In der Geschichte des brasilianischen Fußballs etablierten sich die vier Bundesstaaten Rio de Janeiro, São Paulo, Rio Grande do Sul und Minas Gerais als die vier erfolgreichsten. Ihre besten Klubs formen gemeinsam die G12, die zwölf Großen, die bisher fast alle brasilianischen Meisterschaften gewinnen konnten. Zudem tat sich das Dutzend (Botafogo, Flamengo, Fluminense, Vasco da Gama, Corinthians, Palmeiras, Santos, São Paulo, Grêmio, Internacional, Atlético Mineiro, Cruzeiro) gemeinsam mit Bahia für lange Zeit als “Clube dos 13” (Klub der 13) zu einer gemeinsamen Interessensvertretung zusammen. Aber auch außerhalb dieser Giganten gibt es interessante Projekte im brasilianischen Fußball, auf welche man ein Auge werfen sollte. Diese drei Klubs könnten für Überraschungen sorgen.
#1 RB Bragantino
Der Energydrink-Hersteller Red Bull entdeckte in den 2000er-Jahren das Potenzial des Fußballs in São Paulo und trat im Jahr 2007 mit dem Klub „Red Bull Brasil“ in Erscheinung, der seinen Sitz in Bragança Paulista, etwa 66 Kilometer nördlich der Stadt São Paulo, hat. Nachdem man einige Spielzeiten im Regionalfußball von São Paulo verbrachte, gelang 2015 der Aufstieg in die höchste Liga des Bundesstaates sowie die Klassifikation zur Série D, der niedrigsten landesweiten Spielebene. Der gewünschte Erfolg blieb jedoch aus. Red Bull übernahm somit 2019 den damaligen Zweitligisten CA Bragantino und änderte im folgenden Jahr, nachdem der Verein in die Série A, Brasiliens höchste Liga, erreicht hatte, den Namen zu „Red Bull Bragantino“ sowie die Hauptspielfarben zu rot-weiß.
Vor allem zwei Trainer prägten seit dem Aufstieg die Geschichte der Mannschaft. Der erste war Mauricio Barbieri. Der Brasilianer war bereits von 2013 bis 2017 Übungsleiter von RB Brasil und übernahm das Team im September 2020 erneut. Nach einem zehnten Platz in seiner ersten Saison blühten die Braga Boys, wie die Mannschaft auch genannt wird, im Jahr 2021 auf. Barbieri erreichte den sechsten Platz, wodurch man zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte an der Copa Libertadores teilnehmen durfte, überzeugte aber auch durch das Erreichen des Finales der Copa Sudamericana 2021, in welchem man sich jedoch dem Ligakonkurrenten Athletico Paranaense geschlagen geben musste. Am Ende der Saison 2022 räumte Barbieri seinen Posten, nachdem Bragantino unter seiner Führung nur Platz 14, das schlechteste Ligaergebnis seit dem Aufstieg, erreichte.
Der Portugiese Pedro Caixinha, der zuvor hauptsächlich in Mexiko und im arabischen Raum tätig war, beerbte Barbieri als Übungsleiter mit Beginn des Spieljahres 2023. Unter ihm verstärkte man die Mannschaft, deren Fundament Barbieri formte. So kamen beispielsweise Matheus Fernandes vom Meister Palmeiras, das uruguayische Talent Thiago Borbas von River Plate Montevideo, der Stürmer Eduardo Sasha von Atlético Mineiro oder Juninho Capixaba von Fortaleza, die sich allesamt als wichtige Bestandteile für die Mannschaft entpuppten.
Caixinha musste seine Mannschaft somit erst noch aufeinander abstimmen, wofür die Staatsmeisterschaft von São Paulo (Paulistão) der perfekte Nährboden war. In der Gruppenphase setzte man sich gegen Inter de Limeira, Traditionsverein Santos und Botafogo-SP durch. Letztere eliminierte man anschließend auch direkt im Viertelfinale, bevor man auf die Überraschungsmannschaft Água Santa traf, die Bragantino in der Folge durch das Elfmeterschießen ausschaltete. Statistisch gesehen mussten sich das Team von Pedro Caixinha keineswegs verstecken, hatte man doch den besten Balleroberer (Matheus Fernandes, 161 Balleroberungen) und den besten Schlüsselpassgeber (José Hurtado, 14 Schlüsselpässe) des ganzen Turniers im Team. Demgegenüber war allerdings die Chancenauswertung das größte Defizit. Die Braga Boys schossen knapp acht Tore weniger, als sie sich statistisch erarbeitet hatten, was die größte Differenz zwischen geschossenen und erwartbaren Toren aller Klubs darstellte. Nichtsdestotrotz war das Halbfinalende kein Misserfolg und diente vielmehr als Vorbereitung für die brasilianische Meisterschaft.
Zwar musste sich Bragantino noch in den Wettbewerb einfinden, was sich in nur sieben Punkten aus den ersten sechs Spielen niederschlägt, doch solch eine lange Durststrecke war lediglich die Ausnahme. Fortan kämpfte man sich die Tabelle hoch und sprang nach fünf Partien in die obere Tabellenhälfte, die man danach nicht wieder verlassen sollte. Der einzige Weg, den die Braga Boys kannten, war nach oben und die Schlüsselspiele wurden gewonnen, beispielsweise gegen 4:0 gegen ein schwächelndes Flamengo oder 2:0 gegen das Grêmio, für das Luis Suárez eine fabelhafte Saison spielte. Nach dem zwischenzeitlichen zweiten Plat, ließen die Kräfte jedoch im Endspurt nach und es wurde lediglich Platz sechs, nach einer stolzen Saison, in der sich Torhüter Cleiton mit 16 weißen Westen auszeichnete und Pedro Caixinha im September und Oktober zum Trainer des Monats gewählt wurde.
In die aktuelle Spielzeit muss man sich wie im Vorjahr erst reinfinden. So musste man im Paulistão erneut im Halbfinale gehen, dieses Mal stellte sich Santos den Braga Boys entgegen, und auch die Qualifikationsphase für die Copa Libertadores überstand man nicht. Nichtsdestotrotz erreichte man bereits die K.O.-Phase der Copa Sudamericana in einer Gruppe mit Racing aus Argentinien, Coquimbo Unido aus Chile und Sportivo Luqueno aus Paraguay. Zudem bewegt man sich in der brasilianischen Meisterschaft im Tabellenmittelfeld und hat noch alle Chancen auf eine hohe Tabellenplatzierung im noch jungen Wettbewerb.
In diesem Prozess entwickelt sich RB Bragantino stetig weiter. Man baute ein neues Trainingsgelände, dem der Name „Centro de Performance & Desenvolvimento” (CPD) verliehen wurde. Zur Infrastruktur des CPD zählen unter anderem sieben Fußballplätze, eine kleine Arena für 1000 Zuseher, eine eigene Unterkunft zur Spielvorbereitung sowie modernste Trainingsanlagen, die sogar eine Laufbahn mit verringerter Gravitation beinhaltet. Neben den Einrichtungen sorgte man mit unter anderem einem Wasserwiederverwendungssystem und 3000 gepflanzten Bäumen auch für die Nachhaltigkeit des Projekts.
Mit dieser Investition in die Zukunft will man auch für eine optimale Talenteförderung sorgen. Der Nachwuchs von Bragantino machte indes bereits wichtige Zwischenschritte, hat er sich doch 2023 bei der renommierten Next Generation-Trophy in Salzburg, einem sehr berühmten Turnier für Jugendteams, gegen Atlético Madrid und Sporting Portugal durchgesetzt. Mit U20-Südamerikameister Douglas Mendes hat bereits ein Nachwuchsspieler den Sprung über den großen Teich in die Mozartstadt geschafft und durfte in Österreich spielen. Aktuell ist er jedoch wieder zurück an Bragantino verliehen, damit er die Spielweise in seiner Heimat besser kennenlernen kann.
Alles in allem hat sich Red Bull in Braganca Paulista einen verheißungsvollen Standort aufgebaut, der die RB-DNA in Südamerika repräsentiert und zur Förderung der landesweiten Talente gehen soll. Dass der brasilianische Fußball ein aussichtsreiches Sprungbett für größere Herausforderungen darstellt, zeigt sich jährlich durch zahlreiche Transfers europäischer Vereine und wird durch die IFFHS, einer internationalen Vereinigung von Fußballstatistikern, bestätigt. Diese listete den Campeonato Brasileiro im Jahr 2023 auf Platz vier der besten Ligen weltweit, vor der deutschen Bundesliga und der Ligue 1, 2022 sogar den ersten Platz.
#2 – Cuiabá EC
Beim zweiten Klub handelt es sich um den jüngsten Verein der heutigen Auswahl. Dass Cuiabá überhaupt zu seinem heutigen Status kam, war anfangs gar nicht vorgesehen. Doch mittlerweile ist O Dourado (benannt nach dem in Südamerika weit verbreiteten Dourado-Fisch) einer der besten Klubs seines Bundesstaates Mato Grosso, erreichte die erste Liga Brasiliens und konnte sich auch bereits international messen. Doch alles von Anfang.
Zwölf Jahre dauerte die Karriere von Luís Carlos Tóffoli, dessen Spitzname Gaúcho sich durch seine Herkunft, dem Bundesstaat Rio Grande do Sul, herleitet. Als Spieler machte er sich vor allem einen Namen bei den beiden brasilianischen Traditionsklubs Palmeiras und Flamengo, spielte aber auch für Lecce in Italien. Nach seiner Karriere setzte sich Gaúcho in Cuiabá, der Hauptstadt des mittelwestlichen Bundesstaates Mato Grosso, zur Ruhe, wo er Ende der 1990er-Jahre eine Akademie zur Talenteförderung aufstellte.
Er sah erfolgversprechendes Potenzial im Nachwuchs und gründete nach der Jahrtausendwende seinen eigenen Fußballverein, womit am 12. Dezember 2001 die „Escolinha do Gaúcho“ geboren war. Bis Ende 2002 traten die Talente lediglich in Nachwuchswettbewerben an, bevor es im folgenden Jahr ein Umdenken gab und aus der Escolinha der professionelle „Cuiabá Esporte Clube“ wurde. Gleich bei der ersten Teilnahme dominierte man die Staatsmeisterschaft von Mato Grosso, verlor aus den insgesamt 16 Spielen nur drei und holte den ersten von bisher 13 Staatstitel. Elf davon gewann man dabei in den letzten vierzehn Jahren, womit man hinter Mixto EC die zweiterfolgreichste Mannschaft des zentralwestlichen Bundesstaates ist. Zwar musste das Projekt aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten zwischenzeitlich pausiert werden, doch in den 2010er-Jahren feierte man einen stetigen Aufstieg, im Zuge dessen man 2016 zum ersten Mal die Copa Sudamericana bestritt und von der Série D bis in die Série A aufstieg.
Für die Saison 2021, der ersten auf der größten nationalen Bühne, erkannte Cuiabá die Notwendigkeit zu Verstärkungen. Es wurden mit Torhüter Walter, den Verteidigern Marllon und Alan Empereur, sowie dem Angreifer Jonathan Cafu Spieler geholt, die sich mittlerweile zu Rekordspielern und im Falle von Walter auch zu einem wahren Publikumsliebling entwickelten.
Als kleiner Klub gab es nur eine Mission – und die hieß den Abstieg zu verhindern, denn die Traditionsklubs der Liga machen einen großen Teil der Platzierungen in gewisser Weise unter sich aus. Nach einem schwachen Start, den man teils auf einem direkten Abstiegsrang verbrachte, beendete man die Saison auf Platz 15 und retteten vier Punkte den Dourado vor dem direkten Wiederabstieg. Mit selber Anzahl war man 2022 vom roten Strich entfernt, bis das Spieljahr 2023 eine Besserung brachte. Cuiabá überholte zwischenzeitlich Giganten wie Atlético Mineiro und Corinthians und besiegte unter anderem São Paulo mit 2:1 oder Flamengo mit 3:0, wodurch das Team scherzhaft „Cuiabayern“ getauft wurde. Der zwölfte Platz ist das bisher beste Ergebnis der Grün-Gelben und führte zur dritten internationalen Teilnahme
Für einen gewissen Prozentsatz des Erfolges verantwortlich war Deyverson. Der Stürmer ist in Deutschland bestens aus seiner Zeit beim 1. FC Köln bekannt, in der brasilianischen Fußballgeschichte verewigte sich der 33-Jährige durch sein Finaltor im Copa Libertadores-Endspiel 2021 gegen Flamengo, als er einen Fehler von Andreas Pereira ausnutze und Palmeiras zum Kontinentalmeister schoss. Bei Cuiabá, die ihn ablösefrei von Palmeiras holten, verzeichnet er mittlerweile in jedem zweiten Spiel eine Torbeteiligung, womit oftmals wichtige Punkte eingefahren werden konnten. Mittlerweile ist Deyverson sogar Cuiabás Rekordtorschütze in der Série A, wurde zuletzt aber aufgrund von Uneinigkeiten bezüglich einer Vertragsverlängerung nicht eingesetzt. Als größtes Talent im Kader von Cuiabá gilt der Linksverteidiger Rikelme, der aus der eigenen Jugend stammt und in diesem Jahr bereits in der U23-Nationalmannschaft sein Können unter Beweis stellen durfte.
In Cuiabá steckt ein talentierter Kader, der durch die vorhin erwähnten Stammspieler, die seit dem Aufstieg da sind, gestärkt ist, doch ein klarer Kritikpunkt ist die Kontinuität an der Seitenlinie. Seit 2021 standen der Mannschaft sieben verschiedene Trainer für zehn oder mehr Partien vor. Mehr sind es sogar noch, insofern man Interimsengagements berücksichtigt. Mit diesen kommt beispielsweise Luis Fernandez Iubel auf vier Amtszeiten bei Cuiabá. Seit dem Aufstieg kommt nur der Portugiese Antonio Oliveira auf über 30 Partien als Cuiabá-Coach, womit Kontinuität nur bedingt erreicht werden kann. Der jetzige Übungsleiter Petit, ein Landsmann Oliveiras, erlebte einen holprigen Start in Mato Grosso, konnte zuletzt aber mit einem 5:0 gegen Fortaleza den größten Série A-Sieg der Grün-Gelben einfahren.
Alles in allem ist der Underdog Cuiabá EC ein außergewöhnliches Fußballprojekt, dessen Teilnahme am brasilianischen Top-Fußball nicht unverdient ist. Dank den üppigen Möglichkeiten, sich durch die Liga für das internationale Geschäft zu qualifizieren, profitiert Cuiabá von Mehreinnahmen und kann sich zudem mit ähnlichem Kaliber anderer Länder messen. In naher Zukunft sieht es des Weiteren danach aus, dass das man eher in der zweiten Tabellenhälfte landet, doch für überraschende Ergebnisse ist Cuiabá, das mittlerweile zu einer Beteiligungsgesellschaft (in Brasilien: SAF, Sociedade Anônima do Futebol) umstrukturiert wurde, zu haben. Darüber hinaus hat man sich dieses Jahr zum ersten Mal für die K.O.-Phase der Copa Sudamericana qualifiziert. Hinter den Kulissen wird indes ein neues Trainingsgelände gebaut und auch der Ausstatter wurde gewechselt. Künftig rüstet der italienische Trikothersteller Kappa die Grün-Gelben aus. Die Entwicklung Cuiabás wird also weiterhin zu beobachten bleiben.
#3 – Fortaleza EC
Im Bezug auf das Alter stellt der Fortaleza EC, kurz einfach nur Fortaleza, einen Kontrast zu den beiden anderen hier vertretenen Klubs dar. Der Leão do Pici (Löwe von Pici, einem Viertel in Fortaleza), so der Spitzname des Vereins, wurde bereits 1918 in Fortaleza, der Hauptstadt des Bundesstaats Ceará gegründet gegründet, zehn Jahre früher als CA Bragantino, dem späteren RB-Klub. Im Nordosten Brasiliens, einer der fünf Makroregionen Brasiliens, zählt Fortaleza zu einem der erfolgreichsten Vereine neben Bahia aus dem gleichnamigen Bundesstaat sowie Sport Recife (Pernambuco) und Vitória (Bahia). Ihr größter Rivale ist jedoch der Ceará SC, der ebenfalls in der Hauptstadt von Ceará residiert.
Gemeinsam machen sich beide Klubs die Staatsmeisterschaft von Ceará (portugiesisch: Campeonato Cearense) im Grunde unter sich aus. Gemeinsam haben sie insgesamt rund 81% aller Saisons des Bewerbs gewonnen, was 92 von 113 ausgetragenen Turnieren entspricht. Während es im 21. Jahrhundert noch keinem Klub gelang, die beiden Giganten vom Thron zu stoßen, hieß im Jahre 1995 das letzte Mal der Meister nicht Ceará oder Fortaleza, sondern Ferroviário AC. Nach der diesjährigen Austragung ist das große Duo wieder auf Augenhöhe mit jeweils 46 gewonnen Staatsmeisterschaften, nachdem Ceará eine fünfjährige Durststrecke beenden konnte. Nachdem Fortaleza kürzlich die diesjährige Copa do Nordeste, einem Regionalpokal des Nordostens, gewann, sind sie auch in diesem Wettbewerb mit ihrem größten Rivalen gleich auf.
Auf nationaler Ebene spielte die Tricolor do Pici – Fortalezas Vereinsfarben sind blau, weiß und rot – bisher 14-mal in der Série C, 18-mal in der Série B und befindet sich seit 2019 wieder in der Série A, wo sie aktuell ihre 26. Spielzeit absolvieren. Die erfolgreichste Zeit in letzterer Liga liegt jedoch schon lange zurück, 1960 und 1968 wurde man zweimal Vizemeister, als man die Endspiele gegen Palmeiras beziehungsweise Botafogo verlor. Seit der Rückkehr auf die höchste Ebene lässt sich der Fußball in Fortaleza wieder sehen und eine Entwicklung ist zweifelsohne bemerkbar.
Die Rückkehr in die Série A gelang mit der São Paulo-Legende Rogério Ceni, der während seiner aktiven Zeit zum torgefährlichsten Schlussmann der Fußballgeschichte wurde. Unter ihm dominierte Fortaleza die Série B 2018, in welcher man nur zwei Spieltage nicht auf Platz eins stand. Der Staatstitel 2019 war der Anfang eines Fünferpacks in jenem Wettbewerb, den bis 2023 jedes Jahr gewann, was davor lediglich Ceará vor über 100 Jahren gelang. Zudem holte Fortaleza auch die Copa do Nordeste zum zweiten Mal in der Klubhistorie. Im Brasileirão, wie die Série A umgangssprachlich genannt wird, sicherte sich der Leão, die beste Platzierung aller Mannschaften des Nordostens Brasiliens. Nach dem Abgang von Ceni im Jahr 2020 verhinderte die Tricolor noch den Abstieg, doch mit dem Argentinier Juan Pablo Vojvoda, der zuvor hauptsächlich Teams in seiner Heimat betreute, fand man einen vielversprechenden Übungsleiter, der die Mannschaft wieder auf Vordermann bringen konnte.
Vojvoda ist erst der zweite ausländische Trainer in Fortalezas Geschichte, doch seine Ideen fanden auf Anhieb Anklang in Pici. Bei seinem Debüt gewann seine Truppe gleich mal mit 6:1 gegen Crato in der Staatsmeisterschaft von Ceará. Die Trophäe jenes Bewerbs konnte Vojvoda als erster Ausländer bei Fortaleza folglich auch emporheben, wobei kein einziges Spiel verloren ging. Ein Rekord, der nach 53 Jahren wieder gebrochen wurde. Auch im nationalen Pokal überraschte man und schritt bis in das Halbfinale fort, wo erst gegen Atlético Mineiro schluss war. Davor eliminierte man unter anderem den Erzfeind Ceará mit 4:1 sowie den Giganten São Paulo mit 5:3 im besten Copa do Brasil-Klubjahr aller Zeiten. Der Höhepunkt des Jahres war jedoch die Ligasaison. Der Leão do Pici mischte als Außenseiter im Titelkampf mit Schwergewichten wie Palmeiras oder Flamengo mit, besetzte vom zweiten bis zum vierten Spieltag sogar den ersten Platz, und beendete das Jahr schließlich als Vierter, womit Historisches gelang. Vojvodas Fortaleza war das erste Team des Nordostens, das die Top vier erreichte und sich für die Copa Libertadores qualifizierte.
In der Saison 2022 wiederholte Fortaleza mit dem Double aus Campeonato Cearense und Copa do Nordeste den lokalen Erfolg, während man überregional erneut in größeren Gefilden aktiv war. Dieses Jahr reichte der sechste Platz noch für die Qualifikationsrunden der Copa Libertadores, während man in eben jenem Turnier mit dem Achtelfinale immerhin gleich in die K.O.-Runde einzog. Schluss war gegen die Argentinos Juniors.
Anschließend scheiterte man zwar in der Qualifikation für das internationale Geschäft, doch das sollte sich als Segen herausstellen. Die Gruppenphase der Copa Sudamericana wurde mit fünf Siegen und nur einer Niederlage souverän überstanden, bevor man den paraguayischen Meister Libertad sowie die Ligakonkurrenten América Mineiro und Corinthians ausschalten, und damit in das Finale einziehen konnte. Dort wartete mit LDU Quito eine aufstrebende Mannschaft, die sich mit Vojvodas Landsmann Luis Zubeldía ecuadorianischer Champion krönte. Erst im Elfmeterschießen entschied sich die Partie zugunsten der Ecuadorianer, doch die Silbermedaille stellt einen Zwischenschritt in Fortalezas stetigem Wachsen dar.
Dies bestätigt sich auch in der Tatsache, dass die IFFHS, eine Vereinigung von Fußballstatistikern, den Leão do Pici zwischen November 2022 und Oktober 2023 auf Platz sechs der besten Mannschaften der Welt einordnete. Damit war man als zweitbeste südamerikanischer Klub hinter Palmeiras noch vor Schwergewichten Flamengo, dem FC Bayern München und dem FC Barcelona.
Juan Pablo Vojvoda ist dabei die Konstante Fortalezas. Am letzten Gruppenspieltag der diesjährigen Copa Sudamericana (2:1 gg. Sportivo Trinidense) stand der Argentinier zum 233. Mal bei einem Pflichtspiel an der Seitenlinie des Leão do Pici, wodurch er zum Chefcoach mit den meisten Spielen bei Fortaleza wurde. In den vier Jahren an der Seitenlinie konnte sein Team zudem fast jeden Gegner, auf das man in der brasilianischen Liga traf, besiegen. Einzig Botafogo steht der Vollendung dieser Errungenschaft noch im Wege, im letzten Aufeinandertreffen gab es ein 1:1 am sechsten Spieltag der Série A.
All der Erfolg in Juan Pablo Vojvodas Trainerlaufbahn geht bereits auf seine Spielerkarriere zurück. In den 1990ern erhielt er seine fußballerische Ausbildung bei Newell’s Old Boys, deren Cheftrainer zu dieser Zeit ein gewisser Marcelo Bielsa war. Bei Newell’s begann auch seine Trainerlaufbahn, zweimal betreute er La Lepra interimistisch. In Fortaleza verstand Vojvoda es sich immer wieder taktisch neu zu erfinden. Während er in seiner Debütsaison 2021 noch auf ein System mit Dreierkette setzte, wechselte er inzwischen auf Viererkette und konnte seinem Stil, den viele bereits entschlüsselt hatten, eine neue Wende geben. Mit Abwehrspieler Emanuel Brítez, Mittelfeldspieler Tomás Pochettino und Stürmer Juan Martín Lucero formte sich auch eine kleine Argentinien-Achse. Letzterer ist gegenwärtig noch vor den beiden Flügelspielern Yago Pikachu und Moisés Fortalezas Toptorschütze.
Die Staatsmeisterschaft konnte man in der aktuellen Spielzeit zwar nicht verteidigen, ganz knapp verlor man im Elfmeterschießen gegen Erzfeind Ceará, doch in der Copa Sudamericana gewann man Gruppe D vor dem argentinischen Traditionsklub Boca Juniors und trifft im Achtelfinale auf den Gewinner der Partie Internacional Porto Alegre vs. Rosario Central. In die Série A muss man sich erst noch finden, gewann man doch erst zwei Spiele und kassierte zuletzt gegen Cuiabá eine heftige 0:5-Klatsche. Nichtsdestotrotz ist das Projekt Vojvoda bei Fortaleza eines der spannendsten des brasilianischen Top-Fußballs und sein Vertrag wurde erst dieses Jahr bis Ende 2025 verlängert. Der Leão do Pici wird also wohl auch in Zukunft noch aufhorchen lassen.
Tim Bosnjak, abseits.at
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