Der SK Rapid wird am Sonntag vor dem Heimspiel gegen den TSV Hartberg, bei dem es für die Grün-Weißen um nichts mehr geht, einige... Kaderanalyse: Rapid, seine Baustellen und das liebe Geld

Der SK Rapid wird am Sonntag vor dem Heimspiel gegen den TSV Hartberg, bei dem es für die Grün-Weißen um nichts mehr geht, einige Spieler verabschieden. Emotional wird’s allen voran bei Marco Grüll, der nach Bremen wechseln wird. Aber unterm Strich werden es wohl acht Spieler sein, die in der kommenden Saison nicht mehr das Rapid-Trikot tragen werden. Wir sehen uns die einzelnen Position in Robert Klauß’ Kader im Detail an und fassen zusammen, wo Rapid im Sommer reagieren und agieren muss.

Grüll, Kongolo, Kasanwirjo, Sollbauer, Schick, Moormann, Dritttorhüter Unger – und wohl auch Leopold Querfeld. Das sind die acht Spieler, mit denen man ab der kommenden Saison bei Rapid nicht mehr planen darf.

Zwei absolute Leistungsträger werden gehen

Marco Grülls Transfer zu Werder Bremen steht bereits seit mehreren Monaten fest. Auch Querfeld soll bereits einen neuen Klub gefunden haben, der die günstige Kaufoption zog, um den beinharten Innenverteidiger aus seinem Vertrag auszulösen. Der Abwehrspieler hält sich aber bisher noch bedeckt und verschweigt, wohin es ihn zieht. Nach Saisonende dürfte es bei Rapids Shooting Star aber doch schnell gehen.

Niederländer vor Abgang

Die beiden zuletzt ausgeliehenen Niederländer Terence Kongolo und Neraysho Kasanwirjo werden aus unterschiedlichen Gründen gehen: Kongolo wird aktuell noch großteils von Fulham gezahlt, wäre ab kommender Saison nur schwer leistbar und ist zudem aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit ein Unsicherheitsfaktor. Kasanwirjo muss die Saisonvorbereitung mit Feyenoord antreten, was nicht automatisch bedeutet, dass er in Rotterdam eine Rolle spielen wird. Eine neuerliche Leihe wäre zwar unter Umständen möglich, allerdings wäre sie auch kontraproduktiv, weil der Rechtsverteidiger die Vorbereitung nicht mit Rapid absolvieren könnte. Ein fixer Kauf ist aus finanziellen Gründen natürlich unmöglich realisierbar.

Moormann fix in Linz

Bei den anderen Spielern laufen die Verträge aus. Dass mit Thorsten Schick und Michael Sollbauer nicht mehr geplant werden wird, war schon länger klar. Auch für den dritten Torhüter Bernhard Unger geht eine Rapid-Zeit mit nur einem Einsatz zu Ende. Zudem einigte man sich mit Martin Moormann auf eine Vertragsauflösung. Der Defensivspieler war immer wieder verletzt und spielte unter Robert Klauß auch fit praktisch keine Rolle. Erst heute wurde bekannt, dass er zu Blau-Weiß Linz wechseln wird.

Raux Yao als erster „Königstransfer“

Neu im Team ist bis dato nur der französische Innenverteidiger Serge-Philippe Raux Yao, als designierter Nachfolger für Querfeld. Der Schwede Isak Jansson wird nach seiner Leihe fix verpflichtet werden und von Leihen kehren die verletzten Bernhard Zimmermann und Ferdy Druijf, sowie Noah Bischof von der Vienna zurück. Für Zimmermann und Druijf wird man sich wohl um Abnehmer bemühen, was aber kein leichtes Unterfangen ist. Ob Bischof sofort Mitglied der Kampfmannschaft wird, ist auch noch nicht fix.

Zum jetzigen Stand sind für die Saison 2024/25 also drei Torhüter, gerade mal 15 „gestandene“ Feldspieler und sechs Talente aus dem eigenen Nachwuchs fix im Kader der Hütteldorfer. Dennoch wird es wohl noch zu einigen Veränderungen kommen. Wir gehen die Positionen nun einzeln durch und sehen uns an, wo Rapid noch reagieren muss.

Torhüter

Niklas Hedl ist mit seinem Vertrag bis 2027 natürlich gesetzt und aktuell sieht es nicht danach aus, als würde der 23-Jährige von einem größeren Klub aus seinem Vertrag gekauft werden. Paul Gartler hat noch ein Jahr Vertrag und ist ein „dankbarer“ Zweier. Zudem wird mit dem 19-jährigen Laurenz Orgler ein Torhütertalent anstelle von Bernhard Unger hochgezogen, der aber dennoch weiterhin in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kommen soll.

Fix: Hedl, Gartler, Orgler
Abgänge: Unger

Innenverteidigung

Das Duo Nenad Cvetkovic und Serge-Philippe Raux Yao ist wohl das geplante „Einsergespann“ für die neue Saison. Dahinter gibt es zum jetzigen Stand nur Maximilian Hofmann als fixe Alternative. Mit Querfeld darf man, wie bereits beschrieben, wohl nicht mehr rechnen.

Aus dem Nachwuchs empfahl sich Aristot Tambwe-Kasengele, der zuletzt verletzungsfrei blieb und da und dort eine Chance bekommen könnte.

Allerdings wird Rapid auf der Position trotzdem auch in der Breite noch einmal nachrüsten. Altachs Paul Koller wäre ein Kandidat, wird aber schwer zu bekommen sein, auch weil andere Klubs im Bieten um den U21-Teamspieler konkurrieren. Wahrscheinlicher ist die Verpflichtung von Jakob Schöller. Der Admira-Verteidiger gilt als riesiges Talent, zog bereits das Interesse internationaler Topklubs auf sich und kostet per festgeschriebener Ablöse eine halbe Million Euro.

Mit Schöller hätte Rapid vier Innenverteidiger plus ein Backup aus dem Nachwuchs. Falls Klauß sich dauerhaft für eine Viererkette entscheidet, sollte das genügen. Im Falle einer grün-weißen Dreierkette wird’s personell potentiell knapp. Hier bestünde aber auch die Option, dass Nikolas Sattlberger nach hinten rückt, wie es bereits in den letzten Spielen gelegentlich der Fall war.

Fix: Cvetkovic, Raux Yao, Hofmann
Möglich: Schöller, Koller
Situativ: Sattlberger
Nachwuchs: Tambwe-Kasengele
Abgänge: Sollbauer, Kongolo, Moormann, Querfeld (?)

Rechte Verteidigung

Nach den Abgängen von Schick und Kasanwirjo ist diese Position eine der größten Baustellen in Grün-Weiß. Hier ist bisher lediglich sicher, dass Dominik Vincze einen Kaderplatz einnehmen wird. Der Youngster kann als Backup für beide Außenverteidigerpositionen fungieren.

Christopher Trimmels Vertrag bei Union Berlin verlängerte sich aufgrund reichlicher Einsätze automatisch um ein Jahr. Der erklärte Rapid-Fan Trimmel bleibt also in der deutschen Hauptstadt – und wird dort wohl auch seine Karriere beenden. Zu seinem Vertragsende im Sommer 2025 wird er bereits 38 Jahre alt sein. Dass der an Freiburg verliehene Pascal Fallmann, der mit der zweiten Mannschaft aus der 3. Liga abstieg, als vollwertiges Kadermitglied zurückkehrt, ist unwahrscheinlich.

Rapid braucht hier also definitiv einen neuen Spieler, eher sogar zwei. Der Schwede Herman Johansson wurde zuletzt beobachtet, wird in Rapids „Schattenmannschaft“ aber nur ein Kandidat von mehreren sein. Eine österreichische Lösung scheint aktuell nicht in Sicht. Moritz Oswald ist zudem eher fürs zentrale Mittelfeld eingeplant und es wäre eine eher ungeliebte Notoption, wenn der 22-Jährige wieder rechts hinten aushelfen müsste.

Fix: Keiner
Möglich: Johansson
Situativ: Oswald
Nachwuchs: Vincze
Abgänge: Kasanwirjo, Schick

Linke Verteidigung

Jonas Auer war bereits in dieser Saison praktisch fix als Linksverteidiger gesetzt – auch aus Mangel an Alternativen. Der Niederösterreicher stand durch sein fahriges, häufig unkonzentriertes und wenig cleveres Spiel aber immer wieder in der Kritik. Dennoch zog der 23-Jährige auch wegen seiner Laufstärke und seinen Qualitäten bei Flanken immer wieder das Interesse internationaler Klubs auf sich und sein Verbleib bei Rapid über die aktuelle Saison hinaus, ist noch nicht gesichert. Mit Auer, dessen Vertrag bis 2027 läuft, könnte Rapid auch eine dringend benötigte Ablösesumme lukrieren, um sich im Transfersommer besser bewegen zu können. Ein Abgang ist also keinesfalls ausgeschlossen.

Würde Auer gehen, stünde Rapid ohne Linksverteidiger da. Einzig der bereits erwähnte Dominik Vincze könnte hier einspringen. Aber wie auf der rechten Seite braucht Rapid einen, besser noch zwei neue Spieler für diese Position.

Manuel Pfeifer von Hartberg war zuletzt ein Kandidat, aber eine Verpflichtung könnte an den Ablöseforderungen der Hartberger scheitern. Wie auch auf der rechten Abwehrseite ist hier die Verpflichtung eines Legionärs nicht unwahrscheinlich. Das wiederum würde bedeuten, dass eine Konstellation mit vier Legionären in einer Viererkette möglich wäre.

Fix: Keiner
Fraglich: Auer
Möglich: Pfeifer
Nachwuchs: Vincze
Abgänge: Moormann

Defensives und zentrales Mittelfeld

Hier hat Rapid bis dato die meisten Optionen im Köcher: Lukas Grgic ist als kämpferischer Leader des Teams fix gesetzt, muss sich aber im Sommer von seiner Knöchelverletzung erholen. Nikolas Sattlberger hat noch ein Jahr Vertrag, wirkte zwar zum Ende der Saison hin überspielt, ist aber dennoch eine der heißesten Rapid-Aktien.

Hinzu kommen Moritz Oswald und Roman Kerschbaum. Oswald ist hier fix als Backup eingeplant, Kerschbaum mit einem Jahr Restvertragszeit aber nicht sakrosankt. Würde es einen Abnehmer für den Routinier geben, würde sich Rapid wohl nicht gegen einen Abgang wehren. Mittelfeldtalent Nicolas Bajlicz blieb zuletzt eher in seiner Entwicklung stehen und dürfte keine große Rolle spielen. Zudem läuft der Vertrag des 19-Jährigen aus.

Die Besetzung des zentralen Mittelfelds ist sicher nicht ideal, aber auch bei weitem nicht die größte Baustelle im Kader. Das dünne finanzielle Korsett wird man bei Rapid eher auf anderen Positionen strapazieren.

Fix: Grgic, Sattlberger, Oswald, Kerschbaum
Fraglich: Bajlicz
Abgänge: Keine

Offensives Mittelfeld

Auf der Zehnerposition spielt mit Matthias Seidl – Vertrag bis 2027 – ebenfalls ein Spieler, bei dem Rapid hofft, noch eine durchaus hohe Millionenablöse lukrieren zu können. Wie viele andere Spieler braucht aber auch der 23-Jährige nach einer langen Saison eine Pause. Mögliche Alternativen für Seidl sind sowohl Christoph Lang, als auch der wiedergenesene Oliver Strunz.

Einen echten „Zweier“ gibt es fürs offensive Mittelfeld allerdings nicht. Dennis Kaygin spielte erst unter Klauß und aufgrund einer prekären Personallage eine kleine Rolle in der Kampfmannschaft, spielte aber meist nur in der Regionalliga. Ob er stärker ins Team hineinwächst, wird die Sommervorbereitung zeigen. Bei ihm ist bisher zu konstatieren, dass er den Vorschusslorbeeren nicht gerecht wurde.

Betrachtet man das große Ganze und auch die Synergien mit den offensiven Flügeln, würde es in Rapids Mittelfeldzentrum sehr eng werden, falls Matthias Seidl ausfällt. Während der Sechser/Achter-Raum grundsätzlich ausreichend bestückt scheint, wird es knapp, falls es auf der Zehnerposition zu einem Engpass kommt.

Eigentlich müsste Rapid sich hier also auch noch um eine möglichst flexible Verstärkung, etwa einen Achter/Zehner-Hybrid umsehen. Situative Positionsrochaden aus anderen Mannschaftsteilen heraus, könnten wiederum diese unter Druck setzen, was die Gesamtlage nicht hundertprozentig zufriedenstellend macht.

Fix: Seidl
Fraglich: Kaygin
Situativ: Lang, Strunz
Abgänge: Keine

Rechtsaußen

Auf der rechten Offensivposition plant Rapid klar mit Christoph Lang, der sich gut einfügte und sicher noch Potential nach oben hat. Vom 22-jährigen Schweden Isak Jansson hält Markus Katzer viel und er ist ein potentieller Ersatz für Lang, aber angesichts des Grüll-Abgangs wohl eher als Linksaußen eingeplant.

Als zusätzliche Alternative kommt Oliver Strunz zurück. Der vor allem von Zoran Barisic stets als riesiges Talent angepriesene Offensivallrounder müsste allerdings einen gewaltigen Sprung machen, um eine ernsthafte Rolle zu spielen. Zudem ist unklar, wie schnell er nach seiner langwierigen Verletzung wieder voll auf der Höhe ist. Wieso der Vertrag des oft lethargisch wirkenden 23-Jährigen ohne Not bis 2027 verlängert wurde, versteht unter sämtlichen Rapid-Beobachtern kein einziger…

Jovan Zivkovic wiederum ist das wohl größte Talent im Rapid-Kader und definitiv für die beiden offensiven Flügelpositionen und nicht eine Position im Zentrum eingeplant. Der bald 18-Jährige soll weiterhin behutsam aufgebaut werden und wird sowohl links, als auch rechts Chancen auf Einsatzminuten bekommen.

Auch hier ist also sichtbar, dass Rapid im ersten Anzug mit Lang zwar grundsätzlich gutes Rüstzeug hat, in der Kaderbreite aber mal wieder vor einer echten Lotterie steht. Würde Zivkovic einen klaren Leistungssprung machen, wäre weiter nichts passiert und man könnte sich glücklich schätzen. Wenn es beim Toptalent aber doch länger dauert und Strunz so spielt, wie vor seiner Verletzung, wäre die Rechtsaußenposition ausgesprochen dünn besetzt.

Eine Unbekannte stellt hier noch Noah Bischof dar. Der Vorarlberger war im Frühjahr an die Vienna verliehen, spielte dort teils als Rechtsaußen, teils als Stürmer, erzielte in elf Partien sechs Tore und fünf Assists. Es ist recht wahrscheinlich, dass Rapid ihn ab der kommenden Saison im Kader behalten wird. Welche Rolle er allerdings einnehmen wird, ist noch nicht seriös zu beantworten. Auch eine neuerliche Leihe ist bei ihm wohl zumindest nicht auszuschließen.

Fix: Lang, Strunz, Jansson
Fraglich: Bischof
Situativ: Zivkovic, Seydi
Abgänge: Keine

Linksaußen

Der Grüll-Abgang nach Bremen wird Rapid enorm weh tun. Der Salzburger war in der laufenden Saison der konstanteste Unterschiedsspieler der Grün-Weißen und vor allem die hohe Anzahl an Scorerpunkten (20 in der Liga, 11 im Cup, 2 im Europacup) zu ersetzen, wird eine schwierige Aufgabe werden. Es ist eine Last, die der zwar mit großen Anlagen gesegnete, aber Zeit seiner Karriere nie effiziente Isak Jansson alleine nicht schultern wird können.

Hinzu kommen zwei verletzte Spieler als Alternativen: Thierry Gale wird frühestens im Winter ein Thema sein und machte bisher auch nicht den Eindruck hier verlässlich eine Lücke schließen zu können. Auch Ismail Seydi wird nach seiner Knieoperation noch monatelang fehlen und war vor allem aufgrund seiner technischen Defizite lediglich ein willkommener Einwechsler. Seydi hat sicher noch großes Verbesserungspotential, zumal er gerade erst – recht rasant – in den Profifußball aufstieg, aber ein Big Picture um ihn herum aufzubauen, wäre ebenfalls höchst riskant.

Rapid benötigt für die Linksaußenposition also eigentlich einen „Königstransfer“, vor allem weil auf dieser Position enorm viele Scorerpunkte ersetzt werden müssen. Es sieht allerdings aktuell eher danach aus, als würde Katzer auf Jansson als neuen „Einser“ für die Linksaußenposition setzen. Hier betreibt Rapid aber ein Spiel mit dem Feuer.

Fix: Jansson, Gale, Seydi, Zivkovic
Situativ: Strunz
Abgänge: Grüll

Angriff

Aktuell verfügt Rapid über vier Stürmer. Guido Burgstaller ist natürlich als Kapitän eine Konstante, aber in der noch laufenden Saison wurde bereits deutlich, dass der Zahn der Zeit auch am Torschützenkönig von 2023 nicht vorbeizieht. Sich so blind auf den 35-Jährigen zu verlassen, wie es noch in der Vorsaison der Fall war, wird sich demnach 2024/25 nicht mehr ausgehen und war schon 2023/24 stets riskant.

Fally Mayulus Leistungsanstieg kommt allerdings zur richtigen Zeit und der Franzose könnte in der kommenden Saison den nächsten klaren Schritt nach vorne machen. Wenn sich der 21-Jährige gegen den Ball noch (deutlich) verbessern kann, hätte Rapid in ihm einen absoluten Topstürmer. Im Laufe der Saison erwies sich jedoch auch er als launenhaft und nicht immer voll bei der Sache. Hundertprozentig darauf zu spekulieren, ist also trotz seines riesigen Potentials riskant.

Wie beschrieben, könnte auch Noah Bischof eine Option darstellen. Der 21-Jährige ist allerdings ein ähnlicher Spielertyp wie Mayulu und könnte unter dieser „Ähnlichkeit“ ein wenig leiden. Andererseits wäre ein Konkurrenzkampf für Mayulu kein Fehler, zumal dieser ohnehin dazu neigt, sich zu schnell sicher zu sein, dass „alles gut“ ist.

Aus der zweiten Reihe rückt mit Furkan Dursun ein kopfballstarker Youngster nach, der in der laufenden Saison bereits ein wenig „hineinschnuppern“ durfte. Da dieser aber noch einen Vertrag bis 2027 besitzt und in der aktuellen Konstellation nur wenige Chancen auf Einsätze hätte, würde eine einjährige Leihe Sinn machen – idealerweise mit einem Bundesligaklub, denn in der 2. Liga könnte er ohnehin bei Rapid II auflaufen. Da Tobias Hedl in der Regionalliga Ost möglicherweise sogar Torschützenkönig wird (16 Tore in 26 Spielen) darf man auch ihn nicht komplett außen vor lassen. Der Bruder des Rapid-Keepers ist allerdings bereits 21 Jahre alt.

Auch weil man mit Zimmermann und Druijf nicht mehr sinnvoll planen kann, hat Rapid also dennoch einen kleinen Engpass auf der Stürmerposition. Im Falle eines Burgstaller-Ausfalls, der wie die aktuelle Saison zeigte, nie auszuschließen ist, lastet der Druck vollkommen auf Fally Mayulu – voraussichtlich mit Bischof als Backup. Und ab kommender Saison gibt es auch keinen Marco Grüll mehr, der im Sturmzentrum einspringen könnte. Situative Alternativen wären Christoph Lang, der im Sturm-Nachwuchs als Stürmer auflief und Oliver Strunz, bei dem jedweder Plan aus zuvor beschriebenen Gründen eine Lotterie ist.

Was hier augenscheinlich fehlt, ist ein „Wühler“, also ein Spielertyp wie Erwin Hoffer beim letzten Meistertitel, Taxiarchis Fountas vor einigen Jahren oder das, was Sinan Karweina beim SK Austria Klagenfurt zuletzt war. Letzterer ist bei Rapid übrigens kein Thema mehr: Er würde den Österreicher-Topf zu sehr belasten. Allerdings ist dies ein Argument, von dem sich Rapid langsam aber sicher verabschieden muss, wenn man mit den Top-3 der Liga Schritt halten will. Auch im Hinblick darauf, dass Rapid-Trainer Klauß aufgrund der besseren Einbindung von Mayulu wohl Gefallen an einem Zwei-Stürmer-System gefunden hat.

Fix: Burgstaller, Mayulu
Fraglich: Bischof, Druijf, Zimmermann
Situativ: Lang, Strunz
Nachwuchs: Dursun, Hedl
Abgänge: Keine

Fazit

Rapid hat mal wieder sehr geringe finanzielle Mittel. Es ist eine Henne-Ei-Situation, denn würde man sich für eine europäische Gruppenphase qualifizieren, wäre man liquider. Da diese Teilnahme aber noch nicht sicher ist, kann man sich zum Beginn des Transfersommers nicht so bewegen wie man es gerne hätte. Wodurch wiederum die Qualifikation für eine europäische Gruppenphase ungleich schwerer wird. Und einen „Vorgriff“ auf eine hypothetische Zielerreichung wird Rapid nicht tätigen.

Demnach gibt es einige Kaderpositionen, auf denen die absolute Priorität liegt und andere, die man nur nach Möglichkeit noch weiter stärken könnte.

Aber setzt Rapid hier die richtigen Prioritäten? Klar ist, dass beide Außenverteidigerpositionen neu und/oder zusätzlich besetzt werden müssen. Hier dürfte Rapid bereits weit in der Planung sein. Ebenso wie in der Innenverteidigung, wo Raux Yao bereitsteht, Cvetkovic im Begriff ist, wieder voll fit zu werden. Mit einer Schöller-Verpflichtung könnte man die Kaderdichte auch ausreichend ausbalancieren.

Offensiv muss Rapid aber massiv aufpassen, dass der Qualitätsabfall durch den Grüll-Abgang und das Abbauen von Guido Burgstaller nicht zu groß wird. Hier auf eine Leistungs- bzw. vor allem Effizienzexplosion von Jansson oder das Wiedererstarken bzw. eigentlich eher erstmalige Erstarken von Rückkehrern wie Strunz oder Gale zu hoffen, ist in höchstem Maße riskant.

Im Grunde würde Rapid zwei Toptransfers für die linke Flügelposition und das Sturmzentrum benötigen, um wirklich dafür zu sorgen, dass der bevorstehende, qualitative Aderlass abgefedert wird. Am „romantischsten“ wäre es natürlich, wenn etwa Jovan Zivkovic in Grülls Rolle wachsen könnte und seine Leistungen aus dem Nachwuchs auch in den Profifußball übersetzt. Damit zu planen ist aber praktisch unmöglich.

Stolze Ablösesummen, hohe Handgelder und auch hohe Gehälter sind aber allesamt Dinge, die Rapid in der aktuellen Lage nicht berappen kann – auch wenn man im Sommer einige Spieler von der Gehaltsliste streichen kann und die eine oder andere Million aus Transfers in die Kassa gespült wird. Demnach ist es wichtig zu verstehen, dass Rapid einmal mehr – zumindest teilweise – „durchtauchen“ muss und weiterhin im Umbruch ist. Auch Leihgeschäfte, wie zuletzt mit Kongolo und Kasanwirjo werden wohl wieder Optionen sein, um Dichte und Qualität aufrechtzuerhalten. Nachhaltigkeit, wie sie etwa Sturm Graz oder der LASK mit ihren teils teuren Einkäufen gewährleisten, ist bei Rapid nur „ein Level drunter“ möglich – nämlich mit jungen Talenten, wie etwa Schöller. Das ist natürlich ebenfalls eine legitime Vorgehensweise, allerdings deutlich unsicherer – und deshalb auch günstiger, als Spieler der Marke Höjlund, Emegha oder Marin Ljubicic, um erneut den Vergleich zu den nächstbesten Bundesligateams zu ziehen.

Wie fast jedes Jahr ist auch 2024/25 zu erwarten, dass ein oder zwei Rapid-Nachwuchsspieler einen Sprung nach vorne machen werden. Womöglich auch welche, die man aktuell noch gar nicht auf dem Radar hat. Mit derartigen Entwicklungsschritten zu planen, ist aber ausgesprochen schwierig. Den einen oder anderen Transferkracher in „Raux-Yao-Dimensionen“ wird es also noch benötigen, falls man nicht nur reagieren, sondern auch aktiv agieren will. In diesem Artikel haben wir aber vorerst auch nur die aktuell bekannten Transfergerüchte analysiert – es ist also sehr wahrscheinlich, dass Rapid noch einige Spieler in der Hinterhand hat, die bisher öffentlich noch nicht thematisiert wurden.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen