Er gilt als Macher hinter den Erfolgen des FC Brentford und war Medienberichten zufolge im Sommer Kandidat bei Manchester United auf die Nachfolge von... Thomas Frank: Der skandinavische David Moyes

Er gilt als Macher hinter den Erfolgen des FC Brentford und war Medienberichten zufolge im Sommer Kandidat bei Manchester United auf die Nachfolge von Erik ten Hag. Warum Thomas Frank immer noch einer der unterschätztesten Trainer der Premier League ist.

Von Bröndby zu Brentford

Einen Namen machte sich Thomas Frank zunächst in den Jugendauswahlen der dänischen Nationalmannschaft, wo er für die U16, U17 und schlussendlich die U19 verantwortlich war. Es folgte 2013 die erste Profistation im Vereinsfußball. 103 Spiele und knapp weniger als drei Jahre saß Frank bei Bröndby IF auf der Trainerbank. Meistertitel: Fehlanzeige. Aber: Frank baute ein schlagkräftiges Team aus jungen Spielern auf.

Nach dem Abgang von Frank trug seine Aufbauarbeit umgehend Früchte, denn es folgten der Vizemeistertitel und der Meistertitel für den dänischen Traditionsklub.

Zunächst Co-Trainer bei Brentford

Neun Monate nach seinem Abgang bei Bröndby wurde Thomas Frank zum Co-Trainer von Dean Smith bestellt.

Eine Position, die er knapp zwei Jahre innehatte. Eine Zeit, in der Brentford vor allem taktisch einen großen Sprung nach vorne. Es war die Handschrift von Thomas Frank, die sich zeigte.

Nach den Plätzen 10 und 9 in der Championship trennte sich der Klub schlussendlich von Dean Smith und Frank übernahm Brentford.

Cheftrainer seit Oktober 2018

Sechs Jahre ist der Däne nun bei Brentford im Amt und führte den Mittelständler der Championship in den Saisonen 2019/2020 und 2020/2021 jeweils auf Platz 3 der Championship.  Schied man in der ersten Saison noch im Playoff um die Aufstiegsplätze auf, gelang der Aufstieg ein Jahr später.

In der obersten englischen Spielklasse hatte man mit dem Abstieg bisher trotz eines vergleichsweisen Minibudgets nur wenig zu tun: Platz 13, Platz 9 und Platz 15 stehen seither zu Buche.

Nach sieben Spielen in der aktuellen Saison liegen die Bees mit zehn Punkten auf Platz 11. Sieben Punkte beträgt der Abstand zu den Abstiegsplätzen, lediglich vier Punkte auf die internationalen Plätze.

Klub mit wenig Budget

Der FC Brentford gehört zu den finanzschwächeren Klubs der Premier-League, dennoch gab man dieses Jahr knapp 100 Millionen Euro am Transfermarkt aus, im Jahr zuvor waren es knapp 75 Millionen Euro, ein weiteres Jahr zuvor waren es noch knapp 50 Millionen.

Was Brentford aber auszeichnet, ist weniger die Höhe der investierten finanziellen Mittel, sondern was der Klub daraus macht.

Team im Vordergrund

Was in Brentford zählt sind nicht die Einzelspieler, sondern das Team und so verwundert es wenig, dass der FC Brentford keine nennenswerten Stars in seiner Mannschaft hat, sondern über das Kollektiv punktet.

Und so dürfte den Dänen Frank auch der Abgang von Ivan Toney nur wenig gestört haben, der speziell diesen Sommer für viel Wirbel gesorgt hatte. Zusätzlich war er letztes Jahr länger gesperrt, weil er gegen Wettregeln verstoßen hatte.

Apropos Kollektiv – das ist vor allem eines: Skandinavisch. Gleich sechs Skandinavier stehen im Kader der Bees. Der Großteil kommt wie der Coach aus Dänemark.

Neben skandinavischen Spielern punktet der Klub vor allem damit, dass er auf junge Spieler setzt und einen guten Riecher bei Spielern hat, die andere bereits abgeschrieben haben. Sepp van den Berg und Nathan Collins sind wohl beste Beispiele, wie man die Karrieren junger Spieler, die sich bei ihren Klubs nicht wirklich durchsetzen konnten, wiederbelebt.

Fokus auf junge Spieler

Die Transferpolitik in Brentford ist stark auf die Zukunft fokussiert.

Dieses Jahr etwa wurden mit Igor Thiago, Sepp van den Berg, Fabio Carvalho, Gustavo Nunes und Jayden Meghoma gleich vier hochtalentierte Spieler geholt – Thiago ist mit 23 Jahren der älteste.

Das Durchschnittsalter der Bees beträgt derzeit 24,6 Jahre. Nur zum Vergleich: Das Team von West Ham United ist im Schnitt um vier Jahre älter.

Der „skandinavische David Moyes“

Zwischen den beiden Übungsleitern gibt es große Parallelen.

Beide haben in ihrer Zeit als Trainer aus wenig viel gemacht, beide brauchen keine großen Budgets oder Stars und beide wurden lange Zeit unterschätzt. Frank steht heute da, wo David Moyes 2013 stand. Der Schotte war damals mehr als zehn Jahre erfolgreich beim FC Everton gewesen, ehe er zu Manchester United gewechselt war. Ein Schritt, der sich als Dämpfer in der Karriere herausstellen sollte. Wohl mit ein Grund, warum Frank trotz Interesse anderer Klubs in Brentford bleibt.

Was sie überdies verbindet, ist, dass sie zu den größten Taktikfüchsen ihrer Zunft gehören. Beide verstehen es ihr Team auf den Gegner einzustellen und dessen Schwachstellen zu nützen. Ihre Teams sind schwer zu bespielen.

Breite taktische Palette

Dass Brentford schwer zu bespielen ist, liegt insbesondere daran, dass Thomas Frank die taktische Aufstellung seiner Mannschaft permanent ändert und der Gegner sohin nie weiß, was ihn erwartet. Garniert mit einem aggressiven Pressing, werden die Bees sohin zu einem schwer einzuschätzenden Gegner.

Gegen Tottenham und Manchester City war es ein 5-3-2, gegen West Ham United und Liverpool ein 4-4-2, gegen Wolverhampton ein 4-2-3-1 und gegen Southampton ein 4-3-3. Sechs Spiele, vier unterschiedliche taktische Variationen – abgestimmt auf die Stärken und Schwächen des Gegners.

Thomas Frank und seine Mannschaft beherrschen die ganze Palette an taktischen Formationen und jeder, der sich im Fußball auskennt, weiß, dass die taktische Umstellung der Mannschaft zu den schwersten Aufgaben gehört. Dies erfordert Training, taktische Disziplin und Spieler, die neue Taktiken schnell verstehen.

Meister der Taktik mit großer Zukunft

Frank ist ein Meister der Taktik. Einer, dem man gerne zusieht und einer, der weiß, wie man den Gegner zur Verzweiflung bringen kann. Und jedenfalls einer, der sich Spiel für Spiel für höhere Aufgaben anbietet.

Patrick Stummer