Die Rapid-Rotationen der letzten Wochen sorgten für einige Diskussionen. Natürlich waren viele Spieler verletzt oder gesperrt, aber auch bei den leichter angeschlagenen Akteuren nahm Trainer Robert Klauß keinerlei Risiko. Alles wurde aufs morgige Cup-Finale ausgerichtet.
Sturm Graz geht natürlich als Favorit ins Finale des Bewerbs, den Rapid seit 1995 nicht gewinnen konnte und seitdem vier Finalspiele verlor. Doch die Hütteldorfer hätten eine Startformation, die die starken Grazer ins Wanken bringen könnte. Diese Formation (in einem 4-2-3-1-System) erklären wir in diesem Artikel im Detail.
TW: Niklas Hedl
Die Position des Torhüters ist bei Rapid natürlich klar vergeben. Auch wenn Hedl im Sturm-Doppel in der Liga bei zwei Gegentreffern nicht gut aussah, ist er ein sicherer Rückhalt für die Grün-Weißen und kann auch in großen Spielen einen Unterschied ausmachen.
RV: Neraysho Kasanwirjo
Der Niederländer half zuletzt (stark) in der Innenverteidigung und (schwach) in der linken Verteidigung aus. Im Cup-Finale muss er wieder nach rechts rücken, auch um Rapid in einem Raum, in dem gerne robuste Sturm-Kicker wie Prass oder Lavalée auftauchen, für mehr Physis zu sorgen. Auch seine Tempodribblings aus der Kette heraus können beim Gegner für Unordnung sorgen, weshalb er natürlich die erste Option für diese Position ist.
IV: Leopold Querfeld
Sein Comeback beim 0:5 gegen den LASK ging zwar schief und er rief noch nicht das Leistungsniveau ab, das er vor seiner Verletzung zeigte, aber natürlich ist Neo-Teamspieler Querfeld ein absoluter Schlüsselspieler für Rapid im Cup-Finale. Seine Robustheit, Zweikampfstärke, aber auch offensive Qualitäten bei Standards werden gefragt sein. Zudem ist er der wichtigste Akteur im Spielaufbau und ein echter Mentalitätsspieler.
IV: Nenad Cvetkovic
Der serbische Abwehrhüne und Publikumsliebling lebt für Spiele wie dieses. Schon bei seinem Comeback im Heimspiel gegen Sturm zeigte er, wie wichtig er für die Mannschaft ist und wie schwer er für die Grazer bei Offensivstandards in den Griff zu bekommen ist. Natürlich kommt ein Spiel, das auch über 120 Minuten gehen könnte, für den 28-Jährigen nach seinem Kreuzbandriss früh, aber bei Rapid wird es in diesem einen Spiel vor allem auf die „Krieger“ ankommen, von denen Cvetkovic wohl der größte ist. Seine Aufstellung ist demnach ein Risiko, das man eigentlich eingehen muss.
LV: Terence Kongolo
Über die gesamte Saison war Jonas Auer als Linksverteidiger gesetzt, doch im Finale wäre die Nominierung von Terence Kongolo die bessere Variante. Der niederländische Routinier würde eine enorm robuste Abwehrkette komplettieren und sollte den Vorzug gegenüber Auer bekommen, weil er schlichtweg klarer in seinem Passspiel ist und Rapids Spiel auch über die Flügel geordneter aufbauen kann. Zudem macht Kongolo deutlich weniger Fehler in Eins-gegen-Eins-Duellen, wäre eine zusätzliche Waffe bei Offensivstandards, die ein heißer Faktor im Finale werden können und würde für eine sicherere Restverteidigung im defensiven Umschaltspiel sorgen.
DM: Nikolas Sattlberger
Der 20-Jährige war über die gesamte Saison bereits eine Bank und ein sicherer Passhafen im defensiven Mittelfeld der Hütteldorfer. Gegen den LASK fiel er – wie alle anderen – ab und ließ sich von seinen schwachen Nebenleuten verunsichern. Gerade mit einer starken Abwehrkette im Rücken sollte er allerdings recht schnell wieder zu alter Sicherheit zurückfinden und das Mittelfeldzentrum gut organisieren können.
ZM: Lukas Grgic
Grgic avancierte im Laufe der Saison zu einem echten Leader im zentralen Mittelfeld der Wiener und ist vor allem gegen den Ball eine unverzichtbare Stütze. Nach seiner Verletzung im Auswärtsspiel gegen Sturm fand Rapid im Zentrum nicht mehr in die Spur, was auch mit der fehlenden Präsenz im Zentrum zu tun hatte. Außerdem ist Grgic ein Spieler, der in großen Partien für die nötigen Emotionen sorgen kann und eine ausgezeichnete Mentalität mitbringt. Rapid benötigt gerade gegen starke Gegner Kicker, gegen die der Gegner nicht gerne spielt – und Grgic ist definitiv einer von ihnen.
OM: Matthias Seidl
Der Shooting Star des Herbsts hat im Frühjahr erstmals bei Rapid eine schwere Phase zu durchtauchen, wirkte einerseits überspielt und wurde andererseits von den meisten Gegnern gut zugestellt, weil er als Spieler gilt, der nach Ballsicherungen im Zehnerraum gute Schnittstellenpässe und Verlagerungen spielen kann. Für die „Zehn“ ist er bei Rapid aber praktisch alternativlos und wenn er es schafft, sich im Zwischenlinienraum Platz zu verschaffen, kann er für entscheidende Pässe und Abschlüsse sorgen.
RA: Christoph Lang
Der Steirer ist die körperlich stärkere Option im Vergleich zum Schweden Isak Jansson, der weiterhin eine Jokerrolle innehat. Gerade gegen seinen Ex-Klub Sturm ist Lang sicher für eine beherzte Partie und den einen oder anderen Überraschungsmoment gut. Zudem bewies er schon in seinem ersten Spiel für Rapid gegen Sturm, dass direkte Freistöße des 22-Jährigen immer für Gefahr sorgen können.
LA: Marco Grüll
20 Tore und 10 Assists in 35 Pflichtspielen – Marco Grüll ist für Rapid zweifellos DER Unterschiedsspieler in der laufenden Saison. Selbst in den schwachen Partien der Hütteldorfer hat man bei ihm am ehesten den Eindruck, dass er etwas verändern kann. Zudem sammelte er in der laufenden Saison in jedem Cup-Spiel mindestens einen Scorerpunkt. Der zukünftige Bremen-Legionär muss am linken Flügel selbstverständlich gesetzt sein – und mit Terence Kongolo hinter sich könnte er sich wohl noch mehr entfalten, als er es mit Jonas Auer als Hintermann könnte. Das wiederum könnte auch seinen Gegenspieler Jusuf Gazibegovic in größere Bedrängnis bringen als zuletzt.
ST: Guido Burgstaller
Der 35-jährige Kapitän Rapids ist aktuell in der sprichwörtlichen „Kiste“ und nicht mehr so treffsicher wie in der Vorsaison. Trotzdem kann Burgstaller natürlich immer den Unterschied ausmachen und seinen Instinkt auf Knopfdruck abrufen. Viel wichtiger ist er jedoch als offensiver Leithammel der Mannschaft, der das Pressing ansagt und seine Hinterleute einteilt. Gerade deshalb macht es einen Unterschied aus, ob er oder sein erster Ersatzmann Fally Mayulu auf dem Platz steht.
Fazit
Bei Rapid wird es also speziell auf die Mentalitätsspieler ankommen. Wenn alle Akteure den Kampf annehmen und mit positiver Energie zu Werke gehen bzw. auch die Fehlerquote minimieren, kann sich morgen ein packendes Finale entwickeln.
Und auch wenn die Vorzeichen aufgrund der letzten Spiele nicht gut stehen und einige Spieler gerade erst von Blessuren zurückkommen, haben die Hütteldorfer im Vergleich zur Vorsaison deutlich mehr Qualität zu bieten. Zum Vergleich: Im letzten Cup-Finale bestand die Viererkette der Grün-Weißen aus Schick, Wimmer, Moormann und Auer, das Mittelfeldzentrum aus Kerschbaum, Pejic und Greil. Alleine auf diesen sieben Positionen kann Rapid heuer mehr Qualität und Mentalität ins Rennen schicken, als im Vorjahr.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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