Im zweiten Teil des Interviews mit Alexandra Radl von Wien Energie geht es um die Abwicklung des Sponsorings. Abseits.at: Wie hoch ist der Anteil... Sponsoring in Österreich | Alexandra Radl: „Man feiert gemeinsam Erfolge und steht auch Niederlagen gemeinsam durch“ (2/2)

Im zweiten Teil des Interviews mit Alexandra Radl von Wien Energie geht es um die Abwicklung des Sponsorings.

Abseits.at: Wie hoch ist der Anteil des Sponsorings im Marketingbudget? Ist das teilweise auch zweckgebunden?

Alexandra Radl: Ungefähr 20 – 25 Prozent fließen ins Sponsoring. Es ist so, dass wir jährlich das Sponsoringvolumen definieren und gemeinsam mit dem Sponsornehmer werden die Leistungen festgelegt. Wir geben nicht vor, wie viel genau in die Nachwuchsarbeit fließen muss, aber wir fordern die Aktivitäten gemeinsam mit dem Klub ein. Es ist kein Prozentsatz, aber es darf nicht zu kurz kommen. Da schauen wir schon drauf und ansonsten muss der Verein auch wissen, wie er das organisiert. Ein Teil sind gemeinsame Aktivitäten wie Kindernachmittage und den Rest entscheidet der Klub. Für uns muss in Summe der Rückfluss an Werbewert passen und die Qualität der Aktivitäten muss zu unserer Philosophie passen: Wien-Bezug, Nachhaltigkeit, Kinder und Jugend, Kundenbindung.

 

Ein Regionalligaverein darf sich also nicht um das gesamte Sponsoringgeld einen Bundesligakicker kaufen oder Rapid einen internationalen Spieler?

Nein, das entspricht nicht unserer Philosophie, aber direkt greifen wir nicht in die Vereinspolitik ein. Das machen wir nicht.

 

Sie haben den Wien-Bezug erwähnt. Wie viel Sinn macht das Wien-Energie-Logo auf der Brust, wenn Rapid in Hamburg oder Birmingham spielt?

Der Fokus ist ganz klar am regionalen Markt im Großraum Wien und die Zuschauerzahlen sind da enorm. Das lukriert einen großen Werbewert für die Marke Wien Energie. Und auch wenn Rapid in Hamburg spielt, sehen das viele unserer Kundinnen und Kunden.

 

Kann man sich vorstellen, auch den Platz auf der Brust zu teilen, wenn es international geht – im Sinne größerer finanzieller Möglichkeiten für den Partner Rapid?

Nein, wir sind mit Rapid sehr eng verbunden, es ist ein gelebtes Co-Branding-System. Darunter verstehen wir auch eine gewisse Exklusivität. Die Markenpräsenz ist uns als Marktführer im Energie-Bereich sehr wichtig. Da ist der Platz auf der Brust der Attraktivste.

 

Könnte man mit einem großen, internationalen Sponsor mithalten?

Es geht nicht darum, hier mit jemandem mitzuhalten. Die Partnerschaften mit den Klubs, mit denen wir zusammenarbeiten, sind langfristig und gut. Das setzt man nicht sofort auf ein anderes Pferd.

 

Jetzt ist es lange gut gelaufen für Rapid. Darauf folgen auch schlechtere Zeiten. Haben diese Auswirkungen auf den Werbewert?

Nicht wesentlich. Das ist sehr interessant, aber die Verbundenheit mit einem Klub wie Rapid ist sehr groß und auch wenn die Mannschaft schlecht spielt, stehen wir auch Niederlagen gemeinsam durch. Das gehört zu einer langjährigen Partnerschaft dazu. Man feiert gemeinsam Erfolge und steht auch Niederlagen gemeinsam durch. Nein, es gibt keine Einbrüche im Werbewert, nicht so, dass man es überdenken müsste. Die Bindung ist positiv und wir versuchen ja auch für unsere Kunden einen Mehrwert zu generieren. Wir wollen die Marktanteile verteidigen. Und die Zusammenarbeit mit Rapid spiegelt sich auch in der Kundenbindung wider.

 

Viele Firmen kürzen heutzutage das Sponsoring. Kann man sich als Fan von Rapid, dem WSK oder dem FAC darauf verlassen, dass das Volumen gleich bleibt?

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird ausgewogen bei allen Kommunikationsmitteln  gekürzt, gleichzeitig versuchen wir aber auch, die Budgetmittel so einzusetzen, dass wir Werbekanäle bestmöglich miteinander verknüpfen und effizienter arbeiten. Prinzipiell stehen wir zu langfristigen Partnerschaften, es muss aber für beide ein gesundes Wachstum möglich sein. Der Gürtel wird enger geschnallt, aber man steigt nicht von einem auf den anderen Tag aus.

 

Wie weit geht die Treue, wenn man beispielsweise merkt, dass in einem Verein unsauber gearbeitet wird?

Es würde viele Gespräche bis zu einem Ausstieg geben, wie man die Zusammenarbeit optimieren kann, ob man ein zufriedenstellendes Ergebnis für den Sponsor erzielen kann. Gott sei Dank waren wir damit aber noch nicht konfrontiert. Klar, wenn es gar nicht passt, muss man miteinander reden und wenn notwendig auch Konsequenzen setzen. Aber so ein Sponsoring besteht ja nicht aus einmal im Jahr Geld geben, es gibt regelmäßig Termine, bei denen man Aktivitäten bespricht und sich intensiv austauscht. Dementsprechend hat man viele Möglichkeiten, dem auch vorzubeugen.

 

Warum wurde der Vertrag mit der Vienna nicht verlängert?

Wir haben bereits ein breites Engagement im Fußballbereich und uns daher überlegt, uns von einem Klub zu trennen.

 

Hilft man dann auch weiter, einen neuen Sponsor zu finden?

Ja, es gab Übergangszeiten. Das hat man sich gemeinsam angeschaut und für beide Seiten zufriedenstellend gelöst. Das Auseinandergehen ist auf einer partnerschaftlichen Basis gelaufen.

 

Gibt es Interesse, die Verbindungen zur Stadt Wien im Hinblick auf den Sportklub zu nutzen?

Nicht direkt. Man hat als Sponsor bestimmte Interessen, und hilft auch, wo man kann, unterstützt bei Gesprächen. Aber es ist Sache des Sportklubs für die eigenen Themen mit der Stadt Wien zu sprechen.

 

Das Interesse ist aber da, dass es dort besser geht, ein Aufstieg möglich ist?

Natürlich, sportlicher Erfolg ist ein wesentliches Kriterium und wir wünschen uns das.

 

Wir danken für das Gespräch!

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert