kombinationen versuchte schnell vor das gegnerische Tor zu kommen.

Allerdings kam dabei relativ wenig Zählbares heraus, da man meist zu ungenau agierte und sich immer wieder in der gegnerischen Abwehr festlief. Die Offensivspieler agierten in den entscheidenden Aktionen nicht klar genug und konnte sich daher kaum durchsetzen. Das wirkte sich auf die Qualität der Partie aus, die zunehmend an Fahrt verlor und dahinplätscherte. Die Austria wurde dann wieder gegen Ende des ersten Durchgangs aktiver und kam durch Jukic zur besten Torchance, die jedoch vom eigenen Spieler abgeblockt wurde. So ging es mit einem 0:0 in die Kabine.

Austria stellt auf zwei Stürmer um, dezimiert sich jedoch selber

Nach dem Wiederanpfiff und mit dem Wissen der Halbzeitstände auf den anderen Plätzen, wussten die violetten Gäste, dass ein Sieg ein großer Schritt in Richtung Meistergruppe wäre. Um dies zu bewerkstelligen, wurde dann nochmal von der Bank aus nachgelegt und der zuletzt angeschlagene Pichler kam in die Partie herein und sollte dem Offensivspiel ein neues Element beifügen. Für ihn ging Jukic aus der Partie und Sarkaria rutschte ins Zentrum, während Fitz auf die linke Außenbahn ging. Maximale Offensive war dies de facto und die Austria machte damit klar, dass man das Tor erzwingen will. Diese offensive Ausrichtung machte sich dann auch bemerkbar, da die Räume für Sturm im Konterspiel größer wurden und speziell Martel sehr viel Raum im Zentrum abdecken musste. Dadurch wurde das Spiel offener und abwechslungsreicher, da beide versuchten schnell nach vorne zu kommen und vor allem dabei auch Fußball zu spielen.

Als man dann das Gefühl hatte, die Austria würde zunehmend mehr Druck entfachen, leistete sich der eingewechselte Pichler eine Dummheit und foulte seinen Gegenspieler schwer, weshalb er folgerichtig vom Platz flog. Das veränderte die Dynamik der Partie klarerweise wieder nachhaltig und die Austria konnte dadurch nicht so offensiv agieren, wie es zuvor der Fall war. Man formierte sich zurück zu einem 4-4-1 und versuchte, die Null zu halten und auf den Lucky Punch zu hoffen. Sturm tat sich schwer wirklich konkret im Strafraum zu guten Abschlusssituationen zu kommen. Immer wieder fand man zwar speziell über den starken Kuen den Weg in den Zwischenlinienraum und lief auf die Abwehr zu, allerdings kam man kaum in den Strafraum entscheidend hinein und feuerte ungemein viele Distanzschüsse ab, die nur selten gefährlich waren.

Die Austria hielt so das 0:0 in dem Wissen, dass man in der Schlussphase nochmal aufs Ganze gehen würde, um so irgendwie den Führungstreffer zu erzielen. So brachte Stöger auch eine zweite Spitze ins Spiel, stellte das System auf eine Art 3-4-2 um und warf damit de facto alles nach vorne, um den dringend benötigen Treffer zu erzwingen. Daher wurden auch die Räume für die Grazer noch größer und man lief mehrmals in Gleichzahl-Situationen auf die Abwehr zu. Die meisten Situationen spielte man auch da weiterhin nicht gut aus, doch ein wunderbarer Ball von Kuen auf den eingewechselten Friesenbichler führte dann letztlich doch noch zum erlösenden 1:0-Treffer. Man hätte nun annehmen können, dass dieser späte Treffer für die in Unterzahl agierende Austria der Todesstoß gewesen wäre, doch dem war nicht so. Nach einem schön vorgetragenen Angriff kam eine flache Hereingabe in den Strafraum, die Fitz mittels Direktabnahme wunderbar ins Kreuzeck zum umjubelten 1:1-Ausgleich beförderte.

Die turbulente Schlussphase kam nun zu ihrem Höhepunkt und es ging in einer hohen Schlagzahl rauf und runter, da beide Teams auf den Siegestreffer spekulierten. Sturm hatte letztlich das bessere Ende an diesem Nachmittag und wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff erzielte Gorenc-Stankovic den 2:1-Siegtreffer, der damit den Träumen der Austria einen Schlussstrich setzte.

Fazit

Was schon länger absehbar war, ist nun tatsächlich eingetreten: Die Austria wird die Meistergruppe erneut verpassen. Der Grund dafür war sicher nicht dieses Spiel oder das Frühjahr, sondern der verpatzte Herbst, welchen man selbst durch ein ordentliches Frühjahr nicht mehr wettmachen konnte. So wie öfter zeigten die Violetten auch in diesem Spiel gegen Sturm eine ordentliche Partie, agierten gegen die Grazer auf Augenhöhe und hätten mit ein bisschen mehr Glück auch in Führung gehen können. Stattdessen dezimierte man sich selbst und erschwerte so die Aufgabe ungemein, wodurch die Hoffnungen auf einen Sieg minimiert wurden. Vorwerfen kann man den Austrianern wenig, aber wie so oft fehlt das gewisse Etwas, um auch solche Partien für sich zu entscheiden. Doch womöglich ist für die Austria die Qualifikationsgruppe sogar der einfachere Weg nach Europa, denn gegen die „Großen“ der Liga ist man noch nicht soweit, konstant Siege und gute Leistungen zu bringen. Und mittlerweile hat man auch das Niveau soweit stabilisiert, dass man als Favorit in diesen Abschnitt gehen wird.

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Dalibor Babic