Der SK Sturm Graz überrascht das Fußballland. Nach nur kurzer Zeit systematischer, konsequenter Arbeit an einem gesamtheitlichen Konzept, können die Grazer plötzlich Red Bull... International gefragt: Sturms bärenstarke „Red-Bull-Connection“

Der SK Sturm Graz überrascht das Fußballland. Nach nur kurzer Zeit systematischer, konsequenter Arbeit an einem gesamtheitlichen Konzept, können die Grazer plötzlich Red Bull Salzburg ärgern und haben sogar aus eigener Kraft die Chance auf das Double.

Einige Schlüsselspieler der „Blackies“ lernten allerdings beim großen Konkurrenten aus Salzburg. Und genau diese stehen nun über den „Umweg Sturm“ auf der Liste größerer Klubs. Bereits mit den Verkäufen von Kelvin Yeboah und Rasmus Höjlund konnte Sturm gutes Geld verdienen. Die Zeit der großen Ablösesummen ist aber offenbar noch lange nicht vorbei.

Über Sturm ins bosnische Nationalteam

Einer derer, die in Salzburg fußballerisch groß wurden und nun bei Sturm den nächsten, größeren Step machen, ist der 23-jährige, gebürtige Salzburger Jusuf Gazibegovic. Über neun Jahre lang spielte er im Nachwuchs der Roten Bullen, sowie in Liefering. Im September 2020 wechselte er nach Graz – unter anderem deshalb, weil es in Salzburg am Dänen Rasmus Kristensen auf der Rechtsverteidigerposition kein Vorbeikommen gab.

Mittlerweile bestritt Gazibegovic 98 Spiele für Sturm, erzielte zwei Tore und vier Assists, präsentiert sich stets als ausgesprochen gut ausbalancierter Außenverteidiger. Zudem spielte Gazibegovic nun bereits siebenmal im bosnischen Nationalteam. Erst im Dezember verlängerte er seinen Vertrag bei Sturm Graz bis 2026.

Die Interessenten aus dem Ausland ließen nicht lange auf sich warten: In Italien meldete Inter Mailand Interesse an, in Deutschland sind die beiden Bundesliga-Abstiegskandidaten Hertha BSC und Stuttgart an Gazibegovic dran. Auch Köln soll Gefallen am Rechtsverteidiger gefunden haben, allerdings wurden die Geißböcke soeben mit einer einjährigen Transfersperre belegt.

Inter Mailand? „Nur kein Stress“

Inter Mailand soll aber nicht nur Gazibegovic, sondern auch Alexander Prass auf dem Zettel haben. Der 21-Jährige ist einer der großen Gewinner der laufenden Bundesligasaison, erzielte in 35 Spielen für Sturm einen Treffer, bereitete acht weitere vor und gilt derzeit als einer der dynamischsten Spieler der Liga. Im November debütierte er fürs österreichische Nationalteam.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Interesse der Mailänder die Runde gemacht. Prass’ Manager Max Hagmayr winkte aber ab und betonte, dass man keinen Stress habe und Prass sich erstmal in Österreich etablieren solle. Bevor er nach Graz wechselte, kickte Prass neun Jahre in Salzburg, war in Liefering einer der besten Spieler, schaffte aber dennoch nicht den Sprung in die „Erste“ der Roten Bullen. Durchaus überraschend, wenn man sich die Leistungen des linken Mittelfeldspielers in der laufenden Saison ansieht. Bevor Prass zu Sturm wechselte, soll auch der SK Rapid Interesse am Oberösterreicher gehabt haben.

Mehrere Scouts aus Deutschland und Italien schauten dem Talent in den letzten Wochen und Monaten auf die Füße. Prass’ Vertrag bei Sturm läuft noch bis 2025 und obwohl er zum Nulltarif nach Graz wechselte, könnte auch er eines der ganz großen Goldnuggets für die Grazer werden.

Sechs Spiele für Salzburg, Stütze in Graz

Und dann wäre da noch Innenverteidiger David Affengruber, der knapp acht Jahre lang im Nachwuchs der Salzburger spielte und im Sommer 2021 um kolportierte 400.000 Euro nach Graz wechselte. Zuvor hatte der 22-Jährige bereits sechs Pflichtspiele für Red Bull Salzburg bestritten – aber auch für ihn war die Konkurrenzsituation mit zahlreichen Top-Legionären eine zu heftige, um in der Mozartstadt reüssieren zu können.

In Graz blüht Affengruber nun aber ebenfalls auf, hält nach 30 Saisonpartien bereits bei vier Treffern und ist in der Defensive ein äußerst wichtiger Passanker für die Steirer. Auch der Abwehrspieler steht bereits in so manchem Notizblock, hat allerdings nur noch bis 2024 Vertrag.

Neben intelligenten Transfers von Legionären mit hohem Potential hat also auch die Red-Bull-Connection bei Sturm Graz System. Die Spieler, die es gerade so nicht in die Kampfmannschaft der Bullen schafften, werden vom Tabellenzweiten konsequent angebohrt, sofort eingesetzt und die nötige Entwicklungszeit eingeräumt. Dass Sturm derzeit so gut dasteht, ist mit ein Verdienst dieser Salzburger „Leider Nein“-Kicker.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen