Das Großarltal im Salzburger Pongau ist wohl für Skiurlauber im Winter bekannt, eventuell verirren sich immer Sommer hier auch noch ein paar Wanderer hierhin, allerdings haben Fußballfreunde wenig Bezug zu dieser etwas abgelegenen Region in den Tauern, die man verkehrstechnisch bloß über St. Johann im Pongau erreichen kann. Kurvig ist die Anreise von St Johann im Pongau, aber es sind bereits die letzten Kilometer einer doch längeren Anreise von Wien, die uns zuvor noch ins Gasteinertal zur Matinee der 2.Klasse Süd im SFV zwischen dem USV Dorfgastein und der SG Wagrain/Kleinarl geführt hat. Dort soll nun auch der Startpunkt für diesen Bericht sein.
USV Großarl – USV Hüttschlag 4:1 (3:0)
Nachdem wir am Vormittag dem 2:1-Sieg der SG Wargain/Kleinarl beim USV Dorfgastein beigewohnt haben, sollte es vom Gasteinertal ins benachbarte Großarltal gehen. Bis zum Anpfiff des Großarlderbvs zwischen dem USV Großarl und dem USV Hüttschlag in der 1.Klasse Süd des SFV haben wir noch ausreichend Zeit, sodass wir in Schwarzach ins Bräustüberl einkehren, wo wir uns neben einem Schweinsbraten noch ein hiesig gebrautes Bier gönnen. Dennoch sind wir mehr als überpünktlich in Großarl. Die Parkplätze im Ort beginnen sich schön langsam zu füllen, aber es noch genügend Zeit bis zum Anpfiff, sodass wir die Wartezeit bis zum Anpfiff noch mit einer Runde Minigolf verbringen können, denn am Tag des Derbys im Großarltal ist das Minigolf an der an den Sportplatz angrenzenden Anlage gratis. Bei dieser packenden Minigolfrunde haben wir immer noch kein Stress, denn der Ankick wurde um eine Viertelstunde nach hinten verlegt.
1.000 Zuschauer sollten sich heute am Sportplatz in Großarl einfinden, wo es zum ersten Aufeinandertreffen zwischen dem USV Großarl und dem USV Hüttschlag in einem Pflichtspiel seit acht Jahren kommt. Da man über das örtliche Sportgeschäft Kontakte zu Red Bull Salzburg hat, ist heute nicht nur deren Maskottchen vor Ort, sondern auch der Platzsprecher der Bullen Arena, der heute auch durch das Programm führt. Mein Fall ist diese Art der Moderation zwar nicht, aber dem örtlichen Publikum scheint es zu gefallen und das ist für den Veranstalter entscheidend.
Wesentlich besser gefällt mir dann der Auftritt der beiden Fanlager, die zum Einlauf der beiden Mannschaften sehr motiviert sind. Auf Großarler Seite gibt es Rauch in den Vereinsfarben, jede Menge an Fackeln und den Schmähgesang „Ohne Tunnel wärt ihr gar nicht hier!“. Der Gästeblock beschränkt sich auf Rauch in den Farben Grün, Weiß und Schwarz, was aber nicht minder hübsch als die Heimseite anzusehen ist. Bemerkenswert ist hierbei auch, dass der Gästeblock überwiegend in weiblicher Hand ist. Selbst wenn es sich hierbei wohl um die Spielerfrauen handelt, erfüllen sie ihre Aufgabe bestens und es ist schön, ihnen beim Zünden der Bengalen und Rauchtöpfe zuzusehen.
Auf dem Großarler Kunstrasen gibt es bereits in der siebenten Minute den ersten Treffer zu bestaunen. Rohrmoser versenkt den Ball platziert in die linke Ecke, sodass weder der Tormann noch ein Abwehrspieler Hüttschlags diesen erreichen können. Dieser Treffer führt natürlich zu Ekstase auf Großarler Seite, wo erneut zahlreiche bengalische Fackeln abgebrannt werden.
Die erste Spielhälfte gehört zur Gänze den Gastgebern, die dies gegen Ende selbiger auch in Tore umsetzen können. Diess sorgt mit einem Doppelpack in der 40.Minute und der zweiten Minute der Nachspielzeit bereits vor der Pause für die Vorentscheidung in diesem Derby der 1.Klasse Süd im SFV. Begleitet werden diese beiden Treffer abermals mit einer Vielzahl von bengalischen Feuern, sodass ich sehr zufrieden mit diesem Derby bis dato bin. Die Großarler würden mir da zustimmen, die Hüttschlager eher nicht.
Die zweiten 45 Minuten sind logischerweise etwas Gemächlicher. Großarl muss, ob der deutlichen Führung, nicht wirklich viel für das Spiel mehr tun und bei Hüttschlag hat man das Gefühl, dass die Mannschaft dieses Ergebnis heute nicht mehr drehen wird. Aber der schön in die Landschaft eingebettete Platz hat auch seinen Reiz und so wagen wir uns auch auf die Gegenseite, von wo aus einige Besucher direkt bei der Leitschiene der Bundesstraße dieses Derby mitverfolgen.
Diess macht in der 85.Minuten mit seinem dritten Treffer an diesem Tag den Deckel drauf, aber der Stadionsprecher hat das Tor noch nicht einmal durchgegeben, da klingelt es schon wieder. Diesmal auf der Gegenseite. Kendlbacher erzielt in der 87.Minute noch den Ehrentreffer für Hüttschlag, sodass deren Anhang auch noch einmal Rauch zünden kann.
Danach ist aber Schluss in Großarl und die Fans verabschieden die Mannschaft mit Fackeln und dem Chant „Derbysieger“. Kurz darauf wird noch gemeinsam für ein Foto zusammengestanden und in Richtung der Hüttschlager Ecke „Die Nummer Eins im Tal sind wir!“ angestimmt. Die Hüttschlager verzichten aber ihrerseits auf das Abbrennen von Frustbengalen.
Während sich hier alles schön langsam ins Festzelt verlagert, begeben wir uns wieder aus dem Großarltal hinaus und verlassen wenig später bei Radstadt auch den Pongau in Richtung Osten. In den Süden der Großarltals werden wir aber wohl auch einmal kommen, denn dieses Derby im Tal der Almen sollte auch in Hüttschlag besucht werden. Es wird daher ein Wiedersehen im Großarltal geben.
Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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