Austria-Fans: „Schuldenschnitt oder Untergang“
Bundesliga 28.November.2023 Stefan Karger
Die Wiener Austria veröffentlichte die wichtigsten Finanzkennzahlen der Saison 2022/23, die wie erwartet alles andere als rosig ausfielen. Auch Vorstand Harald Zagiczek sprach von einer schwierigen Situation und ließ bei einem Interview mit dem Standard wissen, dass ein Stadionverkauf als Notlösung angestrebt wird. Wir wollen uns ansehen was die Austria-Fans zur finanziellen Situation ihrer Mannschaft sagen. Alle Kommentare stammen aus dem Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußball-Diskussionsforum.
pramm1ff: „Zwei Millionen operatives Minus (exkl. Abschreibungen) und zwei Millionen gesteigerte Personalkosten – damit auch zwei Millionen mehr Fremdkapital. Sehr zach. Operativ nicht einmal mit dem Europacup im Plus. Ich hoffe, dass wir aus dem Sommer gelernt haben und nicht wieder Kaderergänzungen verpflichten, anstatt Leistungsträger zu verkaufen. Dieses „aber die Europacup-Qualifikation ist so wichtig und daher ein breiter Kader notwendig“ kann man sich ein für alle Mal sparen, auch wenn wir einen Qualiplatz erobern sollten.“
Viola1220: „Es sind halt einfach die Zinsen die uns killen, die jährlich immer mehr werden. Ohne Schuldenschnitt wird es nicht gehen, kein Gläubiger wird auf diese Art jemals sein Geld kriegen. Das muss die Bank Austria doch auch irgendwann einsehen, oder stell ich mir das zu schön und einfach vor.“
Hurricane: „Da hilft halt nur mehr ein Schuldenschnitt. Anders wird es nicht gehen. Die Unicredit hat 1,8 Milliarden Gewinn gemacht. Da könnten sie doch locker drauf einsteigen. Ich verstehe auch nicht wieso die Personalkosten sogar gestiegen sind. Das Umsatzplus war eh nicht ohne. Man weiß ja, dass wir komplett im Eck sind finanziell. Aber schwarz auf weiß schmerzt es einfach.“
violaW4: „Sale and Lease back ist sicherlich eine gute Variante um die Schuldenlast und folglich auch die Zinsen, sowie auch die Abschreibung zu drücken. Statt der Abschreibung kommt dann aber mit großer Wahrscheinlichkeit die Stadionmiete oder ähnliches. Das Problem das ich sehe: Wir haben – ohne Europacup – aus dem nationalen Geschäft ein sehr, sehr hohes Minus, das deutlich höher ist als die Kosten für die Zinsen und die Abschreibung. Also selbst im Szenario mit dem verkauften Stadion brauchen wir entweder ein außergewöhnlich gutes Europacup-Jahr oder einen außergewöhnlich guten Transfererlös um mit Null zu bilanzieren – das ist langfristig gesehen kein Geschäftsmodell.“
jimmyhogan: „Zündets im Advent ein paar Kerzerl für unsere Austria an. Wir stehen wieder mal vor dem Abgrund und das klingt nach dem letzten Strohhalm. Würde ich wetten müssen, wer sich so einen Stadionkauf antut, würde ich ja auf unseren Marcel (Anm.: Javor) wetten. Dann aber bitte ein Denkmal vor die Ost bauen.“
Groovee: „Wenn ich mir Leute anhöre, die die Finanzunterlagen persönlich gesehen haben, dann sagen die, dass es die Austria ab Juni nicht mehr gibt, wenn nicht schleunigst was mit dem Stadion passiert. Zusätzlich habe ich mehrfach gehört, dass die Europa League reingerechnet wurde, obwohl das ja immer geleugnet wird. Langsam aber sicher gehen die Lichter aus. Zuschauerrekord und Mitgliederrekord werden uns da auch nicht mehr helfen. Entweder die entsprechenden Leute in den obersten Funktionen geben jetzt endlich mal Gas, oder die Austria ist Geschichte. Ich sag dazu auch gar nix mehr, weil eh alles gesagt wurde und das meiste bekannt ist. Es zählen nur noch Ergebnisse und Lösungen. Momentan ist die sportliche Situation irgendwie nicht mal mehr zweitrangig. Die Lizenz ist da unser geringstes Problem.“
