Am Wochenende vor Weihnachten bot es noch an, einmal nach Italien zu fahren. In einer vierköpfigen Besetzung sollte es mit dem Auto via Ljubljana... Groundhopping: Eine weihnachtliche Reise nach Italien

Am Wochenende vor Weihnachten bot es noch an, einmal nach Italien zu fahren. In einer vierköpfigen Besetzung sollte es mit dem Auto via Ljubljana zuerst nach Triest gehen. Dort stand das Spitzenspiel der drittklassigen Serie C auf dem Programm, ehe es am nächsten Morgen nach einem Besuch im Schloss Miramare weiter in die Lombardei gehen sollte, wo zwei weitere Partien besucht werden konnten, ehe man sich auf den Heimweg machte. Bei diesem „Driving home for Christmas“ war man zu Beginn des 24.12. noch kurz vor der österreichischen Grenze, konnte aber noch problemlos das Weihnachtsfest im Kreis mit seinen Liebsten begehen.

US Triestina – Calcio Padova 0:1 (0:0)

Als ich im Mai 2009 das erste Mal im Stadio Nereo Rocco gewesen bin, spielte die US Triestina noch in der zweitklassigen Serie B vor 5.000 Zuschauern gegen Ancona. Im 28.656 Zuschauern Platz bietenden Stadion verliefen sich damals die Besucher ein wenig. Dies sollte heute anders sein, denn Triestina will wieder in die Serie B zurück und hat an diesem Freitag Calcio Padova zu Gast. Die Gäste liegen als Tabellenzweiter der Serie C – Girone A einen Punkt vor den Drittplatzierten Gastgebern aus Triest. Will man Tabellenführer Mantova noch gefährden und um den Direktaufstieg mitspielen, dann muss man dieses Spitzenspiel wohl gewinnen.

Da dieses Spitzenspiel auch zwischen den beiden Vereinen steigt, die in dieser Liga die meisten Zuschauer motivierten kann, finden 13.602 Besucher heute den Weg ins Stadion. Die heimische Curva Furlan ist gut besucht und überzeugt zu Spielbeginn mit einer Fahnen- sowie Rauchchoreographie. Ebenso wurden bengalische Feuer gezündet. Die Kurve aus Padova ist heute auch sehr stark vertreten und füllt die Hälfte der Hintertorseite. Es wird von dieser Seite vor Spielbeginn ebenfalls eine Rauchchoreographie gezeigt.

Das Spiel ist dann typisch italienisch. Es ist von Taktik geprägt und Chancen gibt es auf beiden Selten nur sehr wenige. Es wundert daher nicht, dass torlos die Seiten gewechselt werden. Auf den Rängen gibt Padova den Ton an. Die Triester Curva Furlan ist zwar zahlenmäßig überlegen, aber Stimmung macht eben nur der Mittelblock.

Padova sollte in der 56.Minute der sehenswerte Führungstreffer gelingen. Eine Flanke kommt von links in den Strafraum und dort kommt es zu einem Zweikampf. Alle Spieler rechnen mit einem Pfiff nach einem Stürmerfoul, aber dieser bleibt aus und so nimmt sich vermeintliche Übeltäter Michael Liguori ein Herz und packt einen Fallrückzieher aus. Mit diesem versenkt er den Ball genau ins Eck. Alle Proteste seitens der Triester Spieler verlaufen im Sand. Dieses Traumtor zählt.

In der 72.Minute entschärft Antonio Donnarumma, der ältere Bruder des italienischen Nationaltorhüters Gianluigi, eine gute Chance der Triestina. In dieser geht auch ein Spieler Padovas zu Boden und die Spieler der Gastgeber bezichtigen diesen des Zeitspiels. Es kommt zu einer Rudelbildung, bei der sich Redan zu einer Tätlichkeit hinreißen lässt und dafür die rote Karte sieht. Damit ist die Triestina in der Schlussphase nur mehr zu zehnt, was die Chancen auf einen Punktgewinn heute doch noch einmal erheblich schmälert.

So sollte es dann auch kommen. Padova gewinnt dieses Spitzenspiel knapp und bleibt damit Tabellenführer Mantova, der in der nächsten Runde nach Padova muss, auf den Fersen. Dies wird natürlich ausgiebig mit den mitgereisten Fans gefeiert. Die Spieler der Triestina verabschieden sich ebenfalls von ihren Fans. Für diese ist der Grund für die heutige Niederlage auch schnell gefunden, denn Schiedsrichter Scatena wird mit einem Pfeifkonzert und mit beleidigenden Gesten in die Kabine verabschiedet. Wir verabschieden uns danach auch vom Stadion und begeben uns per Bus zurück ins Stadtzentrum.

Como 1907 – FC Palermo 3:3 (0:1)

Nach dem Besuch des Schloss Miramare bei Triest ging es etwas über vier Stunden in Richtung Westen an den Comer See, an dessen Ufer in dieser Saison zwei Spielorte der Serie B befinden. Lecco und Como sind im Spieljahr 2023/24 beide zweitklassig. Während Lecco um den Klassenerhalt kämpft, befindet sich das von Cesc Fàbregas trainierte Como 1907 in der Spitzengruppe der zweithöchsten Spielkasse Italiens. Am Tag vor Weihnachten hatte man im heimischen Stadio Giuseppe Sinigaglia den FC Palermo zu Gast. Die Sizilianer befinden sich, so wie Como, auch im oberen Drittel der Tabelle der Serie B.

Am Weg zum Stadion durchqueren wir die Altstadt, ehe wir das Ufer des Sees erreichen, an dem sich auch die Heimstätte von Como 1907 befindet. Von hier ist es auch nicht mehr weit an die Schweizer Grenze, wo bereits die im Tessin befindliche Stadt Chiasso liegt.

6.362 Besucher folgen diesem Spiel, darunter sind auch 500 Fans im Gästesektor, die für gute Stimmung sorgen und zu Spielbeginn auch Rauch zünden. Auf der Gegenseite hat die Kurve Comos auch einen lautstarken Mittelblock, der auch noch mit vielen Blockfahnen überzeugen konnte. Auf dem Rasen überzeugt zuerst Palermo. Di Franceso schließt in der 17.Minute einen Konter zur Führung der Gäste ab. Dass es mit diesem Spielstand in die Pause geht, liegt an den Torleuten beider Teams, die tolle Chancen zu Nichte machen.

Nach dem Seitenwechsel fällt unmittelbar der Ausgleich. Cutrone ist mit einem platzierten Kopfball zur Stelle. Trainer Fàbregas scheint sein Team nun optimal eingestellt zu haben, den Gabrellioni vollendet mühelos eine Hereingabe in den Rückraum, als er an der Linie zum Fünfmeterraum völlig ungedeckt an den Ball kommt. Wir schreiben die 58.Minute und Como hat binnen 13 Minuten das Spiel zu seinen Gunsten gedreht.

Doch die Freude währt nicht sehr lange, denn Palermos Segre ist fünf Minuten später per Kopf zur Stelle. Dem Ausgleich Palermos sollte noch ein weiterer Treffer der Elf aus Sizilien folgen. Jensen ist in der 82.Minute erfolgreich. Abermals wird heute ein Tor mit dem Kopf erzielt.

Palermo scheint nur auf der Siegerstraße zu sein. Das Spiel befindet sich schon in der Nachspielzeit, als ein Spieler Comos im Strafraum der Gäste zu Boden ging. Während der Behandlungspause schaltet sich der VAR ein und bittet Schiedsrichter Pairetto zum Monitor. Das bedeutet für Palermo nichts Gutes, denn nach einem kurzen Videostudium zeigt der Schiedsrichter Marconi für seine Tätlichkeit die rote Karte und auf den Elfmeterpunkt.

Verdi lässt sich nicht zweimal bitten und versenkt den Strafstoß sicher flach im rechten Eck. Palermo hat danach noch das Glück, dass Jensen einen Ball per Kopf von der Linie kratzen kann. Danach ist aber Schluss hier in Como und ein packendes Zweitligaspiel endet mit einem fulminanten 3:3-Unentschieden.

Wir verlassen danach Como und den Comer See und begeben uns etwas in den Süden, wo in Meda noch ein Abendspiel in der Serie C steigen sollte.

AC Renate – AC Trento 1921 1:0 (1:0)

Zwischen Como und Mailand befindet sich das Städtchen Meda. Im Stadio Città di Meda kämpft eigentlich der fünftklassige AC Meda 1913 um Punkte. Ab das 2.500 Zuschauer fassende Stadion ist auch die Heimstätte des AC Renate, der seit einigen Jahren in der drittklassigen Serie C spielt. In der Gruppe A der dreigeteilten italienischen dritten Liga, steht man derzeit im unteren Tabellendrittel. Der heutige Gegner, der AC Trento, steht in der Tabelle etwas besser da und ist im Mittelfeld klassiert.

Das Stadion, das auf einer Längsseite über drei separate Tribünenteile verfügt, von denen ein Teil zum Gästesektor umfunktioniert wurde, füllt sich nur spärlich. Lediglich 400 Zuschauer wollen dieses Abendspiel am Vortag des Heiligen Abend mitverfolgen. Immerhin ist auch eine Abordnung mit rund 20 Mann aus Trient dabei, die sehr motiviert ist und mit zwei Vorsängern über die gesamte Spielzeit Stimmung macht.

In einer ausgeglichenen Partie gibt es in der 30.Minute den ersten Torjubel. Nach einem Eckball der Heimelf ist Trentos Keeper zwar zur Stelle und kann den Ball mit einer Parade aus dem Eck fischen. Allerdings fällt seine Abwehr fast direkt auf den Kopf von Tremolada, der den Ball nahezu mühelos zur Führung des AC Renate im Tor unterbringen konnte.

Noch vor der Pause endet allerdings Renates Herrlichkeit an diesem Abend, denn Bracaglia sieht in der 38.Minute nach seinem zweiten Foulspiel die Gelb-Rote Karte. Nach dem Seitenwechsel hat Trento natürlich mehr vom Spiel und weitere Möglichkeiten, um einen Treffer zu erzielen.

Aber es gibt diese Tage, wo der Ball einfach nichts ins Tor will und so feiert der AC Renate im letzten Heimspiel des Jahres 2023 einen knappen Sieg. Durch dieses drei Punkte belegt man nur Rang 14 in der Tabelle und hat sich bis auf zwei Punkte an den heutigen Gegner aus Trient, der nun an der elften Stelle liegt, herangepirscht.

Die Spieler des AC Trento sind hingegen schon enttäuscht über den Ausgang dieses Spiels, aber die mitgereisten Fans verabschieden die Mannschaft mit einen „Boun Natale, Gialloblu`!“ in die Kabine und somit in die kurze Weihnachtspause. Mit dem Schlusspfiff sollte es auch für mich in die Weihnachtspause gehen, aber das Jahr 2024 ist nicht mehr weit und Pläne gibt es auch für das nächste Jahr noch mehr als genug.

Es folgen Impressionen der Reise, die sich per Klick vergrößern lassen:

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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