Manchmal kann eine kleine und unbedeutend scheinende Aktion den gesamten Lebenslauf drastisch verändern. Dies erfuhr auch der ehemalige französische Fußballspieler Vincent Péricard, der aufgrund... Überreaktion nach Textnachricht: Als Juventus ein Top-Talent verbannte

Manchmal kann eine kleine und unbedeutend scheinende Aktion den gesamten Lebenslauf drastisch verändern. Dies erfuhr auch der ehemalige französische Fußballspieler Vincent Péricard, der aufgrund einer harmlosen SMS rund tausend Kilometer weit weggeschickt wurde.

Vincent de Paul Péricard wurde 1982 in Kamerun geboren und übersiedelte im Alter von vier Jahren nach Frankreich. Er stand elf Jahre im Nachwuchs von Saint-Étienne und debütierte bei seinem Stammklub in der Kampfmannschaft. Juventus zeigte großes Interesse an dem jungen Talent und verpflichtete den Stürmer im Jahr 2000. Der Hype war groß um den französischen U21-Teamspieler, Journalist Julien Courbet drehte sogar eine Dokumentation, bei der bereits der Titel suggerierte, dass der Angreifer eines Tages Milliarden wert sein würde.

Der Druck war demnach gewaltig als er zum Serie-A-Klub kam, doch Péricard fühlte sich von Stars wie Zidane hervorragend aufgenommen. Er trainierte fast von Anfang an mit der ersten Mannschaft mit und wurde nach und nach langsam auf seine ersten Einsätze vorbereitet. Dazu sollte es aber nicht kommen, denn als er mit zwei Teamkollegen Abendessen ging, schickte er seiner Italienisch-Nachhilfelehrerin eine Textnachricht, ob sie das Trio begleiten möchte.

Damit war die Karriere des Vincent Péricard bei Juventus auch schon wieder vorbei, denn einer der Juventus-Vorstände war der Ehemann dieser Dame. Bereits wenige Minuten nach der SMS bekam der Nachwuchsspieler einen Anruf und der Vorstand wollte wissen, weshalb er diese Einladung verschickte. Wenige Tage danach wurden alle drei Spieler verliehen. Neben Péricard mussten auch Aboubacar Fofana und Frantz Bertin den Klub verlassen. Péricard wechselte in Englands Süden zum Portsmouth FC, wobei der Spieler nicht in die Transfergespräche involviert wurde.

Gegenüber planetfootball sagt Péricard, dass er sich vollkommen ungerecht behandelt fühlte und auch heute nicht glaubt, dass er diese Strafe verdiente. Péricard betonte, dass er ohne böse Absicht gehandelt habe und dass die Reaktion des Klubs komplett übertrieben war.

In den ersten Wochen tat sich der Franzose in England schwer. Er musste die Sprache neu erlernen und der Rausschmiss bei der „Alten Dame“ tat noch immer weh. Nach und nach fand er aber besser in die Saison und erzielte in seinem ersten Jahr bewerbsübergreifend neun Tore und sechs Assists. Er verstand sich hervorragend mit seinem Trainer Harry Redknapp, der ihm auf und abseits des Platzes viele Freiheiten ließ.

Aufgrund einer Verletzung musste er einige Zeit pausieren und gleich bei seinem Comeback erlitt er eine weitere Verletzung, die seine Saison beendete. Rückblickend auf diese Zeit hält Péricard fest, dass er zu ungeduldig war und nicht gut mit der Situation umging. Er war frustriert, fing an alles zu hinterfragen und litt an Depressionen.

Portsmouth verlieh ihn später an Sheffield United und Plymouth Argyle, wo er sogar seinen ersten Hattrick erzielte. Als sein Vertrag bei Portsmouth auslief unterschrieb er für drei Jahre bei Stoke City und zeiget dort zunächst auch seine großen Qualitäten, doch nach einiger Zeit sollte es bergab gehen.

Zunächst ließen seine Leistungen immer mehr nach und dann kam es zum Supergau. Aufgrund einer hohen Geschwindigkeitsübertretung beim Autofahren wurde er zu einer Gerichtsverhandlung bestellt. Péricard bevorzugte es nicht hinzugehen und wurde in Abwesenheit zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Am 20. September 2007 wurde er entlassen, doch bereits drei Wochen später musste er erneut für ein paar Wochen ins Gefängnis, da es „Probleme“ mit seiner elektronischen Fußfessel gab.

In dieser Zeit trank der Spieler viel Alkohol und hatte zudem ein Glücksspielproblem. Sein seelischer Gesundheitszustand verschlechterte sich und Péricard dachte oft an Selbstmord. Besser wurde es, als er mit einem Sportpsychologen zusammenarbeitete, der ihm von Stoke zur Seite gestellt wurde.

Der Spieler arbeitete hart an sich, doch seine besten Zeiten als Fußballer waren vorbei. Immerhin erzielte er noch dieses Traumtor für Carlisle United in der League 1, das seine technische Klasse durchblitzen ließ.

Er wechselte zu Swindon Town, konnte allerdings den Abstieg des Klubs in die League 2 nicht verhindern und erzielte in der gesamten Saison nur zwei Treffer. Nach einem weiteren Versuch beim Sechsligisten Havant & Waterlooville beendete er schließlich seine Karriere.

Während er als aktiver Spieler sein Potential sicherlich nicht einmal annähernd ausnutzte, machte er in den darauffolgenden Jahren alles richtig. Er studierte an der University of Portsmouth und schloss ein Accounting and Finance Masterstudium ab. Mittlerweile hat der Franzose sein eigenes Unternehmen, das es unter anderem ausländischen Fußballspielern leichter machen soll mit Einsamkeit und Depressionen umzugehen.

Auch wenn es ihm heute richtig gut geht, blickt er mit einem wehmütigen Auge auf seine Juventus-Zeit zurück: „Heute gibt es so viel mehr Wissen über psychische Gesundheut als damals. Ich würde mir wünschen, dass ich das was ich heute weiß schon früher gewusst hätte. Das hätte nicht nur mir geholfen, sondern auch anderen Spielern, die ähnliche Probleme hatten. Ich wünschte, ich hätte meiner Italienisch-Tutorin nie die SMS geschrieben, aber ich denke dennoch, dass eine Überreaktion seitens des Vereins erfolgte.“

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Stefan Karger