Johann Hölzel: „Kann mir vielleicht jemand erklären, warum wir damals nicht die „Corona-Insolvenz“ in Anspruch genommen haben? Es war ja damals schon nicht allzu schwer erkennbar, dass es so nicht weitergeht. Stattdessen ging man dann den Deal mit Insignia in Person des sehr dubios wirkenden Maxerls ein, der zur Folge hatte, dass wir nur durch Spenden die Lizenz bekommen haben, ewig keinen Brustsponsor hatten, weil Insignia die Rechte hatte, aber von ihnen wie ich das mitbekommen habe keinen Cent gesehen haben. Damals wurde das, wenn ich mich recht erinnere, mit einem Image-Verlust begründet. Aber um ehrlich zu sein kann das nur ein schlechter Witz sein mit den ganzen Peinlichkeiten die uns danach passiert sind, die ebenso zu einem Image-Verlust führten/führen.“
maxglan: „Eine Frage, die ich mir stelle: Wenn auf einen Schlag alle Schulden und die damit verbundenen Belastungen weg wären, würden wir nach aktueller Lage ja wieder Jahr für Jahr Minus schreiben. Ich weiß schon, dass das für diese akute Diskussion zweitrangig ist, aber wenn wir das nicht in den Griff bekommen, stellts uns früher oder später ja erst recht auf. Unfassbar eigentlich, denn es werden ja sowieso nur noch ablösefreie Kicker oder Leihspieler geholt, die Kaderkosten müssten nach den überbezahlten Edelkickern wie Sax, Edo und Co. doch deutlich gefallen sein. Dieser Verein ist fernab von Schulden und Zinsen ein Fass ohne Boden, wo irgendwo die Millionen versickern. Wie kann man bitte mit knapp 70 Millionen in der Miese sein und dennoch ein operatives Minus einfahren? Nochmal: Da verkauf ich alles was geht, arrangiere ein, zwei Leihen fülle jährlich von unten mit Jugendspielern auf. Und wenn das unteres Playoff auf Jahre heißt, absteigen werden wir schon nicht und die Fans würden sicher auch hinter der Mannschaft stehen. Ich denk, dass es in den Gremien immer noch genug Verblendete gibt, die eher von der Europacup-K.o.-Phase träumen, anstatt daran zu denken, kleinere Brötchen zu backen.“
systemoverload: „Was auch mal einer erklären muss, wie der LASK und wir den gleichen Personalaufwand haben, beide bei 14,6 Millionen und dann sieht man sich mal deren und unseren Kader an.“
derrächermitdembecher: „Dieses jährliche auf Gönner angewiesen sein, damit wir halbwegs mitspielen können, ist irgendwann einmal aus. Was bekommen die Gönner dafür, außer die Hoffnung, dass es trotz Geld hineingeben nicht noch schlimmer wird. Und das wird es leider. Ich glaube auch kaum, dass die Bank Austria das konzernintern so einfach durchbringt. Schuldenerlass wohl kaum. Auch beim Schuldenschnitt wird das wohl nicht so einfach sein. Und sollten uns alle fallen lassen kommen die Verkaufserlöse vom Tafelsilber auch nicht uns zugute, sondern werden zum Löcher stopfen verwendet. Irgendwann ist wohl endgültig Sense und dann sehen wir uns am Sportclubplatz wieder. An alle anderen Nebengeräusche möchte ich gar nicht denken.“
Braveheart-FAK: „Ohne Schuldenschnitt oder Investor mit wesentlich mehr Finanzkraft, als die aktuellen, wird man wohl aus der Situation nicht rauskommen können, wurscht wie sehr man an Lösungen arbeitet. Ich schätze wir werden in den nächsten Wochen/Monaten dann herausfinden, ob die Bank Austria lieber ein leeres Stadion in Favoriten besitzt, oder doch auf einen Teil der Forderungen dauerhaft verzichtet.“
Kyrael: „Sieben Millionen mehr Einnahmen und trotzdem ein Minus von 6,8 Millionen Euro – dass davon 4,8 Mio aus den Abschreibungen kommen, die nicht Cash-relevant sind, hab ich gelesen. Im Grunde hört man nur weiter Ausreden, um die Misswirtschaft, die anscheinend immer noch läuft, zu erklären. Einmal war es der Wegfall von Gazprom, diesmal eben die Abschreibungen und Zinsen (die man seit dem Stadionbau jährlich hat). Dass man aber trotz Erlössteigerung von sieben Millionen trotzdem noch fast sieben Millionen miese schreibt, ist eigentlich alarmierend.“
paulaustria: „Dass die hohen Abschreibungen bei einem neuen Stadion natürlich auch kommen und in der GUV ein großer Aufwand sind ist blöd, aber jetzt nicht lebensgefährlich weil es unserer Liquidität nicht schadet. Außerdem wird das Stadion ja hoffentlich noch stehen wenn’s dann mal abgeschrieben wurde. Wirklich schlimm sind eigentlich die Zinsen, die wir zahlen müssen und dafür brauchen wir halt unbedingt einen großen Schuldenschnitt in irgendeiner Form, sonst wird das irgendwann nichts mehr mit dem Zahlen der Zinsen geschweige denn mit einer Sanierung im weiteren Sinn, sondern dann wird’s halt eher der Insolvenzantrag bei der Zinsentwicklung – kann ich mir nicht vorstellen, dass es die Bank Austria wirklich so weit kommen lässt, aber wer weiß. Für den Senat wird wohl auch genau das interessant sein: Wie wollen wir unsere Zinsen zahlen (in der nächsten Saison), bzw. unsere Verbindlichkeiten so verringern, dass wir „nur“ aushaltbar Zinsbeträge zahlen müssen. Positiv anzumerken ist finde ich die Umsatzentwicklung, zusätzlich zum Fremdkapital und den Zinsen ist die Entwicklung des Personalaufwandes auch nicht angenehm. Eigentlich ist es quasi aber nicht besser geworden das letzte Jahr. Ohne Stundungen ist die Insolvenz eine Frage der Zeit und ohne Schuldenschnitt eine Sanierung unmöglich in der derzeitigen Situation.“
fermin: „Schuldenschnitt oder Untergang. Ganz einfach. Variante C ist, dass es doch einen Weihnachtsmann gibt. Der würde aber auch den Osterhasen als Support benötigen.“
Der P(B)arazit: „Die bittere Realität ist, dass kein weißer Schwan einen Ritter heranziehen wird, der uns aus dieser Bedrängnis befreit. Gazprom war eigentlich schon dieses Wundertier, nun bleiben nur noch drastische Schritte und bei diesen darf es keine Tabus geben. Wir ernten jetzt die Resultate jahrelangen Größenwahns, eines aufgeblähten Klubs, der auf viel zu vielen Hochzeiten tanzen möchte und in Wahrheit einfach blind auf Wachstum gesetzt hat zu einer Zeit, in der man sich schon hätte eingestehen müssen, dass man infrastrukturell und sportlich abgehängt wurde. Aus einer Krise kann man nicht auf morschen Mauern neu erstehen und ich hoffe für die Familie Harreither von Herzen, dass sie sich nicht an uns zerstößt. Bei diesen Summen können bürgerliche Mäzene nicht mehr helfen, das muss inzwischen jedem klar sein.“
tifoso vero: „Abgesehen von der Höhe des Verlustes wird wohl kaum jemand überrascht sein. Außer man hat überhört, dass es viele Jahre dauern wird, bis man wieder in schwarze Bereiche kommt. Die Zinsen machen uns kaputt, ohne Zinsenschnitt bzw. Stadionverkauf werden wir es nicht schaffen.“
Im Austrian Soccer Board findet ihr weitere Fanmeinungen zur finanziellen Situation der Wiener Austria.
Stefan Karger
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