Beim Kohlenrevierderby denkt man zuerst an den deutschen Profifußball und die traditionsreichen Duelle der Vereine im Ruhrgebiet, doch auch in Österreich gibt es ein... Das etwas andere Kohlenrevierderby

Beim Kohlenrevierderby denkt man zuerst an den deutschen Profifußball und die traditionsreichen Duelle der Vereine im Ruhrgebiet, doch auch in Österreich gibt es ein Kohlenrevierderby. Hierzu muss man sich in das oberösterreichische Hausruckviertel begeben, wo sich in der Gemeinde Ottnang am Hausruck das Kohlenrevier gibt. Früher gab es hier fünf Vereine, die in der Meisterschaft um Punkte und die Vorherrschaft im Kohlerevier kämpften. Die Vereine in Ottnang, Thomasroith und Holzleithen sind leider schon längst Geschichte, aber um die Vorherrschaft im Kohlerevier wird heute dennoch gespielt und zwar in der 2.Klasse Mittewest des oberösterreichischen Fußballverbandes.

Union Bruckmühl – ATSV Kohlgrube/Wolfsegg 3:0 (0:0)

Nachdem es am Nachmittag noch ein Spiel im Waldzell besucht wurde, ging es vorbei an den noch bespielten Plätzen in Schilddorn und Eberschwang, aber auch an den mittlerweile verlassenen Plätzen in Pramet und Holzleithen, ehe ein Sportplatz erreicht werden sollte, der erst seit kurzem wieder bespielt wird.

Die Heimstätte der Union Bruckmühl wurde in den letzten Jahren nämlich generalsaniert und die Tribüne neu errichtet. Während des Tribünenneubaus trug die Union Bruckmühl ihre Heimspiele im nahen Thomasroith aus, wo im Frühjahr noch dem Spiel gegen den späteren Aufsteiger aus Krenglbach beigewohnt wurde, ehe dieser Platz wohl längere Zeit nicht mehr bespielt werden wird.

Den runderneuerten Sportplatz der Union Bruckmühl besucht man am besten zum Kohlenrevierderby gegen den ATSV Kohlgrube/Wolfsegg. Wenn die beiden zur Gemeinde Ottnang am Hausruck zählenden Vereine aufeinandertreffen, dann ist ein volles Haus garantiert, Abgesehen davon wird auf den Rängen seitens der Fangruppen ein tolles Spektakel geboten. Dass hier, trotz aller Rivalität alles friedlich abläuft ist selbstverständlich, denn sonst würden sich die beiden Fangruppen auch nicht nebeneinander auf der Tribüne einfinden können.

Dass bei diesem Derby eine gute Stimmung zu erwarten ist, ist mir bereits von Erzählungen und von Bildern von diesem Derby, das vor genau einem Jahr auf der Heimstätte der Kohlgrube stattfand bekannt. Diesmal ist das Derby für meine Wenigkeit eine Premiere und nach rechtzeitiger Ankunft beim Sportplatz, steht diesen Unterhaushighlight nichts mehr im Wege. Gespannt wird auf den Beginn dieser Partie und die Aktivitäten der Fangruppen, gewartet und man sollte nicht enttäuscht werde. Diese Begegnung verdient es sich, sowohl über die Grenzen des Hausruckviertels, als auch über die oberösterreichische Landesgrenze hinaus, bekannt gemacht zu machen.

Vor unfassbaren 700 Besuchern, die zu diesem Derby in der 2.Klasse Mittewest kommen, haben die Fans der Kohlgrube mit einer Luftballonchoreographie in den Vereinsfarben Blau und Weiß zum Einlauf der beiden Mannschaften ihren ersten Auftritt an diesem Abend. Pyrotechnik kommt auf beiden Seiten kommt erst nach einer Schweigeminute für einem im Sommer verstorbenen Funktionär und Ex-Spieler des Heimvereins zum Einsatz. Die bengalischen Feuer und der sich vermischende Rauch in den Farben beider Vereine sorgen für eine südländische Atmosphäre an diesem Spätsommerabend. Nachdem der Rauch verzogen ist, kann diese Partie auch schon losgehen. In den ersten 45 Minuten sehen die Zuschauer ein spannendes Spiel auf Augenhöhe, dem lediglich die Tore fehlen.

Bevor es in die Pause geht, stärke ich mich noch mit einer köstlichen Bosna und als die Mannschaften wieder zurück aufs Spielfeld kommen, wird erneut viel Rauch auf beiden Seiten gezündet. Die zündenden Ideen auf dem Feld haben jedenfalls die Favoriten der Union Bruckmühl, die einige Male gefährlich vor das Tor der Kohlgrube kommen, dieses aber wie verhext zu sein scheint, sodass es Mitte der zweiten 45 Minuten noch immer torlos steht.

In der 67.Minute ist Bachmayr aber für Bruckmühl zur Stelle und beendet den Fluch des Tores der Kohlgrube an diesem Abend. In der 74.Minute trifft Schmidinger zum 2:0 und somit zur Entscheidung in diesem Derby. Beide Tore werden auf den Rängen mit zahlreichen bengalischen Feuern gefeiert. Als in der 82.Minute Haslinger per Strafstoß für das 3:0 sorgt, spart man auf den Rängen mit der Pyrotechnik, zumal selbige noch für die Siegesfeier nach dem Schlusspfiff benötigt wurde.

Nach selbigem feierte die Mannschaft Bruckmühls nicht nur den Derbysieg im Kohlenrevier, sondern auch den Fortbestand der Tabellenführung in der 2.Klasse Mittewest. Aber auch die Mannschaft des ATSV Kohlgrube/Wolfsegg wird vom eigenen Anhang gebührend mit jeder Menge Rauch verabschiedet.

Das Kohlenrevierderby hielt jedenfalls wieder einmal alles, was im Vorfeld zu erwarten gewesen ist. So sehr man der Union Bruckmühl den sportlichen Erfolg auch gönnt, gebe es bei einem Aufstieg sicher ein weinendes Auge, wenn dieses Derby nicht mehr stattfinden würde. Aber wie gesagt, die Saison ist noch lange und falls Bruckmühl tatsächlich aufsteigen sollte, gibt auf jeden Fall noch im Frühjahr die Möglichkeit das Kohlenrevierderby am Sportplatz in Wolfsegg zu besuchen.

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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