Die WM-Endrunden im Zwei-Jahres-Rhythmus: Wird sich die FIFA durchsetzen?
Empfehlungen 21.Dezember.2021 Erwin Novotny
Ginge es nach Gianni Infantino, soll die WM-Endrunde ab dem Jahr 2026 im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden. Hierbei geht es dem FIFA-Präsidenten und zumindest einmal seine nächsten Mitarbeitern zur Abwechslung ausschließlich ums Geld. Allerdings würden damit andere Bewerbe und sogar Disziplinen den Kürzeren ziehen. Die gute Nachricht ist, dass Infantino und sein Umfeld diesbezüglich mit massivem Gegenwind konfrontiert sind.
Der Kampf um den goldenen Pokal
Ein Grund dafür ist, dass jede Konföderation ihre eigene Meisterschaft austrägt. Und dass diese üblicherweise in Jahren, in denen keine WM auf dem Programm steht, angesetzt sind. Die Endrunde 2022 geht von Ende November bis Mitte Dezember über die Bühne. Davor steht Anfang des Jahres der Afrika-Cup auf dem Programm. Hierbei gibt es aber einen gewissen Abstand.
In diesem Jahr wurden die um ein Jahr verschobene EURO 2020 sowie die südamerikanische Copa América ausgetragen. Wir meinen jedoch ebenso den Gold Cup, wobei hier insbesondere die Auswahlen der CONCACAF-Konföderation gegeneinander spielen. Eine davon ist das mexikanische Nationalteam, das ein Stammgast bei den WM-Endrunden ist. Allerdings sind die UEFA sowie die CONMEBOL schon allein dank der Qualität zahlreicher Auswahlen definitiv mächtiger. Umso problematischer ist für die FIFA und für ihren Präsidenten Infantino die Allianz, die der europäische und der südamerikanische Verband aus dem Boden gestampft haben.
Infantinos Machtkampf mit der UEFA
Speziell die UEFA, für die er in den Jahren 2009 bis 2016 als Generalsekretär tätig war, ist Infantino ein Dorn im Auge. Seit weit vor der Corona-Krise versucht der 51-jährige Schweizer mit italienischen Wurzeln systematisch, die Position der europäischen Konföderation entscheidend zu schwächen. Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung erklärte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, dass Infantino die Super League forciert habe.
Außerdem musste der Plan, die Klub-WM mit 24 Teams auszutragen, ausschließlich aufgrund der Corona-Krise verschoben werde. Und eben das Verhalten gegenüber der UEFA sorgte dafür, dass der europäische Verband mit dem südamerikanischen koalisierte. Die weltbesten Nationalmannschaften zählen allesamt zu diesen Konföderationen und eine WM-Endrunden wäre für die FIFA ein Super-GAU. Deswegen habe der UEFA-Präsident Aleksander Ceferin bereits erklärt, dass er für WM-Endrunden im Zwei-Jahres-Rhythmus keine Chancen sieht.
Die Idee ist noch nicht vom Tisch
Trotzdem musste sich Infantino noch nicht von seinem Plan verabschieden. Ein Grund hierfür ist, dass es auch prominente FIFA-Mitglieder, die sich gegenüber dem Zwei-Jahres-Rhythmus offen zeigen, gibt. Noël Le Graët, der Präsident des französischen Verbands FFF, würde sich nicht dagegen stemmen. Und damit ist mindestens ein Riss in der Allianz zwischen der UEFA und der CONMEBOL möglich. Obendrein stimmen bei den Kongressen nicht die Konföderationen, sondern die nationalen Verbände. In anderen Wörtern bedeutet das, dass der Wunsch der UEFA kaum zählt, wenn ihre Mitglieder nicht mitziehen. Und es bleibt abzuwarten, wie sie insbesondere nach den Folgen der Corona-Krise auf finanzielle Anreize reagieren.
Die Popularität der FIFA bei den Fans ist verflogen
Unabhängig davon, ob WM-Endrunden im Zwei-Jahres-Rhythmus oder eben nicht stattfinden werden, genießt die FIFA in der breiten Öffentlichkeit keine Beliebtheit mehr. Wobei der Weltverband selbst eindeutig weniger Schuld daran hat als Infantino selbst. Und selbst wenn der 51-Jährige letztlich sein Vorhaben durchziehen sollte, würde man erst sechs, acht Jahre danach die Auswirkungen sehen. Oder anders ausgedrückt: Falls der Schuss nach hinten losgehen sollte, wäre Infantino höchstwahrscheinlich nicht mehr im Amt. Denn: Er würde sich rasch aus dem Staub machen.
Andere Bewerbe und Disziplinen würden in Mitleidenschaft geraten
Obendrauf würde sich die Entscheidung, die WM-Endrunden im Zwei-Jahres-Rhythmus auszurichten, auf weitere Bewerbe auswirken. Und das würde nicht ausschließlich den Fußball, sondern ebenso die meisten anderen Disziplinen betreffen. Denn: Die Kontinentalmeisterschaften müssten ebenfalls jede zwei Jahre über die Bühne gehen. Auf das Geld, das hiermit generiert wird, müssten jedoch unter anderem die nationalen Bewerben wie die Bundesliga verzichten.
Allerdings ist davon auszugehen, dass die überwiegende Anzahl der Winter- und Sommersportarten zum Handkuss kommen würde. Damit einher wären auch die Olympischen Spiele betroffen und deswegen geht laut Kistner bereits jetzt die IOC dagegen vor. Denn: Eine Einbettung einer EURO oder einer Copa América würde Olympia viel Geld absaugen. Und das würde auch bei Sponsoren nicht wirklich gut ankommen.
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Erwin Novotny
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