Zwei Tore von Joselu und eine skandalöse Schiedsrichterentscheidung in der Nachspielzeit hievten Real Madrid gestern Abend ins Endspiel der UEFA Champions League, wo nun... Joselu – Die Sternstunde des Jungen, der in Real-Bettwäsche schlief

Zwei Tore von Joselu und eine skandalöse Schiedsrichterentscheidung in der Nachspielzeit hievten Real Madrid gestern Abend ins Endspiel der UEFA Champions League, wo nun Borussia Dortmund auf die „Königlichen“ wartet.

Nach dem Spiel sank Joselu zu Boden, vergrub sein Gesicht im Rasen und wurde von seinen Teamkollegen gefeiert. Um zu verstehen, wie unfassbar dieser Finaleinzug für den 34-Jährigen ist, muss man einen Blick in Joselus Aktivitätsverlauf in den sozialen Medien werfen.

Der 191cm große Stürmer wurde in Stuttgart geboren, spielte im Nachwuchs lange für Celta Vigo und ab 2009 – damals 19-jährig – in der zweiten Mannschaft von Real Madrid. Anfang August 2012 wechselte er von dort um sechs Millionen Euro zur TSG 1899 Hoffenheim, wo er sich erstmals auf Profiebene einen Namen machte.

Knapp zwei Wochen nach seinem Transfer nach Deutschland, postete der frischgebackene Hoffenheim-Legionär auf Twitter:

„Kann mir jemand einen guten Link geben, um Real Madrid zu schauen“, steht im damaligen Tweet des Stürmers. Konkret ging es an diesem Tag um das Hinspiel des spanischen Supercups, das Real im Camp Nou mit 2:3 verlor.

Joselu war schon immer ein eingefleischter Fan des Klubs, für den er nun auch endlich auf Profiebene spielen darf. Seine Karriere führte ihn über die deutschen Klubs Hoffenheim, Frankfurt und Hannover nach England, wo er für Stoke City und Newcastle United auflief. In Spanien spielte er in weiterer Folge für Deportivo La Coruña, Alavés und schließlich Espanyol Barcelona, wo er sich mit 17 Toren in 37 Spielen noch einmal spät einen Namen in LaLiga machte, in der er zuvor kaum eine Rolle spielte.

Damit erspielte er sich einen Leihvertrag bei Real Madrid, weil Carlo Ancelotti noch einen „Brecher“ für die letzten Minuten suchte. Spätes, hochemotionales Glück für den sympathischen Angreifer.

Als Real Madrid vor zwei Jahren in Paris dank eines Treffers von Vinicius Junior das Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool gewann, war Joselu auch schon dabei. Allerdings als Fan, mit seinem Vater, wie dieses Bild aus dem Jahr 2022 zeigt.

Der Vater wird wohl auch in London dabei sein, wenn Real Madrid im Finale auf Borussia Dortmund trifft. Joselu diesmal allerdings in anderer Rolle – als Spieler seines Herzensvereins.

Real hat mit der Verpflichtung des Routiniers jedenfalls eine gute Entscheidung getroffen. Joselu traf in 46 Pflichtspielen zweimal im Cup, neunmal in der Liga, die man bereits fix als Erster beenden wird und schließlich auch fünfmal in der UEFA Champions League. Sein Doppelpack in der Gruppenphase bei Union Berlin und ein weiterer Treffer gegen Napoli waren auf der Wichtigkeitsskala nicht sehr weit oben angesiedelt. Aber mit seinem Doppelschlag gegen die Bayern am gestrigen Abend feierte der einstige Junge, der in Real-Bettwäsche schlief, seine ganz persönliche Sternstunde.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen