Nur aufgrund kleinerer personeller Adaptierungen brachte das Heimspiel Rapids gegen Austria Klagenfurt am vergangenen Sonntag einige interessante Erkenntnisse mit sich. Ob sich diese aber... Rapid und die Aufdrehbewegungen im zentralen Mittelfeld

Nur aufgrund kleinerer personeller Adaptierungen brachte das Heimspiel Rapids gegen Austria Klagenfurt am vergangenen Sonntag einige interessante Erkenntnisse mit sich. Ob sich diese aber auch im Derby am kommenden Sonntag umsetzen lassen, ist fraglich.

Vor zwei Tagen haben wir die Verbesserungen im Aufbauspiel Rapids analysiert, wenn Martin Moormann auf der linken Innenverteidigerposition anstelle von Michael Sollbauer zum Einsatz kommt. Die guten Synergien wurden aber auch durch Moritz Oswalds Startelfeinsatz unterstützt.

Pejics Verbesserungen und verbliebene Mängel

Normalerweise ist der Serbe Aleksa Pejic im defensiven Mittelfeld Rapids gesetzt und die Spielpraxis sorgte tatsächlich dafür, dass der 23-Jährige verbessert agiert. Er wurde in den letzten Monaten am Ball ruhiger, versucht auch häufiger nach vorne zu spielen und den Ball ins letzte Drittel zu bekommen. Allerdings hat Pejic Mängel in den Aufdrehbewegungen, was Rapids Spiel im Zentrum verlangsamt, weil immer noch in zahlreichen Situationen nur der Pass nach hinten bleibt.

Oswald machte Rapids Zentrumsspiel in der Tiefe flexibler

Gegen Klagenfurt rutschte Moritz Oswald in die erste Elf und spielte auf einer Doppelacht neben Roman Kerschbaum. Die Veränderungen in Rapids Positionsspiel waren recht schnell gut sichtbar. Anders als wenn Pejic von Beginn an als klassischer Sechser spielt, kippte Kerschbaum deutlich häufiger und auch tiefer ab und rutschte damit immer wieder auf die Sechserposition, wodurch Oswald sich in den Achterraum begab und Rapid etwas besser gestaffelt war als sonst.

Oswalds recht hoher Aktionsradius ermöglichte es aber auch, dass Rapid im eigenen Aufbauspiel den Sechserraum überladen konnte. Dadurch bekamen die Innenverteidiger mehr Anspielstationen in der Tiefe bzw. unmittelbaren Umgebung angeboten, was zur Folge hatte, dass das Ballgeschiebe in der Innenverteidigung und die Pässe von den inneren zu den äußeren Verteidigern abnahm.

Aufdrehen statt abdrehen

Oswald brachte aber noch etwas mit, was in Rapids Zentrum sonst häufig fehlte: Dynamische Aufdrehbewegungen und mehr Schnelligkeit auf den ersten Metern mit Ball. Der 21-Jährige ist allgemein dafür bekannt, recht unbekümmert zu spielen und sich von Fehlern nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Dass er des Öfteren versuchte, mit dem Ball einige schnelle Schritte zu machen, um eine Linie des Gegners schlichtweg zu überrennen, war für Rapids Zentrum eine relativ neue Facette. Das aktuell für gewöhnlich gesetzte Zentrum mit Pejic, Kerschbaum und Greil versucht diese kurzen, schnellen Dribblings kaum, sondern ist stark auf Sicherheit bedacht. So sah man bei Rapid eher „Abdreh-“, als Aufdrehbewegungen.

Kerschbaum gut entlastet

Dem Spiel Rapids tat dies sichtlich gut und man konnte deutlich häufiger spielerisch die zentralen Zonen überbrücken. Auch Kerschbaums etwas tiefere Rolle kam ihm entgegen und entlastete die rechte Hälfte der Viererkette in Ballbesitz. Normalerweise spielt Kerschbaum auf einer Durchschnittsposition, auf der man mehr spielerische Akzente von ihm erwartet, was ihn oft schlecht aussehen ließ. Diese Akzente setzte nun der umtriebige Oswald und entlastete Kerschbaum damit auch in der Spielgestaltung. Eine Entlastung, die der eher auf Physis fokussierte Pejic kaum liefern kann.

Zentrumsverdichtung auf tiefen Positionen…

Ob diese Variante auch im kommenden Derby denkbar ist, sei aber vorerst dahingestellt. Gegen das gut funktionierende Austria-Mittelfeld wird auch die physische Komponente wieder in den Vordergrund rücken, weshalb wieder mit Pejic zu rechnen ist. So oder so ist auch die Präzision ein Faktor, der auch im Vergleich zum Klagenfurt-Spiel noch verbessert werden muss. Eine Option ist sicher, dass ein echter Sechser Pejic hinter einer Doppelacht mit Oswald und Kerschbaum spielt, um das Zentrum vor allem in den tieferen Zonen zu verdichten und dann schnell über die Flügel umzuschalten.

…oder doch mehr Präsenz im Zehnerraum?

Was in dieser Variante wegfällt ist jedoch die Präsenz im Zehnerraum, auf die Barisic wohl kaum verzichten will und die auch gegen Klagenfurt weitgehend gegeben war, auch weil Greil sich etwas kämpferischer gab, als zuletzt. Die Ausrichtung für das Spiel gegen die Austria ist demnach eine Gratwanderung zwischen Balance und physischer Stärke. Angesichts der schlechten Ergebnisse gegen die stärkeren Teams, wäre eine neuerlich mutigere Ausrichtung allerdings legitim und wünschenswert.

Unbekümmertheit und Unvorhersehbarkeit notwendig

Auch wenn es gegen die Austria ein anderes Spiel wird, dürften Moormann und Oswald nach den Darbietungen gegen Klagenfurt normalerweise beide nicht aus der Startelf rutschen. Der Mut, den beide mitbrachten, ist wohl das, was Rapid auch im Derby braucht. Zudem wäre Rapid auf diese Art schwieriger ausrechenbar – speziell für Austrias Neo-Coach Michael Wimmer, der Rapid in seiner Zeit in Österreich so noch nicht erlebte bzw. auch nicht erleben konnte.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen