Mit einem 2:1-Sieg bei Wisla Krakau startete Rapid erfolgreich in die neue Saison. Wir sehen uns nach dem Spiel im Speziellen die Leistungen der... Analyse: So schlugen sich die neuen Rapid-Spieler gegen Wisla Krakau

Mit einem 2:1-Sieg bei Wisla Krakau startete Rapid erfolgreich in die neue Saison. Wir sehen uns nach dem Spiel im Speziellen die Leistungen der Neuverpflichtungen der Grün-Weißen an.

Vier Spieler gaben beim Auswärtsmatch in Krakau im neuen 4-2-2-2 von Trainer Robert Klauß ihr Debüt in Grün-Weiß. Im Grunde waren die Leistungen überzeugend, aber bei allen vier Spielern gibt es noch Luft nach oben.

Bendegúz Bolla

Der ungarische Nationalspieler war aufgrund seiner roten Karte nach einem völlig unnötigen, groben Foul natürlich der größte Pechvogel auf Seiten Rapids und veränderte mit diesem Einstieg den gesamten Charakter einer Partie, die für Rapid auch bequemer hätte ablaufen können.

Davor allerdings zeigte er bereits klar und deutlich, was man von ihm erwarten darf. Speziell die Spielhöhe Bollas war für einen Außenverteidiger außergewöhnlich. Er agierte im Schnitt praktisch auf derselben Höhe wie die Stürmer (diese allerdings über einen längeren Zeitraum und in Unterzahl etwas zurückgezogen) und Isak Jansson. Während Seidl als einer von zwei offensiven Mittelfeldspieler stark ins Zentrum rückte, gab Bolla als nomineller Verteidiger das Äquivalent zu Jansson auf links.

In dieser Grafik sind die Durchschnittspositionen aller Spieler über ihre gesamte Spieldauer zu sehen. Bolla ist hier Rapids Nummer 77. Seine enorm hohe Position hätte Wisla Krakau eigentlich die Chance gegeben, den Raum hinter ihm bzw. den teils klaffenden, offenen Raum zwischen Bolla und Hofmann (20) deutlich intensiver zu bespielen.

Es passierte aber das Gegenteil: Wisla griff primär über rechts an und der Linksverteidiger Rafal Mikulec (4) ließ sich massiv hinten hineindrängen, anstatt für Entlastung und eine Verlagerungsoption in etwas höheren Positionen zu sorgen.

Zählbares lieferte Bolla zwar noch nicht, aber gerade gegen technisch unterlegene Gegner wird dieser enorme Offensivdrang, wie man ihn bei Rapid auf dieser Position wohl zuletzt von Christopher Trimmel sah, eine echte Waffe sein. Gesteigerte xA-Zahlen und schließlich auch Assists ist dieser Position sind praktisch nur eine Frage der Zeit. Worauf es schlussendlich aber mehr ankommen wird ist die Frage, wie Bolla seine Rolle gegen gleichwertige oder stärkere Gegner anlegen wird. Dies könnte man zum ersten Mal beim Bundesligastart gegen Sturm Graz am nächsten Sonntag sehen.

Serge-Philippe Raux Yao

Der 197cm große, französische Innenverteidiger sah bereits in seinem ersten Pflichtspiel für Rapid wie ein Fels in der Brandung aus. Der 25-Jährige ist ein durchaus kompletter und sehr präsenter Abwehrspieler, der bei seinem Debüt vor allem mit seinen Klärungen, aber auch tiefen Balleroberungen punkten konnte.

Zudem zeigte er auch schon im ersten Spiel seine Stärken im Pass- und Aufbauspiel. 91% seiner Pässe kamen an den Mann, was natürlich eine Topstatistik ist, aber auch damit zusammenhängt, dass Rapid im Aufbau vor allem nach der roten Karte kein besonderes Risiko nahm, sondern eher auf Sicherheit setzte. Die Entscheidungsfindung welche Pässe zu spielen sind, ist bei Raux Yao dennoch ausgezeichnet. So spielte er beispielsweise fünf Pässe ins letzte Drittel – und alle fünf fanden den gewünschten Abnehmer.

Auch zu sehen waren jedoch noch einige Abstimmungsschwierigkeiten aufgrund von mangelnder Eingespieltheit – sowohl mit Keeper Hedl, der allerdings selbst einen unsicheren Eindruck machte, als auch mit Nebenmännern. Die Kommunikation und Abstimmung ist also definitiv noch verbesserungswürdig, sollte mit mehr Spielen aber nach und nach kommen.

Mamadou Sangaré

Dass Mamadou Sangaré aufgrund seines gesamten Fähigkeiten- und vor allem Aktivitätsprofils ein idealer zentraler Mittelfeldspieler für Rapid sein wird, haben wir bereits in unserer detaillierten Spieleranalyse unmittelbar nach dem Transfer verdeutlicht. Wie wertvoll er für Rapid sein wird, zeigte er nun erstmals gegen Milan und schließlich auch beim Auswärtsspiel in Krakau.

Der junge Malier ist extrem umtriebig, balanciert seine Laufwege aber so aus, dass er im Schnitt auf der Sechserposition und wie zu erwarten tiefer als Grgic spielt. Obwohl er selbst das Verteidigen nicht als seine Stärke bezeichnet, zeigte Sangaré starke Ansätze in Pressing und Gegenpressing, sowie im sofortigen Umschalten nach Balleroberungen, was für die meisten Gegner nur sehr schwer zu verteidigen sein wird. Zudem spielte kein Spieler mehr progressive Pässe als er und die Passmuster waren ausgewogen und auch von Überraschungsmomenten geprägt, wie etwa bei einem perfekten, tiefen Zuspiel auf Auer, das gleich zwei Linien des Gegners brach.

Sangaré ist definitiv die offensichtlichste Verstärkung für Rapid und er wird binnen kürzester Zeit zu einem absoluten Schlüsselspieler für die Hütteldorfer werden.

Dion Beljo

Beim kroatischen Stürmer sieht man vor allem zwei Dinge: Seine gut sichtbaren, tollen Anlagen, aber auch einen fehlenden Spielrhythmus, was seinem erfolglosen letzten halben Jahr in Augsburg geschuldet ist.

In Ansätzen sah man bereits, was Beljo auszeichnet: Der 195cm-Mann antizipiert gut, dribbelt sehr zielgerichtet und technisch fein, versteht es, seine Gegner von sich wegzuhalten. Auch seine kombinatorischen Fähigkeiten konnte man vor allem in einer guten Aktion mit Nebenmann Burgstaller beobachten.

Zwei Dinge fehlen dem Kroaten aber noch: Zu allererst natürlich ein Erfolgserlebnis, was aber auch daran lag, dass er noch nicht ideal von seinen Nebenleuten „gefüttert“ wurde und Wisla das Zentrum sehr eng machte. Außerdem könnte er gerade als Nachfolger von Fally Mayulu im hohen Pressing noch ein wenig intensiver zu Werke gehen, um Rapid hier in einer wichtigen Spielphase weitere Verbesserung zu verschaffen. Wie bei anderen neuen Spielern merkt man allerdings auch, dass Beljo noch ein wenig die Abläufe fehlen und er sich erst an seine neue Rolle und seine Mitspieler gewöhnen muss.

Seine Passquote war mit 95% bei 19 Pässen ausgesprochen gut, seine Zweikampfquote allerdings – ebenso wie die von Burgstaller (17%) – mit nur 19% Erfolg verheerend. Beim Gespann aus Burgstaller und Beljo hatte man ein wenig das Gefühl, dass sich die beiden gegenseitig auf den Füßen stehen. Wie auch bei Raux Yao am anderen Ende des Feldes wird es hier noch darauf ankommen, Automatismen einzustudieren und eine spielerische Selbstverständlichkeit ins Spiel zu bekommen, was nach dem ersten Pflichtspiel natürlich noch nicht funktionieren kann.

Noah Bischof

Ebenfalls sein Pflichtspieldebüt für Rapid gab der Vorarlberger Noah Bischof, der im vergangenen Frühjahr an die Vienna verliehen war. Auch bei ihm sieht man gute Ansätze, allerdings kam er in einer undankbaren Phase des Spiels in die Partie und konnte sich offensiv nicht entfalten. Bei seiner einzigen Abschlusschance nach gutem Laufweg, rutschte ihm der Ball über den Rist. Allerdings verteidigte der 21-jährige konsequent und stellte sich gleich zum Debüt gut in den Dienst der Mannschaft.

Das neue System

Wenn man personelle Neuzugänge beleuchtet, muss man auch das eine oder andere Wort zum neuen System verlieren. Wie schon die oben stehende Grafik mit den Durchschnittspositionen zeigt, war Rapid in seiner neuen 4-2-2-2-Grundordnung sehr kompakt und agierte aus einem sehr engen Block heraus. Diese Anordnung sorgte auch dafür, dass die Hütteldorfer nach Balleroberungen oder dem Überspielen einer gegnerischen Linie gut ausschwärmen konnten und so offene Räume und vor allem kurze Passwege vorfanden. Die in der Grafik angezeigten 71 Meter Blockgröße auf der y-Achse sind irreführend, weil sie auch die Extrempositionen von Cvetkovic (55) und Dursun (66) miteinbeziehen. Mit freiem Auge erkennt man allerdings die Kompaktheit und ausgewogene Spielhöhe der Grün-Weißen.

Gradmesser war das Spiel gegen Wisla dennoch keines. Einerseits weil der Gegner deutliche technische Nachteile hatte und andererseits wegen der roten Karte, die die Partie schlussendlich zu einem „einfach gewinnen, egal wie“-Match machte. Dass Klauß mit dem Systemwechsel einen etwas systematischeren Plan verfolgt, als man ihn im turbulenten, teils chaotischen Saisonfinish 2023/24 sah, ist jedoch schon jetzt offensichtlich. Die kommenden Rapid-Spiele werden alleine deshalb ausgesprochen spannend und es wird sicher die eine oder andere Facette geben, die man bisher noch nicht klar beobachten konnte.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen